Motorrad-Marken

 

The Chaplin

"Black is Black"

Sachen von "früher" haben was. Auch wenn sie nur so aussehen.
Und genau das ist ihr Clou. Zum Beispiel eine modernen
Softail im Look der dreißiger Jahre. Diese Maschine kann
nur "The Chaplin" heißen und stammt von LSL.

Text&Fotos: Winni Scheibe




Wer kennt sie nicht, die herrlichen Stummfilm-Klamauken mit Charlie Chaplin. Schon zu Lebzeiten war der geniale Komiker eine Kultperson. Bis heute kommen seine halsbrecherischen Stunts und spektakulären Autofahrten in Kinostreifen vor. "Alles schon mal dagewesen", geht einem unwillkürlich durch den Kopf, wenn man diese Gags wieder erkennt. Und dass früher sowieso alles viel schöner und besser war, ist natürlich auch klar. Die goldenen Zwanziger, Dreißiger und Vierziger, ja "damals"!




Doch mal ganz ehrlich, irgendwas etwas muss doch dran sein, an diesem Nostalgiegedusele. Was noch vor einigen Jahren als "alter Müll" oder "Gammelschrott" abgetan wurde, entpuppt sich heute plötzlich als ehrenwerte Kostbarkeit. Ganz gleich ob Mobiliar, ein prähistorisches Grammophon, Klamotten von damals, die Musik von früher, betagte Autos oder gar olle Motorräder. In der Motorradbranche hat Harley-Davidson den Trend voll erkannt. Wohl keine andere Firma beherrscht es dermaßen genial, Historie, Tradition und Mythos mit der modernen Technik so perfekt miteinander zu verknüpfen.



Vorbild: Knucklehead von 1941


"The Chaplin" von Big Bike in Krefeld


Aber nicht nur das Stammwerk in Milwaukee hat's drauf. Auch LSL in Krefeld. Hier heißt die Reise in die Vergangenheit: "The Chaplin". Und Chaplin deswegen, weil eben kaum jemand anderes das Zeitgefühl von damals besser verkörpert als dieser Superstar. In der Charlie-Chaplin-Zeit fuhren Motorräder eben noch auf dünnen Reifen, die Schutzbleche waren mächtige Kotflügel, der Fahrer saß hoch aufrecht mit der Nase im Wind auf einem bequemen Schwingsattel, und die Hände umfassten eine breite Lenkstange. Die Farbe war natürlich auch ganz wichtig. Im Prinzip durfte es allerdings jede sein, Hauptsache aber, sie war schwarz.




Schwarz, sogar pechschwarz, nur mit ein bisschen Chrom dazwischen, ist die Chaplin von LSL. Das macht sie schon mal alt, denn Motorräder von früher waren ja schließlich alle schwarz. Auch die schmalen Pneus könnten eigentlich von anno dazumal stammen, sie sehen jedenfalls so aus. Dabei sind es taufrische Metzeler Reifen, aber eben in Schmalspurausgabe. Fachleute wissen allerdings diese Reifen sehr zu schätzen. Maschinen, die mit solchem Laufwerk bestückt sind, lassen sich nämlich ganz einfach fahren, das Handling ist tadellos. Und dass die Pneus auf Drahtspeichenräder montiert sind, ist wiederum auch nur logisch, denn in den dreißiger Jahren waren bekanntlich Leichtmetall-Felgen noch nicht so in Mode. 100prozentig in die Zeit passen auch die gewaltigen Kotflügel. Der Rest an der Chaplin ist "Feinabstimmung": Lenker, Sattel, Horn und Fishtail-Auspuff. Auf Kundenwunsch kann ein Kickstarter montiert werden.


Eine Serienproduktion der Chaplin wird es allerdings nicht geben, jede Maschine wird erst nach Auftragsannahme in Handarbeit aufgebaut. Maximal 100 Exemplare will man nur fertigen, jede mit original Chaplin-Signet sowie der jeweilig eingeprägten Herstellungsnummer. Das verspricht Exklusivität. Dass die Chaplin nicht nur ein außergewöhnliches, sondern auch klassisch schönes Motorrad ist, steht außer Zweifel. Optisch ist sie ein gelungener Oldie, jedoch mit den Fahr- und Komforteigenschaften einer modernen Softail. Und weil die Basis aktuell ist, gibt es auch keine Probleme mit den Wartungsarbeiten und der Ersatzteilversorgung. Jeder Harley-Davidson Vertragshändler kann die regelmäßigen Inspektionen durchführen und kann natürlich auch alle Verschleißteile liefern. Einen Haken gibt es allerdings zu beachten. Einfach nach Krefeld fahren und bei LSL eine abholen, ist nicht drinne. Die Lieferzeit der Chaplin beträgt ab Bestellung rund zwei Monate.



LSL-Chef: Jochen Schmitz-Linkweiler


Technische Daten
The Chaplin

Motor:
Fahrtwind gekühlter OHV-Zweizylinder-Viertakt 45-Grad-V-Motor;
1338 ccm; 56 PS/41 kW bei 5000/min; 97 Nm bei 2350/min;
Gleichdruckvergaser; kontaktlose Zündanlage; Fishtail-Auspuffanlage

Getriebe:
Fünfganggetriebe, Zahnriemenantrieb, auf Wunsch Kickstarter

Chassis:
Doppelschleifenrahmen mit Springer-gabel und Dreiecks-Hinterradschwinge; Drahtspeichenräder vorne 2.50x18, hinten 3.00x17; Metzeler Bereifung,
vorne 120/90 H 18, hinten 130/80 H 17;
vorne und hinten je eine gelochte Scheibenbremse; Gewicht 290 kg

Dies & Das:
Farbe nur in schwarz

Adresse:
LSL Motorradtechnik GmbH
Heinrich-Malina-Str. 107
47809 Krefeld
www.lsl.eu


Text-Archiv: LSL


 
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