Motorrad-Marken


Kawasaki 
250 S1 "Mach I" -  350 S2 "Mach II" -  400 S3

Drei kleine Schwestern

Mit der 500 H1 "Mach III" und der 750 H2 "Mach IV" 
hatte Kawasaki Anfang der 70er Jahre zwei ganz
heiße Eisen im Feuer. Ab 1971 rundete die 250 S1 "Mach I"
und 350 S2 "Mach II" und ab 1973 die 400 S3
das Dreizylinder-Angebot nach unten ab.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Kawasaki



Kawasaki 400 S3

Im Glaubenskrieg, "Zweitakter" oder "Viertakter", schieden sich Ende der 60er Jahre nicht nur bei den Motorradfans die Geister. Auch bei Kawasaki war man sich längst nicht einig, welches Baumuster für ein erfolgreiches Motorrad besser geeignet wäre. Gegen den Viertakter sprach der W650-Flop, die Verkaufserfolge der Samurai und Avenger gaben dem Zweitakter recht. Doch im Prinzip war´s Ansichtssache. Honda baute fast nur Viertaktmaschinen und war mit dieser Philosophie weltgrößter Motorradhersteller geworden. Doch was tun? Bei Kawasaki operierte man in beide Richtungen. In der einen Abteilung kümmerte man sich um die "Motor-Bienen", die Zweitakter, die andere Gruppe konstruierte ein Viertakt-Bike - doch heben wir uns diese spannende Geschichte fürs nächste Kapitel auf...


Kawasaki W650


Kawasaki 250 A1 Samurai


Mit der 250er Samurai und 350er Avenger hatte also Kawasaki den großen Coup gelandet. Als logische Fortsetzung wäre nun ein 500er Drehschieber-Twin fällig gewesen. Und genau so ein Triebwerk wurde tatsächlich in der Versuchsabteilung gebaut. Wäre den Kawa-Techniken allerdings bekannt gewesen, dass Suzuki im Oktober 1967 die T-500, mit 47 PS starkem Zweizylinder-Zweitakt-Motor, auf den Markt bringen würde, hätten sie sich mit Sicherheit gleich auf ihr zweites Projekt konzentriert. Denn neben dem großvolumigen Twin absolvierte auch eine Dreizylinder-Studie seine Pflichtstunden auf dem Prüfstand.



Kawasaki 500 H1 "Mach III"
(Foto: Kawasaki)


Mit der neuen 500er wollte Kawasaki an den Erfolg der Samurai und Avenger nahtlos anschließen. Ohne zu ahnen was Suzuki im Schilde führte, fiel nach langem für und wider die Entscheidung zu Gunsten des Dreizylinder-Projektes. Und mitten in der Versuchs- und Testphase brachte Suzuki die T-500 auf den Markt. Bei Kawa ließ man sich nun nicht mehr hetzen und präsentierte genau ein Jahr später, im Herbst 1968 auf der Tokyoer Motor-Show, die 60 PS starke 500 H1 "Mach III". Die Fachzeitschriften rund um den Globus überschlugen sich mit der Kunde von dem schnellsten Halbliter-Serienmotorrad der Welt und die Sensation war perfekt.


Der Überhammer
"MACH VI"


Dreizylinder-Powerstation: 750 ccm und 71 PS


Als logische Antwort auf die immer stärker werdende Konkurrenz zog Kawasaki 1971 das zweite As aus dem Ärmel und präsentierte die 750er H2 "Mach IV". Im Prinzip war die neue 750er Dreizylinder-Zweitakt-Maschine genau wie die "Mach III" aufgebaut, nur hatten die Kawasaki Techniker bei diesem Modell die Messlatte in bezug auf Leistung und Qualität noch einmal eine Stufe höher gelegt. Im Vergleich zu dem aggressiven und unberechenbaren 500er Triebwerk verfügte der 750er Motor über eine traumhafte Laufkultur.



Kawasaki 750 H2 "Mach IV"

Gleichmäßig zog das 71 PS starke Triebwerk die Fuhre aus jedem Drehzahlbereich vorwärts und beschleunigte sie auf echte 200 "Sachen". Zwar wurde dieser "Ritt" immer noch von gut spürbaren Vibrationen begleitet, doch so nervtötend wie bei der 500er waren sie lange nicht mehr. Für den korrekten Zündfunken sorgte jetzt eine weiterentwickelte CDI-Anlage, die ab 1972 auch in die 500er eingebaut wurde. Auch das Fahrwerk war mit der bekannten 500er Dreizylinder nicht mehr zu vergleichen. Die Abstimmung der Vordergabel und Federbeine war zwar immer noch viel zu "hart" und ungenügend "gedämpft", doch ließ sich mit der H2 "Mach IV" für damalige Verhältnisse wenigstens ordentlich fahren. Nur in schnellen Kurvenpassagen zeigte sie dem Piloten mit Schlingerbewegungen, wo ihre Grenzen lagen. Abgesehen von jährlicher Farbänderung blieb sie bis Ende 1975 technisch unverändert im Programm. Stellte die 750er H2 "Mach IV" die Krönung in der Kawasaki Dreizylinder-Zweitakt-Modellpalette dar, scheuten sich die japanischen Manager nicht, die Baureihe ab 1971 nach unten zu erweitern.


Die kleine Rasselbande


Kawasaki 250 S1 "Mach 1"
(Foto: Kawasaki)


Ab 1971 konnten Zweitaktfans nun endlich zwischen vier Kawasaki Zweitakt-Maschinen mit fahrtwindgekühlten Dreizylinder-Triebwerken wählen: der 250 S1, der 350 S2, der 500 H1 und 750 H2. Die kleinste im Bunde war die S1 "Mach I" mit einem 250 ccm Motor. Das quickfidele Triebwerk leistete 28 PS bei 7000/min und entsprach dem konstruktiven Aufbau des 500er "Mach III" Motors. Abgesehen von der jährlichen Modellpflege blieb die S1 bis 1976 unverändert im Programm.



Kawasaki 250 S1 "Mach 1"



Kawasaki 250 S1 "Mach 1"
(Foto: Kawasaki)


Ab 1976 änderte sich die Modellbezeichnung in KH 250-A5. Noch im gleichen Jahr folgte die KH 250-B1, die nun anstelle einer Trommelbremse mit einer Scheibenbremse am Vorderrad ausgestattet war. Ohne weitere herausragende Änderungen blieb die KH 250 bis Ende 1980 im Angebot.



Kawasaki 350 S2 "Mach II"
(Foto: Kawasaki)


Als große Schwester von der "Kleinen" wurde ab 1971 die 350er S2 "Mach II" produziert. Das 350er Dreizylinder-Triebwerk leistete 41 PS bei 8000/min und beschleunigte das pfeilschnelle Sportbike auf 164 km/h. Ähnlich wie bei dem 500er Motor war das 350er Triebwerk äußerst spitz und lebte von hohen Drehzahlen.



Kawasaki 350 S2 "Mach II"


Bis 1973 blieb die S2 im Programm und wurde dann durch die 400er S3 ersetzt. Bei diesem Nachfolgemodell senkten die Kawasaki Techniker die Motorleistung auf 40 PS bei 7000/min. Nach dieser Leistungsreduzierung ließ sich das leichtgewichtige Sportbike, sie brachte gerade 174 kg auf die Waage, bedeutend angenehmer und harmonischer fahren. Ab 1976 änderte sich auch bei diesem Fahrzeug die Modellbezeichnung in KH 400, und genau wie die 250er blieb sie bis Ende 1980 im Kawasaki Programm.



Kawasaki KH400
(Foto: Kawasaki)


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