Touristik

Motorrad-Touren 2005 in Deutschland:
Mittelgebirge


"Gipfel-Treffen"

Berge haben seit jeher eine magische Anziehungskraft. Wanderer genießen
den Fernblick, Motorradfahrer die Serpentinen zum Gipfel. Beliebte Ausflugsziele
im mitteldeutschen Flachland sind der Brocken und der Kyffhäuser. Harley-Fan
und Roßlas Bürgermeister Axel Heller zeigt uns im Sommer 2005
interessante Sehenswürdigkeiten in seiner Heimat.


Text&Fotos: Winni Scheibe

 


Axel Heller vor dem Panorama Museum in Bad Frankenhausen

 
Neben einer wunderschönen Landschaft und erholsamen Natur, sowie einer Fülle von kulturellen und historischen Ausflugszielen, hat die Gegend um den Kyffhäuser selbstverständlich noch viel mehr zu bieten. Bestes Beispiel ist das welteinmalige Panorama Museum in Bad Frankenhausen am Fuße des Kyffhäusers.
"Kurz vor der Eröffnung am 14. September 1989 stellte der Leipziger Maler Werner Tübke sein Lebenswerk Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Presse vor. Ich gehörte auch dazu. Fast zwölf Jahre brauchte der Künstler für sein 14 Meter hohes und 123 Meter langes Rundumbild, für das extra ein Gebäudekomplex gebaut wurde. Das Monumentalgemälde sollte die historische Legitimation der DDR symbolisieren und als sozialistische, kunstgeschichtliche Gedenkstätte dienen. Vor den versammelten Gästen erklärte der hochbegabte Künstler, dass er mit seinem Werk die menschliche Existenz thematisieren wollte, und, so wie es der Weltablauf immer wieder zeigte, es in der Menschengeschichte ständig ein Auf und Ab gebe. Keine Kulturform, betonte er, sei von Dauer und Unendlichkeit. Sofort dachte ich bei mir, mit solchen öffentlichen Äußerungen vor diesem Publikum kann er aber große Probleme bekommen. Nur zu deutlich merkte man, dass dies auch auf das DDR-System übertragbar sei. Niemand ahnte jedoch, dass das Ende der DDR schon sehr nahe war,” erzählt Axel Heller und fügt hinzu: “Werner Tübkes Panorama-Gemälde ist jedoch so außergewöhnlich und eigenständig, dass es unabhängig von der politischen Kultur für jetzt und in Zukunft als ein zeitloses Kunstwerk zu werten ist. Man muss kein Kunstexperte sein, um sich von diesem Großgemälde beeindrucken zu lassen.”



Marktplatz und Eisdiele in Bad Frankenhausen am Fuß des Kyffhäusers


Ein Kunstwerk, allerdings aus Stahl und Chrom, ist für Axel Heller auch seine Harley-Davidson Dyna Super Glide. “Motorräder begeistern mich schon so lange ich denken kann,” verrät der engagierte Kommunalpolitiker, der seit 1994 parteiloser Bürgermeister in Roßla ist. “Da kaum anders möglich, habe ich zu DDR-Zeiten zunächst Simson und später MZ gefahren. Meine erste richtig große Maschine war 1995 eine 1100er Yamaha Virago. Dieser Chopper passte genau zu meinem Fahrstil. Als meine Frau, die die beste Beifahrerin ist, und ich bei einer USA Reise einen Teil der legendären Route 66 mit dem Auto abfuhren, haben wir immer wieder Biker auf tollen Harleys gesehen. Noch in den USA haben wir beschlossen, das nächste Motorrad wird eine Harley-Davidson. Die Super Glide besitze ich nun seit 1997, um nichts in der Welt würde ich das amerikanische Kulteisen eintauschen, sie ist und bleibt mein Traumbike.”
 


Bürgermeister und Harley-Fan Axel Heller




Der Kyffhäuser ragt 439 Meter hoch aus dem flachen Land



Vom Kyffhäuser bietet sich ein grandioser Fernblick


Der Kyffhäuser ist Sitz des "alten Barbarossa",
ein historisches Kulturdenkmal und beliebter Biker-Treff

 


Sagenumwobener Kyffhäuser


Von Bad Frankenhausen ist es über die gut ausgebauten Serpentinen nur ein Katzensprung auf den 439 Meter hohen Kyffhäuser. Als Ausflugsziel bietet sich die sagenumwobene Burgruine mit ihrer Jahrhunderte alten Geschichte gerade zu an. In der Hochzeit vor rund 800 Jahren war die Reichsburg Kyffhäuser eine der mächtigsten Festungsanlagen Europas, strategisch optimal gelegen und für räuberische Überfälle uneinnehmbar. Der Kyffhäuser-Sage nach schlummert der alte Kaiser Friedrich I, alias Barbarossa, verzaubert und niemals gestorben, tief unten im Schloss zum tausendjährigen Schlaf. Solche Geschichten locken natürlich an. In Heerscharen zieht es Touristen aus dem In- und Ausland auf den thüringischen Mythenberg.



"Applauskurve" am Kyffhäuser


Motorradfahrern bietet das Ausflugsziel zusätzlich eine bergige Landschaft mit reizvollen Kurven. Längst hat sich der Kyffhäuser als beliebter Biker-Treff etabliert. Man kann sogar auf eine motorsportliche Vergangenheit zurückblicken. Bis Mitte der 80er Jahre wurde die Auffahrt von Kelbra zum Gipfel einmal im Jahr als Auto- und Motorrad-Rennbahn genutzt. Rund 40 anspruchsvolle Kurven machten die Veranstaltung zu einem spektakulären Bergrennen. Zur damaligen DDR-Zeit pilgerten weit über 10.000 Schaulustige zum größten Rennsportereignis in der Region. Die Wettfahrten wurden dann aber erstmal eingestellt, auch nach der Wende änderte sich nichts daran. Seit Anfang 2000 gibt es das Kyffhäuser-Rennen wieder. Allerdings wird nun nicht mehr “auf Teufel komm raus” den Berg hoch geheizt, sondern die Wertung erfolgt nach einer so genannten Gleichmässigkeitsprüfung. Die Fahrzeiten zweier Renndurchgänge werden verglichen und wer den geringsten Zeitunterschied hat, ist der Sieger.



Der Kyffhäuser ist ein beliebter Biker-Treff


Für die meisten Biker ist der Kyffhäuser ein beliebtes Ausflugsziel. Es gibt allerdings auch rasante Hobbyrennfahrer, doch die sind zum Glück die Ausnahme”, betont Axel Heller und ergänzt, “sicherlich liegt es aber auch an den zahlreichen Verkehrskontrollen. Geschwindigkeitsüberschreitungen und Überholverbote werden ohne Nachsicht geahndet. Das Gleiche gilt allerdings auch für die Autofahrerfraktion, unter denen es bekanntlich ebenfalls schwarze Schafe gibt. Alle Motorradfahrer, die vernünftig und rücksichtsvoll zum Kyffhäuser kommen, haben dagegen nichts zu befürchten, sie sind als Gäste herzlich willkommen.”



"Reisen & Rasten" am Kelbra-Stausee


Gleich am Fuß des Berges liegt der Kelbra-Stausee mit idyllischer Bade- und Freizeitanlage. Wer vornehm übernachten und sich verwöhnen lassen möchte, für den empfiehlt der ortskundige Tourguide das Hotel Barbarossa in Kelbra. Fast schon selbstverständlich ist es für Axel Heller seinen Heimatort Roßla zu zeigen. Bereits Anno 996 wurde der Ort erstmals erwähnt. Roßla kann auf eine bewegte Vergangenheit mit Sitz von Grafen und Fürsten zurückblicken, ihnen haben die Einwohner das Schloss, welches gerade liebevoll renoviert wird, und die St.Trinitatis Kirche zu verdanken. Für die versprochene Kaffeepause schlägt Bürgermeister Heller jedoch ein Straßencafé in Stolberg vor. Nach der kurvenreichen Strecke durch den bergigen Naturpark Kyffhäuser wird die Landschaft im Südharz nun wieder relativ flach und die erstklassige Verbindungsstraße von Roßla über Berga und Rottleberode nach Stolberg verläuft ziemlich geradeaus. Axel Heller hat nicht zu viel versprochen. Den Luftkurort, erste und bisher einzige historische Europastadt in Deutschland, mit seinen prächtigen Fachwerkhäusern, muss man einfach mal besucht haben.



Malerisches Stolberg


Problemlos bekommen wir an diesem milden und sonnigen Spätsommertag einen Platz in einem der zahlreichen Straßencafés. “Am Wochenende,” weiß Axel Heller, “kann sich Stolberg vor Besuchern kaum retten. Für die einheimischen Betriebe bedeutet der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle und vor allem Sicherung von Arbeitsplätzen.” Gut vorbereitet zieht der überzeugte Biker eine Liste mit weiteren Tipps aus der Tasche. “Auf dem Weg nach Stolberg sind wir an Uftrungen vorbei gekommen. Gegenüber zählt die Gaststätte Heimkehle und Deutschlands größte Gips-Karst-Höhle zu einem beliebten Ausflugsziel. Etwas weiter westlich gehören die Gaststätte Sophienhof bei Benneckenstein und das Kloster Walkenried bei Bad Sachsa ebenfalls zu empfehlenswerten Besucherzielen,” verrät der sympathische Harley-Fahrer. Wir bedanken uns für die wertvollen Tipps, der ehrenamtliche Bürgermeister muss nun noch für ein paar Stunden zurück in sein Portas-Fachgeschäft.


Hexenwerk & Teufelszeug

 


Nette Biker auf dem Hexenplatz bei Thale


Nächstes Highlight in der Region ist der Brocken im Harz. Doch bevor es in die verhexte Bergwelt geht, sollte man sich einen Vorgeschmack in Thale holen. Von Stolberg aus erreicht man über herrliche Nebenstraßen, vorbei an Güntersberge und Friedrichsbrunn, nach einer dreiviertel bis einer Stunde gemütlicher Fahrzeit den Hexentanzplatz bei Thale. Hier lässt sich tief ins Reich des Hexenspuks abtauchen. Hoch her geht es alljährlich am 1. Mai in der Walpurgisnacht. Nicht nur Hexen und Teufel feiern dann Tag und Nacht.



Harz-Schmalspurexpress”


Von Thale aus führt die Erkundungstour anschließend immer Richtung Westen zum Brocken. Welche Route der Motorradwanderer einschlägt, bleibt ihm überlassen. Das Ziel sollte jedoch zunächst Schierke sein. Auf dem Bahnhofs-Parkplatz lässt man das gute Stück stehen und spendiert sich eine Fahrt mit der Dampfeisenbahn. Den “Harzer Schmalspurexpress” gibt es seit weit über 100 Jahren, er darf für sich das Prädikat “einmaliges technisches Kulturdenkmal” in Anspruch nehmen. Der Ausflug ist ein rustikales Erlebnis, stampfend und fauchend zieht das historische Dampfroß bis zu 600 Personen auf den 1142 Meter hohen Brocken.

 

Selbstverständlich lässt sich im Harzer-Nationalpark der Gipfel auch zu Fuß über einen ausgeschilderten Wanderweg erklimmen. Hier gilt jedoch das Wegegebot und das sollte man sehr ernst nehmen. Die Natur im Harz ist nicht nur einzigartig, sie ist auch gespickt mit heimtückischen Mooren.
 


Ganz früher, vor vielen hundert Jahren, war im Harz die Hexenverfolgung weit verbreitet und besonders schlimm. Im Namen der Heiligen Römischen Kirche wurden Ketzer gejagt, eingekerkert und bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damals war man sich auch sicher, dass Hexen auf Besen oder Mistgabeln durch die Luft reiten und sich am Brocken mit Teufeln zu wilden Orgien treffen. Man glaubte an Kobolde, Zwerge, Dämonen, es soll aber auch gute und böse Feen gegeben haben. Kein Wunder, dass sich die Menschen vor dem tiefen, finsteren Wald mit seinen Mooren fürchteten, und verschwand dort mal einer, hatte ihn bestimmt der Teufel geholt.
Heute dient der Spuk als Touristenmagnet, in der Hochsaison pilgern über 30.000 Besucher pro Tag auf den Hexenberg.
 



Brockenblick bei Torfhaus


Wer mit diesem Teufelskult wenig am Hut hat, begnügt sich mit einem grandiosen Blick auf den Berg. Und den erhält man am besten vom “Brockenblick” bei Torfhaus. Sofort hat einen die reale Welt zurück, der Parkplatz “Brockenblick” ist nämlich beliebter Biker-Treff. Anders als beim “Gipfel-Treffen” am Kyffhäuser, geht es hier bedeutend cooler zu. Spektakuläre Stuntshows von Asphaltcowboys lassen sich bei diesem Treff so gut wie überhaupt nicht beobachten.


Im Harz geht es unendlich rund, eigentlich gibt es hier nur Kurven

 


Oker-Stausee


Am “Brockenblick” ist die Harzer “Berg- und Talfahrt” natürlich noch längst nicht zu Ende. Über ein Stück B4 und einer kleinen Nebenstrecke wird als nächstes der Oker-Stausee und das Örtchen Schulenburg angepeilt. Fast könnte man glauben, man kurvt durch den Schwarzwald. Die nächste Überraschung sind die vielen kleinen Seen und Teiche um Clausthal-Zellerfeld. Das Wasser brauchte man früher für den Antrieb von Wasserrädern und Entwässerungspumpen für den Bergbau, der im Mittelalter seine Hochblüte erlebte. Diese jahrhundertalte Tradition wird im Bergwerksmuseum gewürdigt. Clausthal-Zellerfeld gehört zu den ältesten Bergstädten im Oberharz. Bekannt ist der Ort für seine Universität, das Kunsthandwerk, die prachtvollen Fachwerkhäuser, Deutschlands größte Holzkirche, das Freizeitangebot von Sommer bis Winter, die Schlittenhunderennen und vieles mehr.



Blick auf den Brocken im Harz


Wer Bergstrecken, verwinkelte Nebenstraßen mit Kurven in Hülle und Fülle, romantische Täler, prachtvolle Ortschaften sowie eine gastfreundliche Bevölkerung erleben möchte, ist mitten in Deutschland im Harz und dem angrenzenden Kyffhäuser gut aufgehoben. Auch ohne detaillierte Routemap kommt man gut zurecht. Einfach losfahren, immer der Nase nach und möglichst die Hauptstraßen meiden. Wer so durch die Landschaft gleitet, wird die schönsten Erlebnisse machen und mit etwas Glück vielleicht sogar Hexen und Teufel treffen.



Marktplatz in Clausthal-Zellerfeld

 


Adressen

Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen
Tel: 034671 6190
Fax: 034671 62050
www.Panorama-Museum.de

Kyffhäuser-Information
Anger 14
06567 Bad Frankenhausen
Telefon: 034671 - 71716, 71717
Telefax: 034671 - 71719
www.kyffhaeuser.de

Touristinformation Kelbra
Thomas-Müntzer-Str. 9,
06537 Kelbra
Tel. 03 46 51 - 4 55 24
Fax: 03 46 51 - 4 55 94
www.Kelbra.de


Verwaltungsgemeinschaft Roßla
Wilhelmstraße 4
06536 Roßla

Telefon: 034651 - 3890
Telefax: 034651 - 38912
www.Rossla.de

Wernigerode Tourismus GmbH
Nicolaiplatz 1
38855 Wernigerode
Tel.: 03943 - 63 30 35
Fax: 03943 - 63 20 40
www.harztourist.de

Tourist-Information Clausthal-Zellerfeld
Bergstraße 31 (Dietzelhaus)
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel. 05323 - 81024
Fax: 05323 - 83962
www.Clausthal-Zellerfeld.de

Hotel Fünf Linden
Schulplatz 94

06536 Wickerode
Tel.: 034651 - 350

Rosarium Sangerhausen
Am Rosengarten 2a
06526 Sangerhausen
Tel.: 03464 - 58980

Camping & Caravan
Buchenweg 7
06536 Berga
Tel.: 034651 - 54022

Tourist-Information Stolberg
Markt 2
06547 Stolberg
Tel.: 034654 - 454

Kyffhäuser Fremdenverkehrsverband
Anger 14
06567 Bad Frankenhausen
Tel.: 034671 - 7170

 
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