BMW Spezial-Modelle

Métisse-BMW: "Projekt M1"
Modelljahr 2002

"Highway-Surfer"

Moderne Bikes sind ausgereifte Großserienfahrzeuge,
Individualität wird dabei allerdings zur Massenware.
Wer aus der Reihe tanzen will, lässt sich etwas Außergewöhnliches
einfallen und baut das Bike um. Das "Projekt M1" vom 
Team Métisse ist hierfür ein gutes Beispiel.

Text&Fotos: Winni Scheibe




BMW Bikes genießen einen guten Ruf. Sie verkörpern Tradition, Zuverlässigkeit und Seriosität, sie sind aber auch grundsolide. Auf die Idee einen aggressiven Highway-Surfer auf den Markt zu bringen, wie es etwa Triumph mit der Speed Triple oder Ducati mit der Monster machte, würden die BMW Manager in München nie kommen. Das überlassen sie lieber engagierten Zubehörherstellern. Bestes Beispiel für die Kreativität ist das Team Métisse in Auenwald bei Stuttgart. 

Viele Motorradfahrer sind Individualisten, der Trend zum umgebauten Motorrad ist ungebrochen, Motorradfahrer möchten sich wie eh und je mit ihrem Bike von der breiten Masse abheben," erzählt Horst Edler, Firmenchef vom Team Métisse. Und er muss es wissen. Seine Firma vertreibt in erster Linie ein umfangreiches Zubehörprogramm für Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki, Triumph und Ducati. "Was es bei uns bisher jedoch nicht gegeben hat, sind Zubehörteile für BMW Bikes. Nach meiner Einschätzung besteht aber auch hier ein großes Interesse, und so bin ich auf die Idee gekommen in einer Machbarkeits-Studie eine BMW R1100S radikal umzubauen, frei nach dem Motto "machen was machbar ist". Die Studie ist allerdings gleichzeitig auch ein Entwicklungsträger für eigenes Zubehör, das speziell von uns für BMWs gefertigt wird," verrät Horst Edler bei einem Interview im Jahr 2002.


Team Métisse Chef: Horst Edler


Der Startschuss für dieses Vorhaben fiel bereits Ende 2001, via Computer wurde eine Design-Entwurf erstellt. Ziel war es, ein optisch eigenständiges Bike auf die Räder zu stellen, das sich deutlich von der bekannten BMW absetzt, bei dem sich aber auch gleichzeitig die Fahrbarkeit durch geringeres Gewicht und eine entspannte Sitzposition verbessert. Der eigentliche Umbau begann im Frühjahr 2002. Von der ursprünglichen BMW R1100S blieb außer dem Fahrwerk, Rädern und Motor nichts übrig. "Bei dem Tank und der Ein-Mann-Sitzbank haben wir uns an klassische Vorbilder erinnert, beide Bauteile sind in hervorragender handwerklicher Meisterarbeit aus Aluminium handgedengelt. Modern sind dagegen die beiden seitlich integrierten Xenon-Scheinwerfer und das Ram-Air-System über dem 18-Liter-Tank, durch das der Fahrtwind direkt in die Airbox gepresst wird. Unter dem Tank sind alle wichtigen elektrischen Bauteile versteckt. Als optischer Gag wurde die Alu-Oberfläche von Tank und Sitzbank nicht wie allgemein üblich Hochglanz poliert, sondern nur grob geschliffen und dann mit Klarlack überlackiert," lässt Horst Edler wissen.


Team Métisse: Insrumenten-Konsole


Team Métisse: Tank


Team Métisse: Fußrastenanlage


Team Métisse: Sitzbank und Auspuffanlage


Team Métisse: Lenkanschlag


Team Métisse: Motor-Tuning


Der neue Front- und Heckrahmen wurde aus filigranen Edelstahlrohren gefertigt. Für umfangreiche Fahrerinformation sorgen ein elektronisches Cockpit mit Roadbook und ein GPS-Navigationssystem. Genau wie Tank und Sitzbank ist auch die Auspuffanlage eine eigene Entwicklung vom Team Métisse. Die aus Edelstahl gefertigten "2-in-1-in-2"-Auspuffkrümmer gepaart mit den beiden hochverlegten Titan-Schalldämpfern bringen rund 10% mehr Motorleistung, für die Drehmoment- Steigerung konnte ein Plus von gut 20% im mittleren und oberen Drehzahlbereich erzielt werden. Am Motor selbst wurden jedoch keinerlei Tuning-Massnahmen durchgeführt.




Für eine sportliche Straßenlage und straffen Fahrkomfort sorgt vorn und hinten jeweils ein hochwertiges Öhlins-Federbein. Beachtenswert ist der vom Team Métisse neu entwickelte Lenkanschlag aus Aluminium. Aus Erfahrung ist bekannt, dass bei einem Sturz die originalen Lenkanschläge an der Gabelbrücke sehr leicht abbrechen können. In diesem Fall schlägt die Gabel dann ungehindert weiter ein, und kann großen Schaden an Tank und Telelever verursachen. Der neue Lenkanschlag stoppt die Gabel, kurz bevor sie hart anschlägt, und verhindert in den meisten Fällen teure Sachschäden. Auch der Paralever-Strebe hat sich Horst Edler angenommen. Die "Team Metisse Strebe" ist rund drei Mal stabiler als das original Bauteil und etwas länger, sie hebt das Rahmenheck 20 mm höher. Neben den technischen Änderungen wurden die Felgen auf Hochglanz poliert und im Innenteil anschließend rot lackiert.






Mit dem Projekt M1 ist Horst Edler eine interessante BMW Studie gelungen, die ihre Weltpremiere auf der INTERMOT 2002 in München feierte. Eine Verwandtschaft zur serienmässigen R1100S lässt sich nicht mehr erkennen, das Bike wirkt kraftvoll und maskulin. Aber bereits beim Rangieren merkt man, dass das Bike erheblich leichter ist als die Serien-R1100S. Gut 30 kg weniger Gewicht bringt das Bike auf die Waage. Sitzhöhe und Erreichbarkeit der originalen Stummellenker sind mit der Standard-R1100S identisch. Auch die Stiefel stehen weiterhin auf gleicher Höhe, aber dafür 20 mm weiter hinten auf den Team Métisse Zubehör-Fußrasten. Und trotzdem, man glaubt auf einem vollkommen neuen Motorrad zu sitzen. Man "sitzt im Motorrad", die straffe Fahrwerksabstimmung vermittelt einen direkten Kontakt zur Fahrbahn, der Leistungsgewinn ist deutlich spürbar. Kraftvoll drückt der Boxer-Motor das Bike aus dem unteren und mittleren Drehzahlbereich nun noch stärker vorwärts. Kurvenreiche Landstraßen sind für das Projekt M1 das Eldorado. "Ein Vergnügen, das allerdings seinen Preis hat, 60.000 Euro hat der Métisse-Umbau gekostet. In Serie wird es das Projekt M1 allerdings nicht geben, das Bike bleibt eine Studie, ein Prototyp," betont Horst Edler. 




Team Métisse

Kurzportrait: Horst Edler

Team Métisse kann inzwischen auf eine über 20-jährige Firmengeschichte zurück blicken. Anfang der 80er Jahre waren es vornehmlich Zubehörteile englischer Hersteller, die Firmenchef Horst Edler für klassische Motorräder verkaufte. Im Laufe der Zeit erweiterte Horst Edler das Angebot auf japanische und italienische Motorradmarken. Der nächste große Schritt war die Entwicklung und Herstellung von eigenem hochwertigen Motorradzubehör, von Fußrastenanlagen über Tank-Schnellverschlüsse, Radabdeckungen, Sitzbänke bis hin zu Verkleidungen. Die Fertigung erfolgt nach höchsten Qualitätsansprüchen in Deutschland, viele dieser Produkte sind als Geschmacksmuster geschützt. 
Neu im Angebot ist das "High End" Zubehör für BMW Bikes. Auf die Zubehör-Produkte gewährt Team Métisse 3 Jahre Garantie, der Vertrieb erfolgt neben Deutschland in die europäischen Nachbarländer, aber auch nach Übersee in die USA und nach Japan.


Technische Daten:
Métisse-BMW: "Projekt M1"

 

Basis:
BMW R1100S

Leistung: 98 PS bei 7500/min
Hubraum: 1085ccm
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Gewicht: 229 kg
Baujahr: 2002 mit EVO-ABS-Bremssystem 
Gewicht: 218 kg
Wert: 60.000 Euro

Modifikationen:
Front- und Heckrahmen aus Edelstahl, Hochglanz poliert 

Elektronisches Cockpit mit Roadbook und GPS-Navigationssystem 

Vorne und hinten Mini-Blinker 

18-Liter-Aluminium-Tank mit Ram-Air-System
Tank-Schnellverschluss und zwei integrierten Xenon-Scheinwerfern
Einpersonensitzbank aus Aluminium mit integriertem Rücklicht
Vorne und hinten Öhlins-Federbeine
Vor den Motor verlegter Ölkühler mit Halterung und Abdeckung aus Edelstahl stahlummantelte Ölleitungen
Vorne Carbon-Motordeckel
Original BMW-Felgen, aber poliert und rot lackiert
Edelstahl-"2-1-2"-Auspuffanlage, dadurch 10% mehr Motorleistung
20% mehr Drehmoment im mittleren und oberen Drehzahlbereich
Team-Métisse Fußrastenanlage
Team-Métisse Paralever-Strebe
Team Métisse Lenkanschlag


Info:

www.metisse.de

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