Praxis


Ketten-, Ritzel- und Zahnkranzwechsel

In Motorradwerkstätten gehört das Kettenwechseln zur Routinearbeit.
Hobby-Schrauber können mit entsprechendem Werkzeug
und paar Stunden Schrauberei Kette, Ritzel und Kettenrad 
recht einfach selber wechseln.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv



Typische Motorrad-Verschleißteile:
Antriebsketten, Ritzel und Kettenräder

Kettenpflege gehört trotz langlebiger O-Ring-Ketten immer noch zu einem notwendigen Übel. Ob Einfach- oder O-Ring-Kette, abhängig von Motorleistung, Fahrweise und Fahrstrecke ist alle 500 bis 1000 Kilometer Schmieren und gegebenfalls Nachspannen der Kette angesagt. Doch selbst wer immer die Antriebskette ordentlich pflegt, kann ihren Verschleiß nicht verhindern. 



Gliedwerk schmieren:
Die Kette immer von innen nach außen mit dem Kettenspray einsprühen


Sie wird länger und länger, bis die letzte Kerbe für die Kettenspannmarkierung erreicht ist. Im Schnitt erreichen Einfach-Ketten 10.000 km und O-Ring-Ketten 20.000 km Lebensdauer. Ist die Kette verschlissen, muss eine neue her. Da bekanntlich das schwächste Glied einer Kette das Schloss ist, fehlt in der Regel bei O-Ring-Ketten dieses Teil. Inzwischen gibt es aber verschiedene Schlösser, die auch bei O-Ring-Ketten verwendet werden können.



altbekanntes Kettenschloss


Schlösser-Kunde





Bei Endlos-Ketten muss die Schwinge ausgebaut werden


Keine halben Sachen:
Neue Kette, Ritzel und Kettenrad


Wer eine "Endlos" O-Ring-Kette wechseln will, muss gegenüber der Einfach-Kette oder einer Kette mit Schloss, die sich problemlos tauschen lässt, die Schwinge ausbauen. Mit etwas handwerklichem Geschick und einem Werkzeugsatz ausgestattet, kann aber jeder selber diese Arbeit erledigen.




Mit der Kette verschleißen aber auch die Kettenräder. Ihre Alterung ist an den "Sägezähnen" zu erkennen. Wer nur die Kette erneuert, spart an der falschen Stelle. In kurzer Zeit haben die Sägezähne die neue Kette aufgefressen und sie muss wieder erneuert werden. Beim Motorradhändler oder im Fachhandel sind für fast alle Modelle komplette Kettensätze im Angebot. In unserem Fall hat die Kette 22.000 km abgespult. Da die Urlaubstour mit der Kawasaki GPZ 400 vor der Tür steht, hat sich der Besitzer entschlossen alle drei Bauteile zu erneuern.





Sicher steht das Motorrad auf dem Hauptständer. Wie beim Reifenwechsel wird das Hinterrad ausgebaut. Das Kettenrad lässt sich nun aus der Felge nehmen. Um den Zahnkranz zu tauschen, wird die Einheit in den Schraubstock gespannt. Bei der Kawa sind die Haltemuttern mit Blechlaschen gesichert. Mit einem Meißel oder altem Schraubendreher lassen sich die Bleche leicht umbörteln und die Muttern abschrauben. Ist das Kettenrad gewechselt, werden die Muttern gut angezogen und mit den Blechlaschen gesichert. 
Das Erneuern der Antriebskette ist etwas komplizierter. Da die Kette endlos ist, muss die Schwinge ausgebaut werden. Um die Haltebolzen für das Zentrale Federbein und Umlenkhebel zu erreichen, werden Sitzbank und Seitendeckel entfernt. Oben ist die Schwinge mit dem Umlenksystem und unten direkt mit dem Federbein verschraubt. Nachdem beide Haltebolzen herausgeschraubt sind, werden die Schwingenbolzen raus gedreht. Jetzt lässt sich die Schwinge aus dem Rahmenheck nehmen. Die Reihenfolge, in der Haltebolzen und Distanzscheiben herausgenommen wurden, muss sich der Schrauber unbedingt merken. Alle Bolzen werden abgewischt und neu eingefettet. Auch die Schwingenlagerung lässt sich bei dieser Gelegenheit auf Verschleiß überprüfen und zur Pflege einfetten.




Nun wird der Spritzschutz an der Schwinge abgeschraubt und die Kette lässt sich ausfädeln. Hinter dem linken Getriebedeckel verbirgt sich das Antriebsritzel. Erst wird das Schaltgestänge, danach der Deckel abgeschraubt. Zwei 6er Schräubchen sichern das Antriebs-Ritzel. Sind die Schrauben rausgedreht, muss die Vielverzahnung vom Sicherungsblech mit der Antriebswelle genau überlappen. Nur so lässt sich das Ritzel von der Welle ziehen.




Danach kann der Zusammenbau erfolgen. Gemeinsam mit der neuen Kette wird das Antriebsritzel auf die Welle geschoben. Ist das Sicherungsblech stark verschmutzt, wird es gesäubert und wieder auf die Welle geschoben. Die 6er Halteschrauben werden angezogen. Im gleichen Arbeitsgang lässt sich der Getriebedeckel und das Schaltgestänge anbauen. Ist die Kette in die Schwinge gefädelt und der Spritzschutz angeschraubt, so wird die Schwinge in umgekehrter Reihenfolge eingebaut. Alle Haltebolzen und Muttern müssen sorgfältig festgezogen werden. Nach Einbau des Hinterrades wird die Kettenspannung überprüft. Das Motorrad wird vom Hauptständer genommen und mit einer Person belastet. Jetzt muss die Antriebskette mindestens zwei Finger (20-30 mm) Spiel haben.


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