Harley-Davidson Historie
Ein Bericht aus dem Jahr 2003
Happy Birthday
Harley-Davidson wurde 100 Jahre |
Die Legende lebt
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Als 1903 vier junge Amerikaner ihr erstes
Motorrad zusammenbastelten,
ahnte keiner von ihnen, dass sie damit Geschichte schreiben
würden.
Zwar gab es in
Nord-Amerika bald weit über 200 Motorradhersteller,
doch nur
eine Firma schaffte den Sprung in die Neuzeit, überlebte
alle
Höhen und Tiefen: Harley-Davidson. 2003 wurde der
"Mythos
auf zwei Rädern" 100 Jahre alt.
Text:
Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Werk
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Nord-Amerika übt eine kaum beschreibbare Anziehungskraft
aus. Die Weite des Landes, die grenzenlose Schönheit der Natur, der
Lebensstil der Bevölkerung oder irgendwelche Großereignisse ziehen
Tausende von Touristen in die USA. Das Zauberwort heißt: "American
way of life".
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Urlaubsparadies Nummer Eins ist zweifellos Florida,
in der Beliebtheitsskala steht Daytona Beach ganz oben. Was jedenfalls
die Motorradfans betrifft. Jahr für Jahr ist Anfang März das
Ferieneldorado während der "Bike Week" kaum wiederzuerkennen.
Fast alle Maschinen sind Made by Harley-Davidson. Doch kaum eine gleicht
der anderen. Entweder sind sie "gechoppert" oder mit allem
möglichen Krimskrams aufgemöbelt. Bei der "Bike Week" wird
eine Weltanschauung dargestellt, wird demonstriert, dass es für die
Amis nur eine Motorrad-Marke gibt, und die hat eben einen dicken V-Motor
unter dem Tank! Eine Harley-Davidson ist eben nicht nur ein Motorrad,
eine Harley verkörpert Mythos, Tradition, Kultur und Lebenseinstellung.
Geprägt wird diese Marke von einer außergewöhnlichen
Firmenphilosophie. In den vergangenen 100 Jahren ließen sich die
Manager in Milwaukee nie von schnelllebigen Modetrends beeinflussen. Im
Vergleich zu anderen Herstellern, die ständig neue Motorräder auf den
Markt bringen, erfolgte bei Harley-Davidson der Modellwechsel im
Jahrzehnteabstand.
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Ebenfalls außergewöhnlich ist aber auch, dass an
keinem anderen Motorrad soviel herumgebastelt wird. Und so kommt es,
dass jede Maschine ihr eigenes Erscheinungsbild besitzt. Individualität wird in den HD-Kreisen, egal ob in den USA oder in der
restlichen Welt, nämlich ganz groß geschrieben, frei nach dem Motto:
"The Show must go on"!
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Vor 100 Jahren fing alles an
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Die Wiege des Harley-Davidson Mythos
stand in Milwaukee/Wisconsin am Lake Michigan. Hier wuchsen unsere vier
Hauptdarsteller William S. "Bill" Harley sowie die drei
Brüder Arthur, Walter und William H. Davidson auf. Als um 1900 die
ersten Motorräder über amerikanische Holper-Straßen knatterten,
gehörten Bill Harley und sein Freund Arthur Davidson zu ihren großen
Bewunderern. Und es dauerte dann auch nicht mehr lange und sie hatten
die Idee, sich solch ein "Motor Bicycle" selbst zu bauen.
Unterstützung erhielten sie von Arthurs Brüdern William H. und Walter
Davidson sowie Vater William C. Davidson, der ihren Tatendrang mit einer
selbst zusammengezimmerten 3,5 x 5 Meter große Holzbaracke zum
"Schlossern" förderte.
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(Foto: Werk) |
D ie erste "Harley-Davidson"
von 1903, das "Modell O", sah nicht nur
prächtig aus, es fuhr auch hervorragend. In späteren Werbeanzeigen
verwiesen die Firmen-Bosse mit Stolz darauf, dass ihr Bike problemlos
über 100.000 Meilen absolviert hatte. Im nächsten Jahr schraubte die
"four-men-AG" neben ihrer eigentlichen Arbeit drei weitere
Bikes zusammen. Auch das nächste Modell, die "Silent Gray
Fellow", überzeugte durch Zuverlässigkeit. Von einer
Massenfertigung konnte aber noch lange keine Rede sein, 1906 betrug die
Jahresproduktion ganze 50 Motorräder.
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Die jungen Firmengründer 1907:
Arthur Davidson, Walter Davidson, William S. Harley, William H.
Davidson (v.l.n.r)
(Foto: Werk)
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Trotzdem, am 22. 9. 1907 ließ das Quartett ihre
Firma als "Harley-Davidson Motor Company of Milwaukee"
offiziell registrieren. Walter Davidson wurde Präsident und General
Manager; Arthur Davidson erhielt den Posten als Sekretär und
Verkaufsmanager; William A. Davidson fungierte als Vizepräsident und
Produktionsleiter; William S. Harley war der Chefingenieur und
Schatzmeister. In den nächsten Jahren ging es mit dem Geschäft steil
bergauf. Schon 1908 reichte das Händlernetz von der Ostküste bis
Kalifornien. Bereits während seines Ingenieursstudiums hatte sich Bill
Harley auch mit mächtigen V-Triebwerken beschäftigt und schon 1909
brachte Harley-Davidson das "Modell 5 D" mit
einem 45 Grad-V-Motor - dieser Winkel ist, abgesehen von der aktuellen "V-Rod",
bis heute gleich geblieben - auf den Markt. Die Ur-Harley der
zukunftsweisenden Zweizylindergeneration verfügte über 820 ccm,
leistete 7 PS und brachte das Feuerross auf beachtliche 100 Sachen. Bei
der Fertigung der Motorräder legten die Jungunternehmer großen Wert
auf einfache und verständliche Technik. Schließlich gehörte die
"Schrauberei" am Straßenrand damals zum Alltag. 1911
beschäftigte die Firma bereits 500 Mitarbeiter, die 5.625 Maschinen
produzierten, Tendenz steigend.
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Als Bindeglied zwischen Hersteller
und Harley-Fahrern dachten sich die Firmenleitung bereits 1916 die
Werkszeitschrift "The Enthusiast", die es heute
noch gibt, aus. Brachte der Erste Weltkrieg, aber auch der mexikanische
Bürgerkrieg 1916, Not und Elend über die Bevölkerung, profitierte, so
makaber es klingen mag, das HD-Werk von den entsetzlichen Kriegswirren.
Bis Ende 1918 lieferte das Werk 26.486 Maschinen an die US-Army.
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1928 HD-Werksfahrer: Eddie Brink
(Foto: Werk)
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N ach dem Ersten Weltkrieg ging es bei
HD ständig aufwärts. In den kommenden Jahren vergrößerte man die
Werksanlagen in der Juneau Avenue erheblich und peilte eine
Jahresproduktion von über 30.000 Fahrzeugen an. Der Erfolg war den vier
Firmeninhabern aber nicht in den Schoß gefallen. Bis weit in die
zwanziger Jahre hinein waren sie täglich länger als zehn Stunden im
Betrieb beschäftigt. Sie besuchten Abendkurse, lasen
Fachliteratur und bildeten sich weiter. Immer wieder wurden
Produktionsabläufe vereinfacht oder verbessert. Mit diesen Maßnahmen
senkte man nicht nur die Fertigungskosten, sondern konnte die Qualität
ständig steigern. Regelmäßig wurden die HD-Händler zu Schulungen
eingeladen, sie bekamen Reparatur-Handbücher und wurden darüber hinaus
mit Service-Infos versorgt.
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Kundennähe wurde von Anfang an groß geschrieben
(Foto:
Werk) |
S o schnell die Firma den
wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hatte, so schnell stürzte sie Anfang
der zwanziger Jahre in die Krise. Landauf, landab ging das
Motorradgeschäft rapide zurück. Immer mehr Leute kauften sich viel
lieber ein Auto. Waren 1920 etwa 2.500 Personen im Werk beschäftigt,
reduzierte sich in den nächsten Jahren das Personal auf 1000
Mitarbeiter. Trotz der Verkaufsflaute blieb der Betrieb aber weiter im
Familienbesitz.
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1340er Flathead von 1936 |
1930 mußte sich das wechselgesteuerte V-Triebwerk
einer gründlichen Modellpflege unterziehen. Der neue seitengesteuerte "Flathead"
V-Motor hatte 1200 ccm Hubraum. Vier untenliegende Nockenwellen waren
für die Betätigung der stehenden Ventile zuständig. Das neue Modell
gab es in zwei Ausführungen: die "V" als
niedrig verdichtete Maschine für Seitenwagenbetrieb und als hoch
verdichtetes "VL" Sportbike. Mit den beiden
Modellen hatte Harley-Davidson nun echte Flaggschiffe im Programm. Der
sv-Motor leistete etwa 30 PS und beschleunigte die handlichen Bikes auf
gut 150 Sachen.
1936 setzte HD mit der 160 km/h schnellen "Big-Twin"
noch mal eins oben drauf. Die neuen "VLH" wurden
von einem seitengesteuerten 1340er "Flathead"-V-Motor
auf Trab gebracht.
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"Knucklehead" von 1936 |
Zeitgleich
brachte das Werk 1936 die neue "Knucklehead" mit
1000er ohv-Triebwerk auf den Markt. Da die Zylinderköpfe des Motors an
einen Fingerknöchel erinnerte, hatte das Triebwerk rasch seinen
Spitznamen "Knucklehead" weg. In der
Standardversion leistete die "E" 37 PS, und die "EL"
mit höher verdichtetem Motor hatte 40 PS.
Ein halbes Jahrzehnt nachdem man die "E"
präsentiert hatte, setzte das Werk noch eins oben drauf und brachte
1941 die "Knucklehead" mit 1200 ccm auf den
Markt.

Firmenbosse mit der ersten
Knucklehead, die vom Fliessband läuft
(Foto: Werk)
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Legendäre WLA
(Foto:
Werk) |
Nach dem Verkaufstiefstand von 1933 erholte sich in
den folgenden Jahren das Motorradgeschäft bei Harley-Davidson. Bis 1940
lag der jährliche Absatz bei rund 10.000 Maschinen. Nachdem in Europa
der Zweite Weltkrieg bereits mächtig wütete, bereitete sich Ende 1939
die US-Regierung auf ein Eingreifen vor. Für den Kriegseinsatz
bestellte das Verteidigungsministerium 88.000 Harleys vom Typ 750ccm "WLA"
- das "A" stand für Army.
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Beginn
einer neuen Ära:
Die Panhead-Baureihe

Legendäre Panhead |
I m Herbst 1947 stellte Harley-Davidson
das neue 1200er "FL" Modell vor. Die nächsten
18 Jahre erfuhr die FL-Modellreihe wie kaum ein anderes
HD-Bike jede Menge Modifikationen. Im ersten Modelljahr hatte man nur
den "Knucklehead" Motor weiterentwickelt.
Auffallendes Merkmal waren die flachen Alu-Zylinderköpfe. Sofort
erhielt das neue Triebwerk seinen Spitznamen "Panhead".
Gegenüber dem Vorgänger lief der neue Panhead-Motor
vibrationsärmer, war leiser und thermisch besser ausgelegt. Nur ein
Jahr, bis 1948, blieb die "FL-Panhead" mit der
traditionellen Springergabel im Programm. Das Nachfolgemodell erhielt
erstmalig in der Harleygeschichte eine hydraulisch gedämpfte Telegabel.
Die Typenbezeichnung lautete nun "Hydra-Glide".
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Panhead Hydra-Glide
(Foto: Werk) |

Panhead Duo-Glide
(Foto: Werk)
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Vier Jahre weiter konnten 1952 die HD-Kunden zwischen
Fußkupplung mit Handschaltung und moderner Handkupplung mit
Fußschaltung wählen. Ab 1953 sorgten hydraulische Stößel für den
Ventilspielausgleich, ein Einstellen des Ventilspieles war nun nicht
mehr erforderlich. 1958 erfuhr nun endlich das Fahrwerk eine
grundlegende Verbesserung. Ab diesem Baujahr sorgte eine
Hinterrad-Schwinge mit zwei hydraulisch gedämpften Federbeinen für
Fahrsicherheit und Fahrkomfort. Das Bike hießt nun "Duo-Glide".
Als 1965 neben dem Kickstarter auch ein moderner E-Starter das Anlassen
ermöglichte, änderte sich die Bezeichnung in FLHE "Electra-Glide". Bis 1966 blieb die "Panhead"
im Angebot.
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Die letzte Panhead Electra-Glide...
(Foto:
Werk)
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und die legendäre "Easy Rider" Panhead |

(Foto: Werk)
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A ls Basis für die erste Sportster mit
der Bezeichnung "K", diente 1952 das legendäre
750er Modell "W". Das Triebwerk war jedoch eine
vollkommene Neuentwicklung. Entgegen des "Big-Twin" und 750
"Flathead"-Triebwerkes (Motor mit separatem Getriebeblock) war
die Kurbelwelle und das Vierganggetriebe vom "K"-Motor
in einem gemeinsamen Gehäuseblock untergebracht. Stolze 30 PS leistete
das 750er K-Modell. Revolutionär war das Fahrwerk. Vorne sorgte eine
hydraulisch gedämpfte Telegabel und hinten garantierte eine Schwinge
mit zwei Federbeinen für sichere Straßenlage. Im Vergleich zu den
dicken Harley-Modellen sah die "K" nicht nur
extrem sportlich aus, sie ließ sich auch dank ihres niedrigen Gewichtes
von nur 182 kg recht flott durch die Kurven scheuchen. Zwei Jahre
nachdem das Sportmodell auf den Markt erschienen war, vergrößerten die
HD-Techniker 1954 den Hubraum auf 883 ccm. Die Motorleistung des "KH"-Modells
lag nun bei 38 PS.
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K Modell von 1952
(Foto: Werk)
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Top-Modell in der "K"-Modellreihe
wurde 1955 und 1956 die "KHK". Ohne langwierige
Entwicklungszeit hatten die HD-Ingenieure dem "KH"-Motor
zur Leistungssteigerung einfach die Nockenwellen und Ventile von der
Renn-"KR" spendiert.
Mit Vorstellung der "XL"
begann 1957 eine neue ohv-Sportster-Modellgeneration. Auf Anhieb wurde
die "XL" ein riesiger Verkaufserfolg. Erstmals
gebrauchte die US-Fachpresse in ihren Tests den Ausdruck "Superbike".
Populärer Harley-Fahrer und willkommener Werbeträger für die
Motorradschmiede in Milwaukee war Elvis Presley. Neben seiner "Sportster"
stand auch eine "Duo-Glide" in der Garage.
Bis 1967 mussten die sportlichen Harley-Fahrer auf
den Kickstarter dotzen, um den Motor zum Laufen zu bringen, erst ab
diesem Jahr konnte der Biker mit einem Druck auf den Anlasserknopf sich
das Leben vereinfachen. Ab 1972 hatten die nur wenig veränderten "XLH"
und "XLCH" Sportster nun volle 1000 ccm Hubraum.
Die letzte große Modellpflege in der Sportster-Baureihe erfolgte 1986
mit Einführung der Evolution-Generation mit 883 ccm und 1200 ccm.
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XLCR 1000 Café Racer von 1978
(Foto: Werk) |

XR 1000 von 1983 |

883 Evo-Sporster von 1996 |
D och jetzt erst einmal wieder zurück
in die sechziger Jahre. Mitte 1960 wurde den HD-Managern um den
Präsidenten William H. Davidson allmählich klar, dass sie
offensichtlich die Zeichen der Zeit verschlafen hatten. Mit kleinen
flinken Bikes kamen nämlich die Japaner auf den Markt. Motorradfahren
war in den USA wieder "In"! Bei einer Europareise verschaffte
sich William H. Davidson einen Marktüberblick, besuchte alle möglichen
Firmen und stieß in Italien auf eine kleine Motorradschmiede, die zum
Verkauf stand. Für nur 250.000 US-Dollar stieg der HD-Boss mit 50
Prozent bei der italienischen Motorradfabrik Aermacchi ein. Mit großem
Erfolg ließen sich die flinken 250er Viertakt-Bikes "Made in
Italia" mit dem HD-Logo auf dem Tank in Amerika verkaufen. Bis 1978
währte die Zusammenarbeit mit dem europäischen Motorradhersteller.
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Zwischen
1974 bis 1976 gewann Aermacchi Harley-Davidson in der 250er und 350er
Straßenweltmeisterschaft vier WM-Titel |
F ür das Modelljahr 1966
musste sich
der berühmte Panhead-Motor einer wiederholten Modifikation unterziehen.
Das Triebwerk erhielt neue Zylinderköpfe und mit dieser Änderung den
Spitznamen "Shovelhead". Offiziell lautete die
Bezeichnung FLH Electra Glide.
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Shovelhead Electra Glide
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Im gleichen Jahr änderte das Unternehmen die "Motor
Company" in eine Aktiengesellschaft um, aber 53 Prozent
blieben in Familienbesitz. 1965 beherrschte HD weniger als ein Fünftel
des US-Marktes. Immer mehr Amis kauften japanische Motorräder. Gegen
die immer stärkere Konkurrenz aus Japan gerieten die Highway-Dampfer
aus Milwaukee bald ins Hintertreffen. 1968 ließen sich sogar nur noch
26.000 Bikes absetzen. Im Januar 1969 war die Sensation perfekt: der
Mischkonzern AMF hatte Harley-Davidson aufgekauft. Bis zum September
1973 blieb William H. Davidson Präsident. In den nächsten Jahren - bis
1981 - folgten fünf weitere Top-Manager. Trotz großer
AMF-Investitionen war bei Harley aber der Dampf raus. Die Arbeiter waren
unzufrieden, es wurde geschludert, erst kam es zu Bummelstreiks und
später zu ausgedehnten Streiks. Von der einst so berühmten
HD-Qualität blieb bald kaum noch was übrig.
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HD-Werk in York
(Foto: Werk)
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Anfang 1981 verdichteten sich
allerdings die Gerüchte, dass die ehemaligen Firmenbesitzer das HD-Werk
zurückkaufen wollten. Nach Monaten wildester Spekulationen bestätigte
sich im Juli 1981 der angekündigte Deal. Mit einem 80 Millionen
schweren Bankkredit konnte die "Motor Company"
vom AMF-Konzern freigekauft werden. Neben den Direktoren Vaughn Beals,
Willie G. Davidson und Charles Thompson blieben einige AMF-Manager
weiter Harley-Davidson treu.
Doch selbst nach der AMF-Aera mußte sich die neue
HD-Führung einiges an Kritik gefallen lassen. Von Kunden, Händlern
aber auch in Testberichten waren immer wieder Klagen hinsichtlich der
Verarbeitung und Standfestigkeit zu hören. Auf diese Kritik reagierten
die Firmenbosse umgehend. In allen Abteilungen wurde das Management neu
organisiert. Von ursprünglich 3500 Mitarbeitern blieben letzlich nur
noch 2000 Beschäftigte übrig. Viele Produktionsmethoden wurden
überdacht und genaue Qualitätskontrollen eingeführt.
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Die Sensation 1984: Softail mit
Evo-Motor |
Durchschlagenden Erfolg brachte 1984 die neue "Evolution-Motoren-Generation".
Zwar sahen die Harley-Triebwerke immer noch wie die 45-Grad "Shovelhead"
V-Motoren aus, doch damit hatte es sich auch. Der Hubraum des
Evolution-Motors betrug jetzt 1340 ccm. Jede Menge Modifikationen, neue
Alu-Zylinder und strenge Fertigungskontrollen brachten das Triebwerk
tatsächlich auf japanisches Niveau. Bei aller Euphorie für die
amerikanische Legende will das schon was heißen! Den nächsten Clou
landete Harley im gleichen Jahr mit der 1340er Softail. |

Twin Cam B 88 Modelljahr 1999 |

Deuce 2000 |
Seit Einführung der V2-Evolution-Motoren hat
Harley-Davidson seinen guten Ruf zurückgewonnen. Doch längst nicht
genug. Mit der "Twin Cam 88 B" modifizierte man
für das Modelljahr 2000 das Evo-Triebwerk nachhaltig. Dem neuen 1449
ccm V-2-Motor spendierten die Techniker zwei unten liegende Nockenwellen
und zwei Ausgleichswellen, das Getriebe war nun im Motorblock mit
untergebracht, die Leistung stieg von 56 auf 63 PS. Die Traditionalisten
durften jedoch durchatmen, im Outfit war die neue Harley-Davidson
weiterhin die Alte und mit 200.000 verkauften Bikes im Jahr 2000 ließ
sich auch gut angeben.
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V Rod Modelljahr 2003 |
Doch die eigentliche Sensation passierte 2001. Ohne
großartige Vorankündigung stellte Harley-Davidson die brandneue "V-Rod"
vor. Mit vollkommen eigenstädigem Design und dem neuen Wasser
gekühlten
60-Grad-V2-Motor mit obenliegenden Nockenwellen, Vierventil-Technik und
Einspritzanlage glich dieses Power-Bike einer Palastrevolution. Und weil
das auch Harley-Davidson wusste, nannten sie die Schöpfung
"Revolution".
Bikes "Made by Harley-Davidson" brauchen
sich längst hinter keinem japanischen oder europäischen Motorrad mehr
zu verstecken. Ganz im Gegenteil, um keine andere Marke auf der Welt
wird soviel Rummel gemacht, und keine andere Motorradmarke besitzt solch
einen Mythos. 100 Jahre Firmengeschichte macht schließlich so leicht
auch keiner nach.
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