Motorrad-Marken


Suzuki GT750 "Wasserbüffel"

"Die Dampfmaschine"

In den 1960/1970er Jahren bestand das Suzuki-Angebot
fast ausschließlich aus Zweitaktmaschinen. Highlight in der
Modellpalette wurde im Frühjahr 1972 die GT750.
Der "Wasserbüffel" etablierte sich zum Dauerbrenner und
blieb mit gezielter Modellpflege bis 1977 im Programm.

Text & Fotos: Winni Scheibe



GT750 "Wasserbüffel" von 1972


Anfang der Siebziger spaltete sich die Motorradgemeinde in zwei Lager. Die eine Gruppe schwärmte für Viertaktmaschinen, die andere Fraktion stand auf Zweitaktern. Auch kein Wunder. Das Angebot machte die Kaufentscheidung wahrlich schwer. Kernige Viertakter gab es von BSA, Triumph, Norton, BMW, Moto Guzzi, Harley-Davidson und Honda. Das Zweitaktangebot beherrschten vornehmlich Yamaha, Suzuki und Kawasaki. Wurde die Yamaha R3, die Suzuki T500 oder die Kawasaki 500 H1 "Mach III" richtig bewegt, hatten die Piloten auf ihren dicken Donnerbolzen kaum noch was zu lachen. Was damals zählte, waren Power und Speed und davon hatten die Zweitaktraketen reichlich.



So ein Triebwerk hatte die Welt in einem Motorrad noch nie gesehen...


Und dann präsentierte Suzuki im Herbst 1970 bei der Tokio-Motor-Show die brandneue GT750. Eine 750er Sportmaschine mit flüssigkeitsgekühltem Dreizylinder-Zweitakt-Triebwerk, bei der sich die 120-Grad-Kurbelwelle im horizontal teilbaren Motorgehäuse drehte. Aus dem Bohrung/Hub Verhältnis von 70 mm zu 64 mm errechneten sich für die drei Pötte exakt 738 ccm Hubraum. Die "CCI"-Frischölschmierung (Crankshaft-Cylinder-Injection) erledigte eine gasgriff- und drehzahlabhängige Ölpumpe. Dem Fahrer stand ein Fünfganggetriebe zur Verfügung, den Endantrieb erledigte eine Kette. Zum Motor anlassen konnte man zwischen Kick- oder E-Starter wählen. Suzuki gab die Leistung mit 67 PS an, die Tachoskala reichte bis 220 km/h (!). So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen. Die Sensation war perfekt. Doch bis das begehrte Supersport-Bike endlich auf den Markt kam, wurde es Frühjahr 1972. Intern hieß sie zunächst "Wasserbüffel". Doch diesen Namen wollte man eigentlich nicht übernehmen. Für das sportliche Image erhielt sie in den USA die Bezeichnung "LeMans", bei uns stand auf dem Seitendeckel "WATER COOLED 750", und das Sitzbankende war mit dem Label "Suzuki GT" bedruckt.





"CCI"-Frischölschmierung


"SRIS"-Schmierkreislauf
(3 Zeichnungen Werk)



Ein Blick auf die Pfunde zeigte allerdings, dass schon die erste GT750-J 1972 keineswegs ein agiles Sportbike war. Fahrfertig brachte sie immerhin 251 kg auf die Waage. Auch optisch wirkte sie groß und wuchtig. Von den versprochenen 67 PS blieben nach Deutscher-DIN-Messung nur noch 52 PS übrig. Dafür überzeugte der "Büffel" mit bulligem Durchzugsvermögen. Und hier lag die Stärke. Den Spitznamen "Wasserbüffel" hatte sie dann auch ruckzuck weg. War der Motor ein echtes Laufwunder, hinkte das Fahrwerk diesen Qualitäten weit hinterher. Die Federabstimmung war zu weich, die Dämpfer zu lasch, und in Schräglage setzten die Schalldämpfer viel zu früh auf. Optisch war die 200 mm Doppelduplex-Trommelbremse im Vorderrad eine Wucht, doch im Fahrbetrieb zeigte sie sich störanfällig. Sollte sie immer einwandfrei funktionieren, benötigte sie regelmäßig Wartung.




Die Kundschaft, die dieses 6250 Mark teure Bike ansprechen sollte, wurde dann auch nicht bei den "Heizern", sondern bei den Touren- und Langstreckenfahrern gesucht. Die "Windgesichter" hatten lang genug auf so ein schnelles und zuverlässiges Motorrad gewartet. Mit dem "Wasserbüffel" ließ sich schließlich bis ans Ende der Welt fahren, und für viele erfüllte sich der Traum vom Supertourer.



GT 750 von 1976


Beim Nachfolgemodell GT750-K werkelte ab 1973 eine Doppelscheiben-Bremsanlage am Vorderrad. Im nächsten Jahr war die Bezeichnung GT750-L und die Optik des 6900 Mark teuren Bikes neu. Scheinwerfer- und Halter, Luftfilterabdeckung sowie Kettenschutz waren verchromt, die Faltenbälge über den Standrohren fehlten, neues Tankdesign und Lackierung ließen den Wasserbüffel nun etwas schlanker wirken. In den letzten beiden Baujahren, 1976 GT750-A und 1977 GT750-B lief die schnelle Dreizylinder-Maschine, abgesehen vom Deckel über dem Tankstutzen und der geänderten Lackierung, wie gehabt vom Montageband in Hamamatsu.






Technische Daten
Suzuki GT750 "Wasserbüffel"
Baujahr 1972 bis 1977
Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Zweitakt-Reihenmotor mit Getrenntschmierung, 
738 ccm, Fünfganggetriebe, Anlasser und Kickstarter, Doppelrohrrahmen, 
251 kg, 190 km/h


Text-Archiv: Suzuki-Klassiker


 
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