Praxis


"Bremsen, bis die Scheibe glüht"


Mit der CB 750 Four brachte Honda 1968 die erste
Großserien-Maschine mit einer Scheibenbremse am Vorderrad
auf den Markt. Längst ist diese Bremstechnologie Standard geworden.
Der weltgrößte Motorradhersteller hat sich auf den Lorbeeren
 jedoch nicht ausgeruht, moderne Honda Motorräder verfügen
über CBS-, DCBS und ABS-Bremssysteme. Ein Blick
hinter die Kulissen zeigt, wie die Stopper funktionieren.

Text: Honda/Scheibe
Fotos/Zeichnungen: Honda


Honda VFR Modelljahr 2006 mit DCBS-ABS-Bremssystem



Entwicklungsgeschichte der Honda CBS/DCBS und ABS Bremssysteme

1983: CBS: Combined Braking System mit Bremskraftsteuerventil (GL1100)

1987: Präsentation eines mechanisch/hydraulischen ABS-Bremssystems

1992: Elektronisches ABS-Bremssystem mit Magnetventilmodulatoren (ST1100)

1993: DCBS: Dual Combined Braking System (CBR1000F)

1996: CBS-ABS Bremssystem mit Stellmotormodulatoren (ST1100)

2001: CBS-ABS Bremssystem mit Magnetventilmodulatoreinheit (Silver Wing)


Seit 2002 ständige Weiterentwicklung der CBS-, DCBS- und ABS-Bremssysteme bzw.
Anpassung an den jeweiligen Fahrzeugtyp.


Neun Honda-Bremssysteme im Überblick

CBS-Bremssystem der Honda Silver Wing



Honda Roller Silver Wing


Honda CBS-Bremssystem:
Bei dem Honda Automatik-Roller wird mit dem rechten Handhebel das
Vorderrad und mit dem linken Handhebel das Hinterrad sowie zusätzlich 
das Vorderrad gebremst. Einen Fußbremshebel gibt es nicht. 


Mit dem rechten Handbremshebel (rote Leitung) werden im Bremssattel am Vorderrad  die beiden äußeren Kolben aktiviert. Über den linken Handbremshebel (grüne Leitung) werden im hinteren Bremssattel die beiden Kolben und gleichzeitig über ein Verzögerungsventil (DV, blaues Bauteil) der mittlere Kolben in der Vorderradbremszange betätigt.
Das Verzögerungsventil bewirkt einen verzögerten
Druckaufbau am mittleren Kolben der Vorderradbremszange. Das Eintauchen der Frontpartie verringert sich hierdurch, wenn der linke Handbremshebel betätigt wird.


CBS-Bremssystem der Honda VTX1800



Honda Cruiser VTX1800



Honda CBS-Bremssystem:
Mit dem Handbremshebel wird das Vorderrad, mit dem Fußbremshebel 
das Vorderrad und das Hinterrad gebremst.   

Mit dem Handbremshebel (rote Leitung) werden jeweils die beiden äußeren Kolben der linken und rechten Vorderradbremszange angesteuert. Bremst man mit der Fußbremse (blaue Leitung) werden jeweils die mittleren Kolben der linken und rechten Vorderradbremszange und über ein Bremskraftsteuerventil (PCV) die beiden Kolben der Hinterradbremszange betätigt.
Das Bremskraftsteuerventil
reduziert ab einem bestimmten Eingangsdruck den Druckanstieg in der hinteren Bremszange, um eine optimale Verteilung der Bremskräfte zu gewährleisten.


ABS-Bremssystem der Honda CBF600



Honda CBF600


ABS-System der CBF600:
Mit der Handbremse wird das Vorderrad und 
mit dem Fußbremsehebel das Hinterrad verzögert.


In das Bremssystem der Honda CBF600 ist eine ABS-Modulatoreinheit integriert. Am Vorder- und Hinterrad  ist je ein Raddrehzahlsensor und an den Radnaben je ein Sensorring montiert. 
Von den Raddrehzahlsensoren werden die elektrischen Signale an die ABS-Modulatoreinheit übermittelt. Neigt ein Rad zum Blockieren wird der Bremsflüssigkeitsdruck mittels Magnetventile modeliert, dieser Regelvorgang erfolgt mehrmals pro Sekunde.
Der ABS-Regelvorgang ist durch ein leichtes Pulsieren im Handbremshebel und in der Fußbremse spürbar. 


CBS-Bremssystem der Honda Deauville



Honda Deauville


CBS-Bremssystem Honda Deauville:
Der Handbremshebel wirkt auf die Vorderradbremse, 
mit dem Fußbremshebel werden das Vorderrad und das Hinterrad gebremst.   

Mit dem Handbremshebel (rote Leitung) aktiviert man die beiden äußeren Kolben der linken Vorderradbremszange und drei Kolben der rechten Vorderradbremszange.
Über die Fußbremse werden der mittlere Kolben in der linken Vorderradbremszange und
über ein Bremskraftsteuerventil (PCV) die beiden Kolben in der Hinterradbremszange betätigt.
Das Bremskraftsteuerventil
reduziert ab einem bestimmten Eingangsdruck den Druckanstieg in der hinteren Bremszange und sorgt für die optimale Verteilung der Bremskräfte. 


CBS-ABS-Bremssystem der Honda Deauville



Honda Deauville


CBS mit kombiniertem ABS bei der Honda Deauville:
Der Handhebel wirkt auf das Vorderrad, mit dem Fußhebel werden das Vorder- und Hinterrad
gebremst. In Vorder- und Hinterradbremse ist ein ABS-System integriert.  

In das CBS-Bremssystem (siehe oben CBS-Bremssystem der Deauville) ist zusätzlich eine ABS-Modulatoreinheit integriert. An der Vorderrad- und Hinterradaufhängung ist je ein Raddrehzahlsensor und an den Radnaben je ein Sensorring montiert. 
Mit  dem Handbremshebel (blaue Leitung) aktiviert man die beiden äußeren Kolben der linken Vorderradbremszange und drei Kolben der rechten Vorderradbremszange.
Über die Fußbremse (grüne Leitung) werden der mittlere Kolben in der linken Vorderradbremszange und über ein Bremskraftsteuerventil (PCV) die beiden Kolben in der Hinterradbremszange betätigt. 
Wird extrem stark abgebremst und drohen die Räder zu blockieren, melden die Raddrehzahlsensoren den Betriebszustand an die ABS-Modulatoreinheit. Hier wird der Bremsdruck nun so geregelt, dass das Rad  optimal bremst, aber nicht blockieren kann,  bis zu 15 mehrere Regelvorgänge pro Sekunde sind möglich. Der ABS-Regelvorgang ist durch ein leichtes Pulsieren über die Bremshebel spürbar.


DCBS-Bremssystem der Honda Varadero



Honda Varadero


DCBS-Bremssystem oder Kombibremse der Honda Varadero:
Mit dem Handbremshebel werden das Vorderrad und gleichzeitig das Hinterrad gebremst,
mit dem Fußbremshebel werden das Vorderrad und das Hinterrad gebremst.

Mit dem Handbremshebel (blaue Leitung) aktiviert man jeweils die beiden äußeren Kolben der linken und rechten Vorderradbremszange. Der Sekundärbremszylinder  (gelbe Leitung) aktiviert über ein Bremskraftsteuerventil den mittleren Kolben der Hinterradbremszange.  
Der Sekundärbremszylinder ist links an der Gabel im Bremszangenhalter integriert.  Der Aufbau ist vergleichbar mit dem
eines Hand- oder Fußbremszylinders. Beim Betätigen der Vorderradbremse wird er durch den drehbar gelagerten Bremszangenhalter verzögerungsabhängig betätigt und bremst das Hinterrad.
Das Bremskraftsteuerventil  reduziert ab einem bestimmten Eingangsdruck den Druckanstieg zu dem Kolben des Sekundärbremskreises (gelbe Leitung) der hinteren Bremszange

Das Bremskraftsteuerventil reduziert ab einem bestimmten Eingangsdruck den Druckanstieg zu dem Kolben des Sekundärbremskreises (gelbe Leitung) der hinteren Bremszange und gewährleistet so eine optimale Verteilung der Bremskräfte
Mit dem Fußbremshebel (grüne Leitung) werden jeweils der mittlere Kolben der linken und rechten Vorderradbremszange (rechter Kolben über ein Verzögerungsventil) und die beiden äußeren Kolben der Hinterradbremszange betätigt.


CBS-ABS-Bremssystem der Honda Varadero



Honda Varadero


DCBS-Bremssystem oder Kombibremse mit kombiniertem ABS der Honda Varadero:
Mit dem Handbremshebel werden das Vorderrad und gleichzeitig das Hinterrad gebremst,
mit dem Fußbremshebel werden das Vorderrad und das Hinterrad verzögert. 
Vorder- und Hinterradbremse sind mit einem ABS ausgestattet.

Der Grundaufbau dieses Bremssytems entspricht der DCBS-Ausführung wie bei der Honda Varadero, siehe oben. 
In das DCBS-Bremssystem sind zusätzlich für die Vorder- und Hinterradbremse  ABS-Modulatoren integriert, am  Vorder- und Hinterrad je ein Raddrehzahlsensor und an den Radnaben ist je ein Sensorring montiert (rote elektrische Leitungen). Trennventile in den ABS-Modulatoren entkoppeln die Bremszylinder während des Regelvorgangs. Die Bremse leistet in diesem Betriebszustand die maximale Verzögerung, das Rad kann aber nicht blockieren,
extrem kurze Regelvorgänge gewährleisten dies. Der ABS-Regelvorgang ist in den Bremshebeln nicht spürbar.


DCBS-Bremssystem der Honda VFR



Honda VFR


DCBS-Bremssystem oder Kombibremse bei der Honda VFR:
Mit dem Handbremshebel werden das Vorderrad und gleichzeitig das Hinterrad gebremst,
mit dem Fußbremshebel werden das Vorderrad und das Hinterrad verzögert.

Mit dem Handbremshebel (blaue Leitung) aktiviert man die beiden äußeren Kolben der linken Vorderradbremszange und drei Kolben der rechten Vorderradbremszange. Vom Sekundärbremszylinder (rote Leitung) über das Bremskraftsteuerventil 1  wird der mittlere Kolben in der Hinterradbremszange betätigt. Der Sekundärbremszylinder ist links an der Gabel im Bremszangenhalter integriert.  Der Aufbau ist vergleichbar mit dem eines Hand- oder Fußbremszylinders. Beim Betätigen der Vorderradbremse wird er durch den drehbar gelagerten Bremszangenhalter verzögerungsabhängig betätigt und bremst das Hinterrad.
Das Bremskraftsteuerventil 1 reduziert ab einem bestimmten Eingangsdruck den Druckanstieg zu dem Kolben des Sekundärbremskreises (rote Leitung) der hinteren Bremszange. Ein Überbremsen des Hinterrades kann so minimiert werden.

Über den Fußbremshebel (grüne Leitung) werden der mittlere Kolben der linken Vorderradbremszange und
über das Bremskraftsteuerventil 2 (grüne Leitung) die beiden äußeren Kolben der Hinterradbremszange betätigt. Ein Überbremsen des Hinterrades kann so minimiert werden.


DCBS-ABS-Bremssystem der VFR



Honda VFR


DCBS-Bremssystem oder Kombibremse mit ABS bei der Honda VFR:
Mit dem Handbremshebel werden das Vorderrad und gleichzeitig das Hinterrad gebremst,
mit dem Fußbremshebel werden das Vorderrad und das Hinterrad verzögert.
Vorder- und Hinterradbremse sind mit einem ABS ausgestattet.

Der Grundaufbau dieses Bremssystems entspricht der DCBS-Ausführung wie bei der Honda VFR, siehe oben. 
In das DCBS-Bremssystem sind ein Vorderradmodulator und ein Hinterradmodulator integriert. Am Vorderrad- und am Hinterrad befinden sich je ein Raddrehzahlsensor und an den Radnaben je ein Sensorring (gelbe elektrische Leitungen). Die Impulse werden an das ABS-Steuergerät geliefert. 
Trennventile in den Vorder- und Hinterradmodulatoren entkoppeln die Bremszylinder während des Regelvorgangs. Die Bremse leistet in diesem Betriebszustand die maximale Verzögerung, das Rad kann aber nicht blockieren,
das Modulieren des Bremsflüssigkeitsdrucks erfolgt in extrem kurzen Regelintervallen. 
Der ABS-Regelvorgang ist in den Bremshebeln nicht spürbar. 


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