Chopper

"Hexentanz am Brocken"

Chopper gehören auf endlose Highways. 
Nicht so das Custombike von Horst M. .
Er wohnt zwar im Harz, doch mit den Hexen
 vom Brocken hat er nichts zu tun.

Text&Fotos: Winni Scheibe



Als um 1960 die 650er Triumph T110 in England vom Fließband rollten, steckte die Chopper-Szene noch in den Kinderschuhen. Und, ob die damaligen europäischen Kradler überhaupt schon etwas von der Subkultur wussten, ist fraglich. Wer in den USA, dem Ursprungsland aller Chopper, seine BSA, Triumph, AJS, Norton, Indian oder Harley "choppte", gehörte zu den Außenseitern. Es war ein kleiner Haufen, wild, aufmüpfig, unrasiert, langhaarig, kurzum eine Gesellschaft, die so gar nicht in das verspießte, bürgerliche Nachkriegsamerika passen wollte. In der Beliebtheitsskala der Motorradclubs, kurz "MCs", standen englische Bikes ganz oben, Harleys waren noch lange nicht das Maß der Dinge.




Fast 40 Jahre später hat sich das Bild grundlegend gewandelt. Chopper sind salonfähig geworden, Biker genießen Ansehen. Schließlich könnte der Typ auf der Harley ja der Chef von der Hausbank, oder der nette Rechtsanwalt von nebenan sein. Zum guten Ruf gehört eine Harley, nur wer im Moment noch nicht so viel Kleingeld auf dem Konto hat, fährt eine Suzuki Intruder. Britische Bikes aus den 60er und 70er Jahren sind in diesem Kreis jedoch rar geworden. "Und genau deswegen gefallen sie mir so gut", verkündet Horst M. . "Die Eisen sind rundherum klassisch, mit Technik zum Durchgucken und einer Motorencharakteristik, die haargenau zur Chopperphilosophie passt." Die Triumph T110 wurde vom Harzer Chopperfan umgebaut. Außer den Triebwerken ist bei diesen Rundumschlägen aber kaum etwas so, wie es mal war, geblieben.




Abgesehen vom optischen Glanz ist das "pre-unit"-Triebwerk, das Getriebe ist bei dieser Triumph-Generation noch am Motorblock angeflanscht, serienmäßig. Und damit hat sich das Thema "original- T110" auch schon erledigt. Der Doppelrohr-Starrrahmen ist vom englischen Zubehörmarkt, die um 2,5 Zoll gekürzte Telegabel von Ceriani aus Italien. Auf die Speichenräder mit Alu-Felgen ist vorne ein 100/90V19 Avon Reifen und hinten ein 190/50V17 Schlappen aus dem Hause Metzeler montiert. Echt Triumph, aber von einer 68er Bonneville, ist die Duplex-Halbnaben-Trommelbremse im Vorderrad. 

Eine interessante Konstruktion ist der Öltank. "Der Bottich war früher mal ein Feuerlöscher und die Anschlussröhren für die Ölleitungen gehören eigentlich zu einem Armaturen-Set am Waschbecken", verrät der Customizer. Ebenfalls selbstgemacht ist die 2-in-1 Auspuffanlage, die handgedengelten Radabdeckungen und Fußrastenanlage. Für Fahrlicht sorgt ein Scheinwerfer von der Ente. Im Werk stecken sechs Monate Arbeit, gekostet hat der Spaß rund 35.000 Mark.







Dieses Custombike ist ausgefallen, ein einmaliges Edelteil, das auch ohne "Panhead-Motor", "Springergabel" und "Fishtail-Auspuff" mächtig was hergibt. Wer den Chopper "live" erleben möchte, braucht nur in den Harz zu fahren. Aber Achtung, am Brocken gibt´s Hexen. Das Fotomodell Britt ist nachweislich keine Hexe. 



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