Portrait

Basslab-Chef Heiko Hoepfinger

"Sound-Maschine"

Heiko Hoepfinger ist leidenschaftlicher Musiker, baut einzigartige
Bass-Gitarren und fährt begeistert eine 9er Kawasaki Ninja.
Ein etwas anderes Portrait.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Basslab, Winni Scheibe




Motorradfan und Gitarrenbauer Heiko Hoepfinger

 


Es ist Herbst 2007, ein Termin bei Basslab steht im Terminkalender. Basslab klingt wie High-Tech. Und High-Tech bedeutet Innovation, futuristisches Design, edle Kunststoffe, ausgeklügelte Technik. Bei Einzelanfertigungen ist zusätzlich gewieftes, handwerkliches Know-how gefragt. Basslab ist allerdings keine neue Motorradfirma. Auch auf dem Zubehörmarkt lässt sich das Logo nicht finden. Der werte Leser mag nun stutzen und glaubt sich im falschen Film. Zu Recht, vorerst jedenfalls. Von Speed, Power, Set-up und Grip ist hier nämlich keine Rede. Es geht vielmehr um Basslab-Chef Heiko Hoepfinger. Ein 41-jähriger Physiker aus Kassel, der maßgeschneiderte E-Gitarren baut und bekennender Biker ist. Also doch eine Geschichte für Motorrad-Bild. Bitte weiter lesen!



Die Adresse von Basslab ist im Kasseler Industriegebiet. Kein Glaspalast, keine Nobel-Villa, kein schallgedämpftes Tonstudio. Ein nüchternes, grau-weiß gestrichenes Firmengebäude, in dem u.a. Sprach-Seminare veranstaltet werden. Im 1. Stock, gleich links, die Tür zu Basslab. Es riecht nach Kunstharz, nach Werkstatt.

 

Ein kurzes Hallo und schon sind wir
mitten im Thema. Unumwunden lässt
Heiko Hoepfinger wissen, erst als
28-jähriger vom Motorrad-Bazillus befallen worden zu sein. Davor standen Penne,
Abi, Studium, Musik und noch einmal
Musik im Lebensmittelpunkt. Nach einer Suzuki SP 370 Enduro, einer Suzuki GSX 550 E und einer Yamaha YZF 600 R Thunder Cat folgte 1998 die Kawasaki Ninja ZX-9R. Ein Bike, wie auf den Leib geschneidert, so O-Ton Hoepfinger.
Gut neun Jahre schweißen zusammen, passend zu seiner Musikrichtung:
Hard-Rock und Heavy-Metal.


Zwischen Musik und Motorrad fahren gibt es viele Parallelen. "Bob Dylan war begeisterter Motorradfahrer, George Harrison Motorrad-Fan und Busenfreund von GP-Star Barry Sheene und eine Bikerfete ohne Steppenwolfs `Born to be wild` ist selbst heute, gut 40 Jahre nach dem Kultfilm Easy Rider, unvorstellbar", gibt sich der leidenschaftliche Musiker und Biker überzeugt. "Meine 9er Kawa passt exakt zu meinem Musikgeschmack. Sound, Fahrdynamik, Fahrspaß, Sitzposition, alles sehr direkt, fast schon kompromisslos. Ein Bike, das spüren lässt, was unter einem passiert."



Seine ZX-9R ist das ganze Jahr über angemeldet. Zu Terminen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder sonstwohin wird die Kawa genommen. Nur bei Glatteis und Transporten zu Musikmessen bleibt der Ofen stehen. Um die Technik kümmert er sich selbst und betont: "Mich interessieren natürlich technische Zusammenhänge. Bei meiner Kawa selbstverständlich, aber vor allem durch meinen eigentlichen Beruf als Physiker."



Die Doktorarbeit liegt fertig in der Schublade

 

Nach bestandenem Examen Anfang der 90er Jahre ging der gebürtige Niedersachse gleich an seine Promotionsarbeit zum Thema "Theoretische Nanostrukturuntersuchungen an Batterien- und Brennstoffzellen-Elektroden". Den Doktor-Titel hätte er längst in der Tasche haben können, doch dann kam die Idee mit dem Gitarrenbauen dazwischen.
Sein physikalisches und chemisches Know-how hat er sich während seines Studiums bei der Mitentwicklung von Brennstoffzellen für den Hermes Raumgleiter angeeignet. In einem speziellen Kunstharz wurden die Elektrodenplatten vergossen. Und genau aus diesem Kunstharz entstand 1993 sein erster Bass-Prototyp, seit 1997 gibt es Basslab, und 2001 besuchte er die erste große Messe.
Musikalisch begann Heiko Hoepfingers Karriere als Achtjähriger. Zunächst war es die klassische Gitarre, mit 12 Jahren spielte er bereits E-Gitarre in einer Band, wenig später entdeckte er für sich den Bass. Ein Instrument, das seinen weiteren Lebensweg prägen sollte.

 

Lange Zeit galt Holz als klassisches Material zum Bau von Instrumenten. Als Wissenschaftler erlaube ich mir allerdings andere Wege zu gehen. Mit den bei uns weiter entwickelten Kunststoffen und der speziellen Fertigungsmethode lassen sich alle erdenklichen Bodys herstellen. Wir brauchen weder ein Modell, noch eine Negativform, wir sind auch auf kein Design festgelegt. Es gibt weltweit niemanden außer uns, der so etwas hinbekommt. Dazu kommt der musikalische Reiz, Basslab E-Gitarren bieten eine enorme Klangbreite", referiert der Firmenchef aus dem Nähkästchen.
 


5-String Basslab-Bass ohne Bünde
(Foto: Basslab)


Er reicht mir eine E-Gitarre, ich staune über das geringe Gewicht. Die Wandstärke beträgt im Schnitt nur zwischen 3 bis 5 Millimeter vom vollkommen hohlen Gehäuse, verrät der Kunststoffexperte. Mich interessiert natürlich die Fertigungsmethode, doch er lacht: „Das ist unser Betriebsgeheimnis. In der Verfahrensweise steckt jahrelange Entwicklungsarbeit. Dazu muss man genau wissen, welche Harze und welche Carbon-, Aramid- oder Glas-Fasern oder welche anderen Mischkomponenten überhaupt geeignet sind."
Mein erster Eindruck bestätigt sich. Genauso gut könnte ich auch in einem kleinen italienischen Spezialbetrieb sitzen, in dem gerade an einer federleichten und leistungssteigernden Kohlefaser-Airbox für die 2008er MotoGP Werksmaschine von Ducati experimentiert wird. "Ein guter Vergleich", gibt er mir recht, "Für einen Mitarbeiter haben wir gerade ein Drum-Set gebaut. Aber auch Renn-Spoiler, Radabdeckungen, Verkleidungsteile, Sitzbänke und vieles mehr ließe sich problemlos herstellen. Wofür sich unser Verfahren allerdings bis jetzt noch nicht eignet, ist eine Massenproduktion. Alle Arbeitsgänge sind reine Handarbeit. Und wenn jemand meint, unsere Gitarren seien ja nur aus `Plastik` und dürften daher nicht viel kosten, irrt gewaltig. Im Vergleich zu Holz ist das Basismaterial gut 10 mal teurer und der Zeitaufwand für die Herstellung ist ebenfalls erheblich größer."

 



Bei Basslab könnten auch High-Tech Bauteile für die MotoGP gefertigt werden




(Foto: Basslab)



Musik, Instrumentenbau und Motorrad fahren, für Heiko Hoepfinger längst mehr als nur ein Hobby. Sein Beruf hat ihn um die halbe Welt gebracht, ständig lernt er neue Leute kennen, ein guter Kontakt zu seiner Musikerkundschaft liegt ihm am Herzen und er betont: "Als junger Musiker war Ned Steinberger mein großes Vorbild, heute baue ich für ihn die Violinen. Das Spektrum reicht von der Münchner Freiheit oder Howard Carpendale bis zum Jazz eines John Goodsall (Brand X), der Worldmusic eines Michel Alibo oder Analog Pussies Trance-Techno bis zum Metal von David Wallimans Glasshammer."


Kontakt: www.basslab.de


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