Spezialisten in Deutschland


"Schnelle Drehzahlmesser"

"Angefeuert und Angezeigt"

Elektronische Bauteile kamen bei Motorrädern erst Mitte der 60er Jahre
in Mode. Die Drehzahlmesser funktionierten bis dahin mechanisch,
Zündanlagen arbeiteten mit Unterbrecherkontakten und mechanischer
Fliehkraftverstellung. Ein Pionier auf diesem Gebiet war damals
Wolfgang Kröber aus Winningen an der Mosel. Heute pflegt
Herbert Pitsch das "Kröber" Erbe.

Text&Fotos: Winni Scheibe



Not macht bekanntlich erfinderisch. Besonders dann, wenn einem mal wieder die Technik im Stich gelassen hat. Als Anfang der sechziger Jahre die Motorradfreunde Horst Seel, Hans Scharenberg und Wolfgang Kröber mit ihren Crossern im Gelände unterwegs waren, konnten sie ein Lied davon singen. Plattfüße, Kettenrisse und Zünddefekte verursachten immer wieder mühselige Reparaturpausen und wenn nach einem "Abflug" etwas zu Bruch ging, wurde es meist auch noch teuer. Besonders ärgerlich war es, wenn dabei der Winkelantrieb für die Drehzahlmesserwelle abbrach. Und so kam Elektroingenieur Wolfgang Kröber auf die Idee, dass ein elektrischer Drehzahlmesser her müsse. Da es aber weder von den Fahrzeugherstellern noch von der Zubehörindustrie solche Instrumente zum Nachrüsten gab, beschloss Kröber solch ein Gerät selbst zu entwickeln.



Uli Pitsch: "Heute wie damals, die Geräte werden in Handarbeit hergestellt"


Er tüftelte einen Schaltplan aus, mit dem die Zündimpulse geglättet und mit einer Zenerdiode stabilisiert wurden. Die Spannungsspitzen waren nun gleichbleibend groß, hatten aber noch die "Drehzahl-proportionale" Frequenz und gelangten schließlich in einen Kondensator. Der hier aufgenommene Strom war "frequenz- sowie drehzahlproportional" und wurde über einen Gleichrichter zum Messinstrument geleitet. Einen zusätzlichen Betriebsstrom brauchte der "Kröber-Drehzahlmesser" nicht. Die "Drehzahl-proportionale" Zeigerbewegung über dem Zifferblatt zeigte die Motordrehzahl exakt an. Eine Eigenschaft, die den gebräuchlichen Motorradinstrumenten oftmals fremd war.



Einst "Kröber" und heute "Pitsch" Drehzahlmesser

Die neue Technik hatte der Winningener in einem stabilen Kunststoffgehäuse untergebracht und gegen die zerstörenden Motorvibrationen in Gummiblöcke am Lenker befestigt. Schnell stellte sich heraus, dass das Gerät narrensicher funktionierte. Bei dem Prototyp sollte es nicht bleiben. Kröber tüftelte weiter und war bald so weit, dass mit sechs verschiedenen Schaltungen sich alle damaligen Motorräder mit seinem elektronischen Drehzahlmesser ausstatten liessen. Die Nachfrage war so enorm, dass der Tüftler seinen Job kündigte und sich ab 1964 mit der Produktion der Messinstrumente selbständig machte. Wie genial dieser Drehzahlmesser ist, beweist die Tatsache, dass das Gerät noch heute nach dem gleichen Schema gefertigt wird. Lediglich das Gehäuse änderte man 1971.



Zündanlagen und Drehzahlmesser

Wolfgang Kröber wurde aber nicht nur durch seine Drehzahlmesser weltberühmt. Mitte 1968 entwickelte der Elektrofuchs eine kontaktlose Zündanlage. Auf einer Grundplatte waren Magnet, Ladeanker und Impulsgeber befestigt. Drehte sich das am Kurbelwellenstumpf angeschraubte Leitstück über den Magneten, wurde der Hochleistungsspeicher-Kondensator in der speziellen Zündbox aufgeladen. Wischte kurze Zeit später das Leitstück über den Impulsgeber, erfolgte der Zündfunke an der Kerze. Im Vergleich zu herkömmlichen Mustern verfügte die Kröber-Zündung über 30 Prozent mehr Leistung und arbeitete wartungsfrei. Der sonst erforderliche verschleißfreudige Unterbrecherkontakt und die mechanische Fliehkraftverstellung waren nicht mehr erforderlich.

 


Heute leitet Herbert Pitsch das Unternehmen


Genau wie der Drehzahlmesser liess sich das neue Zündsystem fast an jedes Motorrad bauen. Es gab Anlagen für Magnet- oder Batteriezündungen, für Ein-, Zwei-, Drei-, Vier- und Sechszylinder-Motoren, für Zweitakt- und für Viertakt-Triebwerke. Im Rennsport waren die Drehzahlmesser und Zündanlagen von Kröber bald nicht mehr wegzudenken. Die Liste der Erfolge füllt Buchbände. Aber auch bei den Straßensport- und Tourenfahrern waren die zuverlässigen Kröber-Geräte beliebt. 
1981 verstarb der begabte Elektronen-Dompteur. Herbert Pitsch, seit 1969 als technischer Leiter verantwortlich, machte sich 1988 mit dem Betrieb selbstständig. Gemeinsam mit seinem Sohn Uli und drei Mitarbeitern kümmert er sich wie eh und je um die Produktion und Wartung der Kröber/Pitsch Produkte.



Herbert Pitsch


Motorradfahrer, die vor 25 oder 30 Jahren einen Kröber-Drehzahlmesser oder eine Zündanlage gekauft haben, brauchen um den Service nicht zu bangen," verspricht Herbert Pitsch. "Selbst für die alten Geräte haben wir noch genügend Ersatzteile und können sie reparieren. Darüber hinaus betreuen wir während der Saison im Fahrerlager von VFV-Oldtimer-Veranstaltungen und bei IDM-Läufen alle Piloten, die mit unseren Pitsch-Produkten unterwegs sind."



Service wurde bei Herbert Pitsch groß geschrieben


Kontakt:
"Kröger/Pitsch-Firmennachfolger" 
www.hpi.be

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