Motorrad-Marken


"Münch-Sommerfest 2008"

"Der Mammut-Mann!"

Über 20 Jahre hat Friedel Münch in seiner Werkstatt in Laubach
getüftelt und gewerkelt. Seit Mitte der 90er Jahre sammelt der
bekennende Viertaktfan gewaltige Triebwerke. Antriebsaggregate,
die er in seinem "Münch-Motorenmuseum" interessierten Besuchern
zeigte. Zum "Münch-Sommerfest", am 13. September 2008,
 war das Museum nun das letzte Mal geöffnet.

Text: Brigitte Haide
Fotos: Archiv-MÜNCH, Thorsten Schüler, Brigitte Haide, Winni Scheibe



Familie Münch
Bärbel Münch, Manfred Münch, Marion Baritakis (geb. Münch), Sophia Baritakis, Laurin Maslowas, Ortwin Maslowas, Martina Maslowas (geb. Münch), Rainer Münch (hinten v.l.n.r.)
Friedel Münch, Lisa Münch, Lotti Münch (vorne v.l.n.r.)


Legendäres Big Bike:
Münch-4 TTS 1200
(2 Fotos: Scheibe)


Laubach im Vogelsberg. Nur ein Steinwurf von Schotten, der Motorradhochburg mitten in Deutschland. Auf dem Schottenring starteten im Juli 1953 die Stars aus der Motorrad-WM beim "Großen Preis von Deutschland". Heute ist Schotten für seinen "Classic-Grand-Prix" bekannt. Auf Motorradfahrer wirkte die Region schon immer wie ein Magnet. Etwas im Schatten steht da Laubach. Dabei hat die Nachbargemeinde auch etwas ganz Besonderes zu bieten: Das "Münch-Motorenmuseum". Friedel Münch ist in der Motorrad-Szene längst eine Legende, seine "Mammuts" sind weltbekannt. Zur Tradition gehört, oder besser gesagt gehörte, das "Münch-Sommerfest" auf dem Gelände des Motorenmuseums. Beides wird es in Laubach zukünftig nicht mehr geben.



Friedel Münch mit Besucherin in seinem Motorenmuseum
(Foto: Scheibe)


Nach dem achten Sommerfest am 13. September 2008 wird das Museum geschlossen. Ein Kapitel deutscher Motorrad- und Technikgeschichte geht damit zu Ende", erzählt Friedel Münchs Sohn Manfred. "Für die Vorbereitungen des letzten Münch-Sommerfestes haben wir uns dieses Mal besonders in die Zügel gelegt. Wir wollten Friedel, unserer Mutter Lotti, unserer Familie und allen Münchfreunden ein schönes Fest bereiten. Es sollte aber auch eine Abschiedsfeier werden, die allen lange in Erinnerung bleibt. Für die Werbung haben wir Flyer und Plakate gedruckt, es wurden Presseeinladungen verschickt, Münch-Kunden und Münch-Freunde erhielten persönlich Einladungen, der Münch-4-Club veranstaltete am Samstagnachmittag seine Jahreshauptversammlung. Trotzdem übertraf die Besucherzahl unsere Erwartungen. Rund 1500 Münchfans, davon viele alte Freunde und Bekannte, waren gekommen. Ein kleine Sensation waren die 41 Münch-Motorräder, die auf dem Platz standen. So etwas hat es schon lange nicht mehr gegeben. Stimmung und Atmosphäre waren überwältigend, es war wirklich wie bei einer Familienfeier."





(3 Fotos: Scheibe)


Auf die Frage, warum das Museum nun dicht gemacht werden muss, lässt Manfred Münch wissen: "Unsere Familie kann alleine die laufenden Kosten für das Museum nicht aufbringen. Hinzu kommt die inzwischen eingetretende Situation der Pflegebedürftigkeit von Friedel und Lotti. Daher gab es vor einiger Zeit mit den Verantwortlichen in Laubach Verhandlungen, wie es mit der Motoren-Sammlung weitergehen könnte. Letztendlich scheiterte es aber am Geld. Und so haben wir uns schweren Herzens entschlossen, dass nach diesem Sommerfest Schluss ist."


"Wie geht es Dir, Friedel?"

Unter den Besuchern war auch Chefredakteur Winni Scheibe. Er ist
ausgewiesener Münch-Experte sowie Autor des Buchs "Die Legende Friedel
Münch und seine Motorräder". Der engagierte Journalist besaß 1972 selbst eine Münch-4 TTS 1200 und ist seit dieser Zeit mit Friedel Münch befreundet.
Winni Scheibe unterhielt sich mit vielen Münch-Freunden und nutzte die Gelegenheit, um dem inzwischen 81-jährigen "Mammut-Mann" ein paar Fragen zu stellen.


Thorsten Schüler und Winni Scheibe
(Foto: Schüler)

 

W.S:
Wie geht es Dir Friedel?

Friedel Münch:
Danke der Nachfrage,
den Umständen entsprechend gut.

 

 


Friedel Münch
(Foto: Scheibe)


W.S.:

Es gibt hier ja wohl kaum jemanden, der die Schließung nicht bedauert. Ändern lässt sich daran nun leider nichts mehr. Im Münch-Motorenmuseum sind gewaltige Triebwerke ausgestellt, mit Deinen Münch-Motorrädern hat das allerdings nichts zu tun. D
eine "Mammut" gehen den Leuten nicht aus dem Kopf. War das schon immer so?

Friedel Münch:
Eigentlich ja. Als ich meine erste Mammut Anfang 1966 fertig hatte, war es eine Sensation. Damals gab es nichts Vergleichbares, die Motorradszene geriet in helle Aufregung. Es wurde im In- und Ausland in der Fachpresse berichtet, sogar Tageszeitungen brachten Artikel und später schrieb Gunter Sachs über seine Mammut eine Story im Playboy. Auf einigen Münch-Prospekten ist der bekannte ZDF-Nachrichtensprecher und Münchfahrer Jochen Breiter abgebildet. Die Kartenspiele mit der Münch-4 waren damals unter den Jugendlichen sehr beliebt und für die Väter war die Mammut eine echte Männer-Maschine.





Münch-Motorenmuseum
(Foto: Scheibe)


W.S.:
Inzwischen sind über vierzig Jahre vergangen, Motorräder, und besonders schwere Maschinen, sieht man fast an jeder Ecke. Als Du die erste Mammut gebaut hast, ahntest Du damals schon den bevorstehenden Motorrad-Boom?

Friedel Münch:
Die damalige Zeit ist für die heutige Generation kaum noch vorstellbar. Wir befanden uns im so genannten Wirtschaftswunder, die Leute hatten Arbeit, man konnte sich etwas leisten. Motorrad fahren, weil kein Geld für ein Auto da war, musste keiner. Das Motorrad wurde zum Hobby und zum Sportgerät. Und dann gab es noch die Fans, die eine besonders starke und schnelle Maschine wollten. Für die habe ich die Mammut gebaut, es gab ja keine wirklich großen Motorräder.


Münch Mammut von 1966
(Archiv: MÜNCH)


W.S.:
In Deinem Leben haben Motorräder immer eine wichtige Rolle gespielt. Wenn Du so zurückdenkst, was waren die schönsten Momente?

Friedel Münch:
Das ganze Leben und das bis heute, mit allen Höhen und Tiefen. (Friedel Münch lacht). Aber im Ernst, wenn damals eine Maschine fertig war und wir konnten sie dem Kunden übergeben, das war jedes Mal ein großer Moment. Es war ja kein nullachtfünfzehn Geschäft, zu vielen Münchfahrern entwickelte sich über die Jahre eine echte Freundschaft. Mein Beruf brachte mich mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammen. Ich lernte Personenkreise kennen, die anderen sicherlich verschlossen bleiben und ich bin durch ganz Europa und in die USA gekommen.


Friedel Münch
(Foto: Scheibe)


W.S.:
Wenn wir auf den heutigen Motorradmarkt schauen, welche Maschinen imponieren Dir?

Friedel Münch:
Bei allem Respekt vor dem japanischen Großserienangebot. Für mich kommen die faszinierensten Motorräder aber von Ducati. Bei diesen Maschinen spürt man, dass sie mit Liebe zum Detail und mit Herz gebaut werden.

W.S.:
Deine Motorradkarriere begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Horex-Rennmaschine. Interessierst Du Dich nach 60 Jahren immer noch für den Rennsport?

Friedel Münch:
Und ob. Seit es die MotoGP-Klasse gibt, schaue ich mir  die Rennen regelmäßig im Fernsehen an. Ich bin bekennender Viertaktfan und was die Ingenieure inzwischen aus den Motoren zaubern, ist beeindruckend. Valentino Rossi ist ein Jahrtausend-Talent, heimlich drücke ich aber auch Casey Stoner und Ducati die Daumen. Mich beeindruckt, wie so ein kleines Werk gegen die mächtige japanische Industrie nicht nur bestehen, sondern auch noch die MotoGP-Weltmeisterschaft gewinnen kann.

 


Horex-Münch
(Archiv: MÜNCH)










Friedel Münch, Winni Scheibe, Lotti Münch
(Foto: Brigitte Haide)


W.S.:
Wenn Du nicht gerade als Ehrengast auf einer Messe oder bei einem Motorradtreffen bist, was machst Du in der restlichen Zeit?

Friedel Münch:
Seit weit über zehn Jahren sammele ich Triebwerke von Flugzeugen, Schiffen und U-Booten. Selbstverständlich alles Viertaktmotoren mit bis zu 56 Zylindern, das stärkste Aggregat leistete einst beachtliche 3400 PS. Es sind durch die Bank weg Antriebseinheiten aus den 40er, 50er und 60er Jahren. Zu bewundern waren diese Kraftwerke bis heute in meinem Motorenmuseum hier in Laubach. Bald werden die Hallen leergeräumt sein und mir wird sicherlich etwas fehlen. In den letzten 20 Jahren war die Werkstatt und später das Museum wie ein zweites Zuhause für mich. Hier haben mich meine Freunde besucht, Münchfahrer aber auch andere Motorradfahrer kamen vorbei. Wie vielen Besuchern ich die Technik der Ausstellungsmotoren erklärt habe, wurde von mir nicht gezählt. Eigentlich war immer etwas los. Damit ist es nun ein für alle Mal vorbei. Nur ein kleiner Trost bleibt mir. Beim Sommerfest 2004 wurde die Straße zum Museum in "Friedel-Münch-Straße“ umbenannt.

W.S.:
Lieber Friedel, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.


Friedel Münchs Motorenmuseum
(Foto: Scheibe)


"Friedel-Münch-Straße" in Laubach
(Foto: Scheibe)
 



Münch-Fans bei dem Sommerfestes auf den Wunsch von Winni Scheibe:
"Bitte ein Zitat zu Friedel Münch"


Gut 1500 Besucher kamen zum Sommerfest 2008 und 41 Mammuts standen auf dem Hof!
(Foto: Scheibe)


Jochen "The Voice" Luck, 83, legendärer F1 und Motorrad-GP Streckensprecher,
er kennt Friedel Münch seit 1947 und erinnert sich:
"Noch vor der Währungsreform, damals gab es Lebensmittel und Benzin nur auf Bezugsscheine, startete ich mit meiner 500er Rudge-Whitworth 1947 auf dem Schottenring. Im Fahrerlager lernte ich Friedel Münch kennen und er gab mir den kollegialen Tipp, dass der englische Rennmotor zum Warmlaufen unbedingt eine 225er und für das Rennen eine 310er Zündkerze benötigt. Friedel Münch habe ich nie aus den Augen verloren, Friedel Münch bedeutet für mich Münch-Mammut."



Jochen "The Voice" Luck und Friedel Münch
(Foto: Scheibe)
 


Jochen Breiter, 72, bekannter
Ex-ZDF-Nachrichtensprecher, Auto-Tester und ehemaliger Münch-4 Besitzer, er
kennt Friedel Münch seit Anfang der 70er Jahre und schwärmt:
"Für mich ist Friedel Münch einer der besten Menschen, die ich je kennen gelernt habe, selbstlos und aufopfernd,
er war immer Tag und Nacht für seine Kunden und Münchfahrer da."


Jochen Breiter und Friedel Münch
(Foto: Scheibe)


Kurt Schupp, 76, ausgewiesener Motorradkenner, Vincentexperte und Besitzer des Vincent-Museums in Niederwetz, er kennt Friedel Münch seit 1952 und weiß:
"Friedel Münch hat Enormes geleistet, die Früchte seiner Arbeit haben aber vielfach die anderen geerntet, zu oft hatte er die falschen Geschäftspartner."



Jochen Breiter, Friedel Münch, Kurt Schupp
(Foto: Scheibe)


Albert Stehle, 47, Bergmann, Münchfan, Münch-Gespannfahrer und 1. Vorsitzender des Münch-4-Clubs e.V., er kennt Friedel Münch , seit er denken kann und bringt es auf den Punkt:
"Dankeschön Friedel Münch, für die tollen Motorräder."



Friedel Münch und Albert Stehle
(Foto: Scheibe)


Roland Stoll, 49, Informatiker, Münchfan und Moderator bei Münch-Veranstaltungen,
er kennt Friedel Münch seit den 70er Jahren und betont stolz:
"Friedel Münch ist ein Idol aus meiner Jugend. So lange ich denken kann, habe ich mich für seine Maschinen interessiert und wollte immer alles über die Mammut wissen. Seit Anfang der 90er unterstütze ich Friedel Münch bei seinen Veranstaltungen und stehe als Moderator zur Verfügung."



Friedel Münch und Roland Stoll
(Foto: Scheibe)


Rolf Damen, 51, Kfz-Meister, Motorradexperte, DBH-Motorradtechnik-Münch-Motorradbau in Lüneburg. Er kennt Friedel Münch und die Mammut seit seiner eigenen Moped-Zeit und verrät:
"Durch die Übernahme der Münch-Produktion hat mich die Marke in den letzten 20 Jahren beruflich und privat geprägt. Für mich ist Friedel Münch ein genialer Motorradkonstrukteur, der mit seinen Entwicklungen immer der Zeit voraus war.“



Friedel Münch und Rolf Damen
(Foto: Scheibe)



... jede Mammut ist anders ...
(Foto: Scheibe)


YouTube-Video: Münch-Sommerfest 13.09.2008


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