BMW-Modelle |
BMW R900RT Polizeimotorrad
"Auf Streife"
BMW Motorräder sieht man bei uns fast an jeder Ecke.
Bei gut 25 Prozent Marktanteil kein Wunder. Behörden
vertrauen auf die Boxer-Maschinen. In Hessen wurden
100 BMW R900RT seit Ende 2010 in den Dienst gestellt.
Eine der wenigen nordhessischen Streifenpolizistinnen
auf einem Motorrad ist Bettina Stippich.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Winni Scheibe, Wolfgang Fromm,
Archiv-Stippich
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Polizisten kennt eigentlich jeder. Entweder aus
irgendeiner Krimiserie, aus dem Bekanntenkreis oder von der letzten
Verkehrskontrolle. Doch sind wir mal ganz ehrlich, wer weiß eigentlich
noch genau, wann er das letzte Mal von unseren Ordnungshütern angehalten
wurde. Und wer als Motorradfahrer nicht ausgerechnet mit Krawall und
Karacho die Landstraßen mit einer Rennstrecke verwechselt, wird im Prinzip
gut über die Runden kommen. |
Motorrad-Streifenpolizistin Bettina
Stippich |
Polizeioberkommissarin
Bettina Stippich lacht: "Viele Motorradfahrer haben ihre wilden Zeiten
ja längst hinter sich. Die Herrschaften fahren gesittet, cruisen mit
ihren schweren Maschinen gemütlich
durch die Landschaft. Groß in Mode gekommen ist das Gruppenfahren.
Wenn sich alle an die Spielregeln halten und dabei keine anderen
Verkehrsteilnehmer behindert oder gefährdet werden, kann nichts
schiefgehen. Bei Ausfahrten im Konvoi hat sich allerdings eine dumme
Marotte eingebürgert. Damit der Tross schön zusammen bleibt, sperren
einzelne Motorradfahrer aus der Gruppe bei Einmündungen und
Querstraßen, aber
auch bei Ampelkreuzungen, den Verkehr ab. Dabei passiert es immer
wieder,
dass die letzten Fahrer bei Rot voll
über die Kreuzung brettern. Diese Fahrbahnsperrung ist ein regelnder
Eingriff in den fließenden Verkehr, der ausschließlich der Polizei
vorbehalten ist und bei Anzeige strafrechtlich verfolgt wird." |
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Ich bin gerne Polizeibeamtin
und würde diesen Beruf immer wieder wählen
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Motorradstreife im Einsatz:
Polizeioberkommissare Rüdiger Amstutz und Bettina Stippich
bei einer verdachtsunabhängigen Verkehrskontrolle
(Foto: Wolfgang Fromm) |
Unumwunden
gibt Bettina Stippich zu, dass Polizistin schon immer ihr Traumberuf war.
Kaum zehnjährig hatte sie erlebt, wie die Polizei ihrer Familie einmal
geholfen hatte. Die Beamten waren dabei sehr freundlich und hilfsbereit,
was ihr damals mächtig imponierte. Anders als ihre gleichaltrigen
Freundinnen, die Krankenschwester, Tierärztin oder Schlagersängerin werden
wollten, beschloss Bettina Polizistin zu werden und erzählt: "Meine Eltern
haben dieses Vorhaben nie als kindliche Träumerei abgetan und versucht,
mir diesen Berufswunsch auszureden. Ganz im Gegenteil. Als es soweit war,
haben sie mich voll unterstützt. Auch, als ich mit 14 Jahren eine Mofa
fahren wollte (damals gab es in Hessen eine Sonderregelung, Anm. der
Redaktion), haben sie mir diesen Wunsch erfüllt. Nie werde ich das Gefühl
vergessen, wie es war, einfach losfahren zu können, das Visier zu öffnen
und den Fahrtwind im Gesicht zu spüren. Es war das Glück meiner ganz
persönlichen Freiheit. Dafür bin ich meinen Eltern bis heute dankbar."
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Polizeidienstelle Wolfhagen
Polizeioberkommissare
Bettina Stippich und Rüdiger Amstutz
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Nach
Schulabschluss ist die bekennende Motorradfahrerin seit 1987 bei der
Polizei und versieht seit 2001 ihren Schichtdienst bei der Polizeistation
Wolfhagen in Nordhessen. Schichtdienst bedeutet 12-Stunden Tagdienst von
morgens 7:00 Uhr bis abends 19:00 Uhr. Am Folgetag geht es in die
12-Stunden Nachtschicht von abends 19:00 Uhr bis morgens 7:00 Uhr. Danach
sind in der Regel drei Tage frei. "Es kann allerdings vorkommen, dass es
zum Beispiel nach der Nachtschicht durch Dienstplanumstellung oder einen
Sondereinsatz wenig später gleich weiter geht. Zwischen den beiden
Dienstzeiten müssen jedoch sechs Stunden Pause liegen. Man fährt nach
Hause, isst etwas, legt sich hin, macht sich frisch und fährt wieder zum
Dienst. Da kann sich jeder ausrechnen, wie viel Zeit zum Schlafen bleibt",
gibt die sympathische Polizeioberkommissarin zu Protokoll. |
Für
das Führen aller Dienstfahrzeuge muss ein separater Führerschein
gemacht werden, ab Anfang 2000 fährt Bettina Stippich mit dem Motorrad
Streife. Bis
zum Frühjahr 2011 war es die BMW K75, die inzwischen von der BMW
R900RT abgelöst wurde. Der Dienstbezirk der Polizeistation Wolfhagen
umfasst drei Städte, drei Großgemeinden mit 35 Stadt- und Ortsteile
und rund 35.000 Einwohnern. Für den reibungslosen Betrieb der
Polizeistation Wolfhagen sorgen fünf Dienstgruppen, eine
Ermittlungsgruppe sowie die Dienststellenleitung mit insgesamt 40
Beamten. Dienstlich war
mir die BMW K75 mit ihren Stärken und Schwächen schon fast ans Herz
gewachsen. Doch die neue R900RT kann einfach Einiges viel besser. Um
mich mit der neuen Maschine schneller vertraut zu machen, habe ich zum
Saisonstart ein dreitägiges Sicherheitstraining bei der Hessischen
Polizeiakademie belegt. In punkto Handling, Fahrkomfort, Bremsleistung
und Ausstattung ist die R900RT der K75 deutlich überlegen.
Dazu kommt die moderne, frische Optik", lautet die fachkundige
Auskunft. |
Abschied von der treuen BMW K75
(Foto: Archiv-Stippich) |
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Im Frühjahr 2011 absolvierte Bettina Stippich
bei der Hessischen Polizeiakademie
unter Anleitung des Instruktors Jürgen Baumann ein viertägiges
Sicherheitstraining
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Nordhessen, ein Eldorado für Motorradfahrer
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(Foto: Wolfgang Fromm) |
Im
Vergleich zu Kassel oder Frankfurt ist das Verkehrsaufkommen deutlich
geringer, der Wolfhagener Dienstbezirk darf als ländlich bezeichnet
werden. Dafür lässt sich in der Saison bei schönem Wetter in der Woche
nach Feierabend, aber besonders am Wochenende und an Feiertagen, der
Eindruck gewinnen, dass mehr Bikes als Autos unterwegs sind. Zwar gibt es
im Landkreis Wolfhagen keine so bekannten Biker-Treffs wie den Zündstoff
am Edersee oder das Fährhaus am Diemelsee, auch gibt es keine
Motorrad-Applauskurven für Schaulustige, doch ganz gleich ob die Biker aus
Richtung Kassel in die Waldecker- oder Sauerland-Gegend wollen oder wieder
heimfahren, meist durchqueren sie den Wolfhagener Dienstbezirk.
"Prinzipiell lässt sich sagen, dass die extremen Heizer in der Minderheit
sind. Das Gros sind Tourenfahrer, oder wie bereits erwähnt
Gruppenreisende. In den Sommerferien sind viele Holländer mit gelben
Warnwesten unterwegs. Für Kontrollen gibt es selten Anlass und wenn, dann
eher ganz anderer Natur", referiert die Streifenpolizistin.
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(Foto: Wolfgang Fromm)
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(Foto: Wolfgang Fromm)
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Für
Motorradfahrer sind Kurven ja bekanntlich das Salz in der Suppe. Manchmal
lässt sich beim Hinterherfahren beobachten, wie einige ganz eckig durch
Kurven balancieren. Würde es sich um einen Autofahrer handeln, läge der
Verdacht nahe, dass der Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht",
plaudert die engagierte Motorradpolizistin aus dem Nähkästchen. "Doch
betrunkene oder bekiffte Biker sind die Ausnahme, bei uns jedenfalls. Wird
der Motorradfahrer zu einer verdachtsunabhängigen Kontrolle angehalten,
zeigt sich meist, dass es sich um einen ergrauten Wiedereinsteiger handelt,
der sofort zugibt, dass ihm noch die nötige Fahrpraxis mit seinem
nagelneuen gut 180 PS starken Super-Bike fehlt. Bei anderen liegt es aber
oft an etwas ganz anderem. Ein Blick auf die bis fast auf die Fahrbahn
durchhängende Antriebskette zeigt, in welch technischem Zustand die
ansonsten pikobello gepflegte Maschine ist. Dann frage ich, wann zum
letzten Mal der Luftdruck kontrolliert wurde und ob man mir aus dem Kopf
sagen kann, wie viel Luftdruck in die Reifen gehört. Spätestens jetzt
werde ich wie von einem fremden Stern angeschaut. Die Antwort ist fast
immer gleich, das Motorrad war im letzten Herbst oder gerade im Frühjahr
vor Saisonstart zur Inspektion. Es ist sicherlich nicht die Aufgabe der
Polizei, Technikchecks bei Motorrädern durchzuführen. Doch als
Motorradfahrerin weiß ich genau, wie wichtig für die Fahrsicherheit der
exakte Luftdruck ist."
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Mögen
alte Windgesichter über diese Episode schmunzeln, eine andere Fakultät
kann einen ins Grübeln bringen. Gemeint ist die jugendliche Rasselbande
mit ihren Mofas und Mokicks. "Kaum einer dieser nur bis 25 beziehungsweise
45 Stundenkilometer zugelassenen Flitzer ist nicht frisiert. Die
Tuningteile gibt es portofrei im Internet, die Anbieter versprechen
vielfach eine Steigerung der Spitzengeschwindigkeit auf 60, 80 oder gar
100 km/h. Stoßen wir bei Verkehrskontrollen auf solche Renner, wird das
Fahrzeug sofort sichergestellt und der Künstler läuft zu Fuß nach Hause.
Wird ein Verfahren in Gang gesetzt, kann ein ordentliches Bußgeld fällig
werden. Auch kann es passieren, dass der Führerschein für das begleitete
Fahren ab 17 nicht mehr möglich ist. Für die Kids eine teure und bittere
Erfahrung." |
Ausfahrt 2010
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Polizisten,
die in ihrer Freizeit Motorrad fahren, sind längst keine Ausnahme mehr.
Privat besitzt Bettina Stippich eine große Suzuki Bandit, sie kommt auf
gut 10.000 km pro Jahr. Fast schon zur Tradition gehört einmal im Jahr
eine mehrtägige "dienstfreie" Ausfahrt mit rund 50 Kollegen vom
Polizeipräsidium Nordhessen. Dann sind die Polizeibeamten Motorradfahrer,
führen Benzingespräche, genießen das Gruppenerlebnis und planen den
Ausflug für das nächste Jahr. |
BMW Behördenfahrzeuge |
BMW R900RT
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Behördenmotorräder
haben einen festen Platz im BMW Angebot. Seit 1970 wurden über 130.000
Maschinen weltweit in rund 150 Länder ausgeliefert. Überwiegende Abnehmer
sind Polizei, aber auch Rettungsdienste, Rotes Kreuz und Feuerwehr. Die
BMW-Behördenmaschinen sind keine nachträglich umgerüsteten
Serienmotorräder. Im Werk Berlin ist eine eigene Entwicklungsabteilung
beheimatet, und die Fertigung der Sondermodelle R900RT und R1200RT erfolgt
auf einem separaten Produktionsband.
Auch ein Teil der behördenspezifischen Anbauteile werden in Berlin
entwickelt. Für den Vertrieb und die Betreuung ist eine eigene
Abteilung am Stammsitz in München zuständig.
Ein Großteil der belieferten Länder hat exakte Vorgaben was Leistung,
Hubraum und Ausstattung betrifft. Für diese Staaten wurde speziell die 83
PS starke und 259 kg schwere R900RT entwickelt. Im offiziellen
Kundenangebot taucht dieses 900er Modell allerdings nicht auf. Andere
Länder ordern wiederum vorrangig die R1200RT, so auch die deutschen
Behörden. Bis auf eine Ausnahme, seit Ende 2010 ersetzte die hessische
Schutzpolizei ihre lang gedienten BMW K75 Kräder nach europaweiter
Ausschreibung gegen die BMW R900RT. Insgesamt 100 dieser in der Farbe
blau-silber gehaltenen BMW Boxer-Maschinen stehen nun im hessischen
Streifendienst.
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Technische Daten:
BMW Behörden-Polizeimotorrad R900RT
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Leistung:
61 kW/83 PS bei 7.250/min, maximales Drehmoment 83 Nm bei 5.500/min
Motor:
Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, zwei Nockenwellen
und vier Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 73,0 x 87,5 mm, Hubraum 878
ccm, Verdichtung 11:1, elektrische Saugrohreinspritzanlage, digitales
Motormanagement, G-Kat, hydraulisch betätigte Einscheiben-Trockenkupplung,
Sechsganggetriebe, Endantrieb per Kardan
Fahrwerk:
Stahlrohr-Gitterrahmen, BMW-Telelever, Standrohrdurchmesser 35 mm,
Zentralfederbein, Federweg 120 mm, Aluguss-Einarmschwinge BMW-Paralever,
Zentralfederbein, Federvorspannung und Dämpferzugstufe einstellbar,
Federweg 135 mm. Vorne Doppelscheibenbremse, Ø 320 mm,
4-Kolben-Festsattel, hinten Scheibenbremse, Ø 265 mm,
2-Kolben-Schwimmsättel, ABS. Vorderreifen 120/70ZR17, Hinterreifen
180/55ZR17. Tankinhalt 25 Liter, Gewicht ohne Behördenausstattung 259 kg.
Zulässiges Gesamtgewicht 495 kg, Kraftstoffsorte Superplus Benzin bleifrei
(95 ROZ), Höchstgeschwindigkeit 195 km/h |
Behördenausstattung
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Für
Eskorten-Einsätze und Fahrtempo in Schrittgeschwindigkeit kurz übersetzter
erster Gang, elektrisch verstellbares Windschild, Zusatzbatterie, Lüfter
für Motorkühlung, vorne verstärktes Federbein, Motor-Sturzbügel, hinten
Sturzbügel um die Behördenkoffer, Nebelschlussleuchte, Spritzschutz
hinten, Sirene mit integriertem Lautsprecher, hinten
LED-Rundumblitzkennleuchte, vorne zwei LED-Blitzkennleuchten, Topcase für
Funkausrüstung, Info-Display, Griffheizung, Bedienung links am Lenker für
Steuerung des Funkgerätes per Satellitenschalter, Schalter für
Lautsprecher und Signalton, Bedienung rechts am Lenker für
Blitzkennleuchten
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