Szenen-News Februar 2009


DAS ÖSTERREICHISCHE MOTORRADMUSEUM...

...wo Legenden leben

Schließungspressekonferenz am 22.Jänner 2009


Prof. Dipl. HTL-Ing. Friedrich Ehn


Das Museum wurde im Jahr 1980 mit den damaligen Stadtvätern unter Bürgermeister Hofer auf Handschlagbasis mit mir gegründet. Das zur Verfügung gestellte Gebäude Museumgasse 6 befand sich in relativ schlechtem Zustand und konnte erst nach rund 10 Jahren ab 1990 sukzessive mit Hilfe von Eco Plus, dem Stadtbaumeister Metzger und vor allem durch meinen persönlichen Einsatz, der mich u. a. 2 Mio. Schilling (150.000 Euro) kostete, in den Zustand gebracht werden, wie es sich heute präsentiert.

Nach zweijährigem Probebetrieb wurde am 25. 10. 1982 ein Museumsvertrag abgeschlossen, genannt „Übereinkommen“. Da Eggenburg damals so wie heute eine sogenannten „Sanierungsgemeinde“ ist, musste dieser Vertrag im Jahr 2004 vom Land Niederösterreich genehmigt werden.

Nach über zwanzig Jahren weitgehend friktionsfreier Zusammenarbeit zwischen Stadtgemeinde und mir kam es nach der Amtseinführung von Bgm. Jordan bereits im Jahr 2001 zu ersten ernsthaften Problemen. So wurde die Dach- und Dachrinnensanierung der Jubiläumshalle des Museums erst nach Androhung der Schließung dieses Ausstellungsteils in Angriff genommen.

Unter dem Hinweis, dass die Stadtgemeinde Eggenburg vom Land beauftragt worden sei, beim Museum Kosteneinsparungen vorzunehmen, fand die erste und bisher letzte Sitzung zum Thema Motorradmuseum am 14. 12. 2005 mit Bgm. Jordan und der sogenannten „Museumskommission“ statt, wobei ich auch die mir gehörigen Fahrzeuge des Museumsfundus zum Kauf anbot.

Nach zehn Monaten (!) kam am 3. 10. 2006 ohne jedes vorangegangene Gespräch ein Schreiben der Stadtgemeinde, dass im Zeitraum 2008 – 2010 eine Person im Beschäftigungsausmaß von 30 Stunden eingespart werden müsse, dies unter Hinweis auf die Anordnung der zuständigen Stellen des Landes, „dass wir bei den Unterstützungen der Museen einfach organisatorische und finanzielle Veränderungen zu treffen haben“. In meiner Antwort wies ich darauf hin, dass das Museum ohne Reinigungsfrau nicht zu führen sei.

Infolge des langen Nichthandelns und Schweigens der Stadtgemeinde verlangte ich mittels Einladungskurrende vom 21. Februar 2007 gem. § VI des Übereinkommens eine Sitzung zur Beschlussfassung zu den Themen der personellen Situation des Museums sowie eine Stellungnahme der Stadtgemeinde zur von mir eingeräumten Kaufoption des Museumsfundus.

Dieses Gespräch wurde mir erst am 25. Juni 2007 auf der Gemeinde im Beisein der Herren Gilli, Kabesch und Jordan (Museumskommission) „gewährt“, wobei als einziges Ergebnis herauskam, dass die Stadt im Auftrag des Landes beim Museum einsparen muss. Ich stellte abermals fest, dass die Fahrzeuge aus meinem Besitz nur erworben werden können und dass ich sie leider nicht herschenken könne.

Die einstimmige Kündigung durch die Stadtgemeinde erfolgte bereits am 26.6. 2008 (!), da ich am 30. 6. 2008 bei Bonhams in London rund 200 der ausschließlich in meinem Eigentum und Besitz befindlichen Motorräder und artverwandten Fahrzeuge versteigern ließ. Die Gründe und Überlegungen im Hinblick auf die zukunftsorientierte Weiterführung des Museum waren folgende:

  1. Die Stadtgemeinde war und ist weder in der Lage noch willens, Fahrzeuge aus dem in meinem ausschließlichen Privatbesitz befindlichen Fundus zu kaufen. Sie hat keinerlei Anstalten getroffen, um mit den zuständigen Stellen des Landes den Ankauf zu besprechen oder auch nur anzudenken. Mein Verkaufsangebot mit der Auflistung von Fahrzeugen vom Dezember 2005 blieb bis heute ohne Kommentar oder Antwort!

  2. Sämtliche verkauften Fahrzeuge und Teile stammten nicht nur aus meinem Privateigentum (Gesamtstand über 400) sondern hatten auch keinen bzw. nur einen geringen Österreichbezug und waren daher für die Ausstellung im größten österreichischen Motorradmuseum von geringer Bedeutung.

  3. Der Verkauf wurde von einer Kommission des Österreichischen Bundesdenkmalamtes überprüft und die Ausfuhr der Fahrzeuge ausdrücklich bewilligt.

4) Ein Großteil der verkauften Fahrzeuge war nie im Museum ausgestellt gewesen.

  1. Es hat sich in den letzten Jahren das Besucherinteresse grundsätzlich geändert. Da an nahezu jedem Wochenende bei Oldtimerrallyes die unterschiedlichsten „Oldtimer“ – Motorräder in Aktion zu sehen sind, erwarten die Menschen im „Österreichischen Motorradmuseum“ Motorräder aus Österreich oder solche mit deutlichem Österreichbezug (populäre oder besonders seltene oder berühmte Modelle.)

  2. In den letzten Jahren fand eine grundlegende Umstrukturierung der gesamten Museumslandschaft im Wald- und Weinviertel (Koller Museum Heldenberg, Clubmuseum Poysdorf usw.), sowie insbesondere in Eggenburg (Rollipop) statt.

  3. Künftig soll der Österreichaspekt des Hauses gestärkt und Raumreserven genutzt werden, um mit neuen Sonderausstellungen wie beispielsweise der Sonderschau „Landtechnik Alantra“ oder einer eigenen Begleitausstellung zur Landesausstellung über die österreichisch – tschechischen Konstrukteure Hans und Erich Ledwinka im kommenden Jahr neue Besucherschichten anzusprechen.

  4. Das ICOM (International Council of Museums) hat unserem Museum im Jahr 2004 das „Österreichische Museumsgütesiegel“ verliehen. Diese Zuerkennung der höchsten in Österreich erhältlichen Museumsqualifikation bleibt auf Grund der überprüften Ausstellungsqualität dem „Ersten Österreichischen Motorrad- und Technikmuseum Eggenburg“ weiterhin erhalten.

Die Kündigung des Übereinkommens erfolgte mit folgender Begründung:

1) Der Verkauf der Exponate (im Rahmen einer Versteigerung des englischen Auktionshauses Bonhams, Anm.) unter den Titel „The Professor Ehn Motorcycle Museum Collection“ stellt ein einseitiges Handels von Prof. Ing. Friedrich Ehn dar, durch das dem Übereinkommen vom 25.10.1982 für das Motorradmuseum die Geschäftsgrundlage entzogen wurde und deshalb dieses Übereinkommen mit sofortiger Wirkung aufzulösen ist.

Gleichzeitig sprach die Stadtgemeinde jedoch auch folgendes Begehren aus:

2) Die Stadtgemeinde Eggenburg hat weiterhin Interesse an einem Motorradmuseum in Eggenburg sowie am Verbleib der noch vorhandenen Exponate und der Präsentation in geeignetem Rahmen. Prof. Ehn soll seitens der Stadtgemeinde die Möglichkeit eingeräumt werden bis zum 30. September 2008 Unterlagen für eine Neukonzeption des Motorradmuseums samt Businessplan vorzulegen. Dieses Konzept ist im Hinblick auf Unterstützungsmöglichkeiten durch öffentliche Förderstellen, insbesondere auf jene des Landes Niederösterreich zu erstellen und mit den zuständigen Stellen abzustimmen. Auf Grundlage eines neune Konzeptes kann ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.

Bei der Aufforderung, einen Businessplan zu erstellen handelt es sich um eine unsinnige und nicht erfüllbare Forderung:

  1. Die Erstellung eines Businessplans von nur einer der beiden Vertragsparteien ergibt bei einem geplanten zweiseitigen Vertrag zur Weiterführung des Museums keinen Sinn. Businesspläne werden vor allem von Jungunternehmern zur Erlangung eines Gründungskredites erstellt. Dies nach nahezu 30 Jahren erfolgreicher Museumsführung zu verlangen ist ein Affront gegen mich.

  2. Die Erstellung eines Businessplans als Teil eines zweiseitigen Vertrags ist an gewisse Rechtsvorschriften gebunden und erfordert daher die (kostenpflichtige) Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers.

  3. Unterstützungsmöglichkeiten durch öffentliche Förderstellen, insbesondere jene des Landes N.Ö. zu suchen, wäre Aufgabe der Stadtgemeinde Eggenburg als Rechtsträger des Museums und als Körperschaft öffentliche Rechts während der vergangenen Jahrzehnte gewesen und nicht Aufgabe dessen, der alle ihm übertragenen Aufgaben des Übereinkommens getreulich erfüllt hat.

Einladungsschreiben an Bgm. Jordan sowie an jeden einzelnen Stadt- und Gemeinderat von Eggenburg, das Museum in seiner neuen Form, so wie Sie meine Damen und Herren es heute sehen werden, blieben ohne jedwede Reaktion. Es fanden keine Besuche des Museums zur Augenscheinnahme des neuen Ausstellungskonzeptes statt.

Ein Konzept in Form eines Memorandums habe ich an die Stadtgemeinde am 25. 11. 2008 weitergeleitet. Reaktion: während einer Hüftoperation über die Weihnachtzeit erfuhr ich zufällig bei einem Telefonat mit dem Museumswart, dass er ebenso wie die Reinigungsfrau von der Stadtgemeinde vom Museumsdienst abgezogen sei und nunmehr am Bauhof Dienst tun müsse. Daher habe ich mich entschlossen, mich an den Herrn Landeshauptmann von Niederösterreich, Dr. Erwin Pröll zu wenden.

Geradezu als Verhöhnung meiner Lebensarbeit empfinde ich ein Schreiben des RA Dr. Nagl vom 11. Dezember 2008 (eingelangt am 13. Jänner 2009) der mir im Namen seiner Mandantschaft, der Stadtgemeinde Eggenburg wortreich ausrichtet, das durch die Bonhams Auktion die Basis des Weiterbestandes des Museums entzogen wurde, mein Memorandum kein Konzept für die Neuausrichtung des Museums darstelle und dieser Vorschlag (das Memorandum) noch nachteiliger (sic!) für die Stadtgemeinde Eggenburg sei, als es das bisherige Übereinkommen war.

Hingegen werde mir seitens der Stadtgemeinde Eggenburg letztmalig die Möglichkeit eingeräumt, die geforderten Unterlagen bis 31.3. 2009 zu präsentieren. Auch sei es aufgrund der personellen Notwendigkeiten im Bereich der Stadtgemeinde Eggenburg an Jänner 2009 nicht mehr möglich, die beiden Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen.

Aufgrund der Akten- und Faktenlage stelle ich hiermit ausdrücklich fest:

  1. Ich bin mit dem Motorradmuseum rechtskräftig einseitig von der Stadtgemeinde Eggenburg per 1.1.2009 gekündigt worden. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr.

  2. Die beiden, extra für das Museum seitens der Stadtgemeinde Eggenburg angestellten Mitarbeiter wurden ohne Verständigung meiner Person abgezogen, die Stadtgemeinde Eggenburg hat damit die Kündigung effektuiert.

  3. Ich bin aufgrund der nicht vorhandenen Vertragstreue des Stadtgemeinde Eggenburg nicht mehr bereit, einen neuerlichen Vertrag abzuschließen.

  4. Business- und Förderpläne sind (wären), wie ich bereits ausgeführt habe,

Humbug bzw. Aufgabe des Rechtsträgers Stadtgemeinde Eggenburg (gewesen). Anzumerken wäre hingegen noch, dass die bereits fix geplante Begleitausstellung zur N.Ö. Landesausstellung 2009: „Hans und Erich Ledwinka – vom Tatra 11 zum Puch G“ unter Mitarbeit des Tatra Museum Koprvenice (CZ), des Technischen Museums Prag sowie des Technischen Museums Wien aufgrund der Kündigung abgesagt werden musste.

  1. Seit über einem Jahr verweigern Bürgermeister, Museumskommission und die Stadt- und Gemeinderäte jedwedes Gespräch mit mir.

Die Stadtgemeinde Eggenburg und die Kostenfrage

Erhaltungskosten eines Hauses, das ohnedies im Gemeindebesitz war und ist. (Dieses wurde 1980 in schlechtem baulichen Zustand übernommen und dank des Museumsbetriebs komplett renoviert).

Zusatzkosten (zu den reinen Fixkosten ohne Museumsbetrieb):

Kanalgebühr der WC Anlage für Besucher und Mitarbeiter

Lichtstrom für Ausstellungsräume, Werkstätte, Büro und Aufenthaltsräume

Betriebskosten des Museumsbüros mit Aufenthaltsräumen (Zimmer Küche Kabinett)

Personalkosten:

Ein Helfer (Hilfsarbeiterlohn)

Eine Reinigungsfrau mit 30 Wochenstunden (Teilzeitarbeitslohn)

Der operative Betrieb sowie die Kustosleistungen und die wissenschaftliche Leitung des Hauses wurde von mir gratis gemacht. Darüber hinaus war in all diesen Jahren der operative Betrieb kostendeckend, so dass seitens der Stadtgemeinde Eggenburg niemals etwas zugeschossen werden musste.

Es erhebt sich die Frage, wie sich die Stadtgemeinde Eggenburg den Weiterbetrieb des Museums vorstellt, wenn sie nicht einmal mehr in der Lage ist, sich dieses mit Sicherheit billigste Gemeindemuseum Niederösterreichs in Hinblick auf seine Größe und internationale Bedeutung weiterhin zu leisten.

Die Einräumung einer „Nachfrist“ ist ohne jedwede Relevanz für einen gedeihlichen Weiterbetrieb des Museums, da RA Dr. Nagl in seinem Schreiben ausdrücklich bestätigt, dass die Stadtgemeinde Eggenburg aufgrund der „personellen Notwendigkeit“ ab Jänner 2009 nicht mehr in der Lage ist, diese beiden Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen.

Abschließend stelle ich fest, dass ich aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen nicht bereit bin, dieses nach nahezu dreißigjähriger Dienstleistung für Stadtgemeinde, Region und Land erlittene Unrecht auszujudizieren. Ich bitte Sie, sehr geehrte Damen und Herren, diese Fakten in Ihrem Medium zu kommunizieren und dem Publikum zu sagen, dass wir im Kündigungsjahr 2009 vom 1. April bis 31. Oktober an den Samstagen, Sonn- und Feiertagen geöffnet haben.


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