Zünd- und Lenkschlüssel erneuern
"Schloss-Kunde"
Solange Zünd- oder
Lenkschlüssel weder verbogen oder gar
verloren sind, denkt wohl niemand
über ihre Daseinsberechtigung
nach. Doch wehe, ein Schlüssel ist
abgebrochen oder unauffindbar.
Wir geben Tipps, wie man sich bei diesem
Malheur weiterhilft.
Text&Fotos: Winni Scheibe |
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Wieder mal der totale
Stress. Beim Griff zur Brusttasche fährt einem der Schreck in die
Glieder: Wo sind die Schlüssel? Und wenn so etwas vorkommt, ist man
bestimmt meilenweit von der Heimat entfernt. Aber nicht nur
verschluderte Schlüssel können Kopfschmerzen bereiten, auch wenn der
Lenk- oder Zündschlüssel so blöd abbricht, dass er nicht mehr zu
gebrauchen ist, bleibt man vorerst der Gelackmeierte.
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Bis in die achtziger
Jahre mussten Biker zwei Schlüssel mit sich herumschleppen. Mit einem
wurde das Lenkschloss ab- und aufgeschlossen, mit dem anderen die
Zündung aktiviert. Manchmal ist ein weiterer Schlüssel für die
Sitzbank und ein vierter sogar für das Tankschloss oder Helmschloss
erforderlich. Erst seit es das Zentralschloss gibt, genügt ein
Schlüssel für alle Schlösser. Trotzdem, gut 60 Prozent aller Bikes
sind heute noch immer mit einem separaten Zünd- und Lenkschloss
ausgestattet. Die Diebstahlsicherung ist am Steuerkopf angeschweißt und
stammt in aller Regel von Neiman. Für den Service ist die Firma Konrad
in Miltenberg zuständig. "Im Prinzip sind es zwei Probleme, die Biker
mit dem Lenkschloss erleben können", weiß man bei Neiman zu
berichten. "Bricht der Schlüssel beim Ab- oder Aufschließen ab,
bleibt meist der vordere Teil im Schloss stecken. Mit einer Spitzzange,
Pinzette oder auch kräftigen Fingernägeln lässt sich das
Überbleibsel aber herausziehen. Verfügt man über einen
Ersatzschlüssel, ist das Missgeschick halb so schlimm, aber auf jeden
Fall sollte man sich umgehend einen Zweitschlüssel besorgen. Aber auch
wenn kein Ersatzschlüssel existiert und selbst die Schlüsselnummer
unbekannt ist, können wir bei Vorlage der beiden zerbrochenen
Schlüsselteile einen Nachschlüssel anfertigen."
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Passiert das Malheur
während einer Urlaubsfahrt oder sonst wo fern der Heimat, hat der
Motorradfahrer schlechte Karten. Ist das Fahrzeug ordnungsgemäß
abgeschlossen und der Schlüssel ist futsch, kann es Tage dauern, bis
der Ersatzschlüssel per Post eintrudelt. "In diesem Fall hilft nur
noch, das Schloss auszubohren. Doch ruck-zuck mit einem Bohrer die
Diebstahlsicherung `knacken` kann fatale Folgen haben", betonen die
Schlossexperten. "Wer mit Gewalt das Schloss ausbohrt, kann im
Gehäuse die Arretierung für den neuen Schließzylinder so stark
beschädigen, dass das Schloss unter Umständen nicht mehr eingesetzt
werden kann. Ist nach dieser Gewaltaktion das Schloss so zerstört, dass
es sogar als Muster unbrauchbar ist, kann es bei der Neubeschaffung
Probleme geben. Daher sollte man unbedingt, bevor man dem Schloss mit
dem Bohrer zu Leibe rückt, die Nummer neben dem Schlüsselbart
notieren. Es gibt nämlich gut 40 bis 50 verschiedene Ausführungen.
Steht zum Beispiel auf dem Schloss die Code-Nummer MO 319/1 oder 0141,
wissen wir sofort, um welchen Typ es sich handelt. Ein Nachschlüssel
lässt sich allerdings nach dieser Nummer nicht anfertigen."
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Mit etwas handwerklichem
Geschick, sorgfältiger Arbeitsweise, einer Bohrmaschine, einem
Sortiment Bohrer und weiterem Werkzeug lässt sich das Schloss
ausbohren. Zuerst wird der Niet von der Abdeckung behutsam
herausgeschlagen. Hierzu sind ein flacher Meißel und ein Hammer
erforderlich. Schon nach ein oder zwei leichten Schlägen fliegt der
Niet heraus. Jetzt kann die Bohraktion beginnen. Es empfiehlt sich
zunächst, mit einem 2 oder 3 mm Bohrer vorzubohren. Der Bohrer wird in
Höhe vom Schlüsselbart angesetzt. Da das Schloss aus Messing ist - nur
der eigentliche Schließbolzen ist aus Stahl - lässt sich ohne große
Mühe bohren. Schritt für Schritt wird danach das Loch etwas
vergrößert, bis sich der Schlosskern herausziehen lässt. In jedem
Fall sollte das ausgebohrte Schloss als Muster für das Ersatzschloss
aufgehoben werden. Unter keinen Umständen darf ein zu langes Schloss
eingebaut werden, da dies während der Fahrt einrasten kann und so die
Lenkung blockiert. Ein Sturz wäre die unausweichliche Folge! Das
Einsetzen des neuen Schlosses - der Schlüssel wird hierbei in
Abschließrichtung gedreht - ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Zum
Abschluss der Schlossreparatur wird der Niet für die Abdeckplatte
eingeschlagen.
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Verliert der Biker den
Zündschlüssel, läuft, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts mehr. Lässt sich weder der Ersatzschlüssel noch ein Nachschlüssel auf die
Schnelle besorgen, bleibt dem geplagten Motorradfreund nur der Griff in
die berühmt-berüchtigte Trickkiste. Das Zündschloss wird mit einem
Stück Kabel kurzgeschlossen. Hat man das geliebte Vehikel heil nach
Haus bekommen, kann man sich nun in Ruhe um Ersatz kümmern. Ist die
Schlüsselnummer bekannt oder der Schlüssel abgebrochen, kann wie
bereits oben beschrieben auch für das Zündschloss ein Ersatzschlüssel
angefertigt werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für die modernen
Zentralschlösser.
Bleibt der Schlüssel
für immer verschollen, fehlt auch der Ersatzschlüssel und ist
obendrein die Schlüsselnummer unbekannt, braucht das Schloss aber nicht
gleich erneuert zu werden. Mit einem Spezialverfahren können
Nachschlüssel angefertigt werden. Fachbetriebe für das Nachfertigen
von Schlüsseln sind die Firmen Körtner in Bad Oeynhausen und Lübbecke. Fast
jedes Schloss lässt sich hier mit einem neuen Schlüssel
bestücken. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um das Zündschloss, ein
Zentralschloss oder nur um einen neuen Schlüssel für
das Tank- oder Helmschloss handelt. Die Schloss-Experten
peilen mit einem Otoskop - ähnlich wie ein Ohrenarzt mit einem
Hohlspiegel eine Gehör- oder Trommelfell-Untersuchung durchführt - in
das Schlossinnere und können haargenau den benötigten Ersatzschlüssel
anfertigen. Der einfachste Weg, an die benötigten Nachschlüssel zu
kommen, ist das Schloss auszubauen und einzuschicken. Je nach
Schlüsseltyp kostet der Ersatz inklusive Versandkosten zwischen 10 und
30 Euro. Im Schnitt muss mit einer Woche Wartezeit gerechnet werden.
Sicherlich preisgünstiger als ein neues Schloss einzubauen, zumal der
Aufwand für Schlossaus- und -einbau in beiden Fällen gleich ist.
Handelt es sich um einen Oldtimer oder ein ausgefallenes Fahrzeug, bei
dem sich das Schloss nur mit großem Aufwand oder gar nicht ausbauen lässt, kann das Fahrzeug aber auch per Hänger zu
den Experten
transportiert werden. Vor Ort erhalten dann die Schlösser ihre neuen
Schlüssel.
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Adressen:
Fa. Konrad GmbH
Neiman-Schlossdienst
Postfach 1528
63885 Miltenberg
Tel. 09371-3015
Fa. Schloss-Körtner
Brüderstr. 8
32547 Bad Oeynhausen
Tel.: 05731-79500
Körtner GmbH
Sicherheitsfachgeschäft
Osnabrücker-Str. 104 (B65)
32312 Lübbecke
Tel.: 05741-4303 oder
05741-310423
www.koertner.de
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