Touristik

 

17. Dreiradrallye 06. - 08. Juni 2008
Rehabilitationszentrum Bathildisheim Bad Arolsen e.V.

Erlebnisbericht mit einem Harley-Davidson Gespann von V-Triebwerk

Sympathie-Träger


Gespannfahrer sind eine eingeschworene Clique. Sie sind kumpelhaft, gesellig
und familienfreundlich. Für jeden Spaß sind sie zu haben und obendrein besitzen
sie ein großes Herz für Kinder. Gerne teilen sie die Begeisterung ihres Hobbys
anderen mit und laden schon mal zur einer Probefahrt im Beiwagen ein. Sind die Passagiere Schülerinnen und Schüler aus dem Bathildisheim in Bad Arolsen,
fahren sie gerne eine Runde mehr. Und das macht sie noch sympathischer.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv-Bathildisheim



Ausfahrt durch das Ferienland Waldeck


Karsten Meyer lacht: "Unsere Bedenken, dass nicht alle unsere 300 Schülerinnen und Schüler bei der Rundfahrt einen Platz in einem Seitenwagen bekommen, waren vollkommen unbegründet. Über 150 Gespanne, etliche Solomaschinen sowie einige Trikes und ein Kabinenroller sind zu unserer 17. Dreiradrallye gekommen. Den Ausflug durch das Waldecker Land hatten wir so organisiert, dass die Gespannfahrer zweimal auf Strecke gingen und so alle unsere Kinder und Jugendlichen mitfahren konnten."



Karsten Meyer


Das Organisationsteam um Karsten Meyer aus dem Bathildisheim hatte sich voll ins Zeug gelegt und sich wieder viele Überraschungen einfallen lassen. Ihre Mühen sollten sich lohnen, das ganze Wochenende war dazu sommerlich schönes Wetter. Als 1980 die erste Dreiradrallye unter dem Motto "Hallo Partner, danke schön...", ins Leben gerufen wurde, ahnte sicherlich keiner, dass fast 30 Jahre später daraus eine nicht mehr wegzudenkende Traditionsveranstaltung werden würde.

 




 


Die Dreiradrallye ist ein Gespannfahrertreffen auf dem Gelände der Schule und des Internats Bathildisheim in Bad Arolsen. Das Meeting findet "mittendrin" statt, genau da, wo die körper- und sprachbehinderten Kinder und Jugendlichen wohnen, wo sich ihr täglicher Lebensrhythmus abspielt und da, wo sie zu Hause sind. Die Motorradfahrer kommen zu ihnen und sind "ihre Gäste". Bei Spielen, viel Spaß, Gesprächen und einer Gespannausfahrt durch das bergige Waldecker Land entsteht eine Partnerschaft, "ein Team", zwischen Nicht- und Behinderten. Längst haben sich Freundschaften entwickelt, viele der kleinen Beifahrer vom letzten Mal sitzen wieder im selben Boot ihres Gespannfahrers, andere haben längst neue Freundschaften geknüpft.


2008 mit einem Harley-Gespann von V-Triebwerk aus Rietberg mit dabei

 

Der Autor dieser Zeilen gehört zu den „alten Hasen“. Genauer gesagt, gemeinsam mit Elvi Plattner, sie war damals Lehrerin im Bathildisheim, haben wir 1980 die Dreiradrallye ins Leben gerufen. Das Angebot von V-Triebwerk Chef Manfred “Manni“ Klocke aus Rietberg/Westfalen für diese Veranstaltung einen Fahreindruck von seinem Gespann zu bekommen, wurde entsprechend dankend angenommen.



Gespannfans bei der Dreiradrallye:
Peter Frohnmeyer, Sieglinde Zerwer, Brigitte Haide, Lothar Ziehr (v.l.n.r.)


Harleys sind auch heute immer noch etwas Besonderes, mit Beiwagen ist die Show jedoch umso größer. Um es hier aber von vorneweg ganz deutlich zu betonen: eine Harley allein macht keine Show, erst das Gespann ist die Show. Und das Besondere am V-Triebwerk Gespann ist die Optik und der Sound. Auf den ersten Blick könnte man fast meinen, es ist ein top-restaurierter Oldtimer. Dazu das urige Motorgestabbele, so wie “früher“. Der Auspuffsound ist nicht zu laut, eher kernig, eben so, wie ein großvolumiges Harley-Triebwerk klingen sollte und auch klingen darf.



Aussicht aus dem Beiwagen


Auf dem Gespann Platz genommen, kommt sofort ein Wohlgefühl auf. Die Hände umfassen angenehm die breite Lenkstange, die Stiefel stehen cool auf Trittbrettern. Gespannfahren ist allerdings eine ganz eigene Art von Fortbewegung. Mit normalem Motorradfahren lässt es sich überhaupt nicht vergleichen und mit Auto fahren hat es auch nichts zu tun. Man sitzt im Freien, riecht, spürt und schmeckt das Wetter und die Natur, und trotzdem fühlt man sich gut aufgehoben. Nichts treibt einen, mit 80 bis 100 Sachen lässt man es gemütlich über die Straße rollen. Im Prinzip bleibt in allen Lebenslagen der fünfte Gang eingelegt. Das gut 1600 ccm S&S-Triebwerk hat Kraft aus dem Keller, die Drehzahlmessernadel klettert selten über die 3000er Marke. Satt liegt das Gespann auf der Fahrbahn; um eventuelles Lenkerflattern zu vermeiden, hat Manni Klocke sich einen speziellen Reibungsdämpfer ausgedacht, der sich bei Bedarf über eine Stellschraube einstellen lässt.


Beifahrer im HD-Gespann war Maximilian

 

Am Wochenende sollte das Gespann bei der Dreiradrallye zum Einsatz kommen. Die Aufgabenteilung war schnell besprochen, meine Frau Brigitte fuhr die Harley, ich war fürs Bildermachen zuständig.




                                            (Foto: Archiv-Bathildisheim)



Als Beifahrer wurde ihr Maximilian zugeteilt, seine Augen hätte man sehen sollen!
 



Durch die Landschaft kutschieren ist das eine, parken das andere. Am liebsten vor einer Eisdiele oder einem Biergarten. Eben da, wo viele Leute sitzen und gucken. Das V-Triebwerk Gespann hat nämlich einen Rückwärtsgang. Und so wird, wie man es vor vielen Jahren mal in der Fahrschule gelernt hat, rückwärts eingeparkt. Eben so, als ob man in seinem Leben nie etwas anderes gemacht hätte.
 



 


 




Die Atmosphäre ist unbeschreiblich, einzigartig. Die Wärme, Herzlichkeit und Freude, die von den Kindern, ihren Eltern und ihren Betreuern ausgeht, überträgt sich automatisch auf die Gespannfahrer und die Besucher, die angelockt von den vielen Beiwagenmaschinen und dem Rummel, neugierig vorbeischauen. Und wenn man die Kinder und Jugendlichen beobachtet, wie sie sich freuen und ihre Augen strahlen, kann man dieses Treffen nicht hoch genug bewerten. Das Miteinander zwischen Behinderten und den Gespannfahrern sollte eigentlich Vorbild für viele andere Bereiche in unserer Gesellschaft sein.
 




 


 

Abschlussveranstaltung vor dem Schloss in Bad Arolsen



Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont mit Organisator Karsten Meyer



Gemeinsamer Gottesdienst


Ebenfalls zur Tradition gehört der Abschlussgottesdienst vor dem Bad Arolser Schloss. In seiner Begrüßungsrede erwähnte der Fürst, dass seine Großmutter, Fürstin Bathildis, das Bathildisheim gegründet hat und ganz bestimmt als erste im Beiwagen mitgefahren wäre, wenn es damals so etwas schon gegeben hätte.
Schade nur, dass es bis zur nächsten, der 18. Dreiradrallye, im Sommer 2010 im Bathildisheim, jetzt wieder zwei lange Jahre dauert.



Gespanntesterin: Brigitte Haide



... und dann wird noch eine Ehrenrunde mit der Mutter gedreht ...


Ach ja, zum Abschluss noch ein Satz von Brigitte über das Gespann: "Am liebsten würde ich die Harley behalten". Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Danke Manni!





S&S-Triebwerk mir 1,6 Liter Hubraum                             



                                    Fünfganggetriebe mit Rückwärtsgang


                Lenkungsdämpfer Made by Manni Klocke



Eine Harley allein macht keine Show - erst das Gespann ist die Show!


Kontakt:
Bathildisheim e.V. - Dreiradrallye

V-Triebwerk
Industriestraße 9b
33397 Rietberg
Tel.: 05244 - 78885
Fax: 05244 - 78886
www.v-triebwerk.de


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