Die
Szene war Hollywood-reif. Fotokameras klickten, sogar eine Videokamera
surrte. Wie echte Profis hatten sich Team 91 und Team 22 fürs
Gruppenbild in Pose geschmissen. Der Auftritt machte allerdings auch
Sinn. Die Racer starteten beim "5. Internationalen
24-Stunden-Rennen für Roller und 125er Leichtkrafträder" in der
Klasse "LK4" (Leichtkraftrad-Viertakt) auf dem Harz-Ring. Und
weil ihnen nichts Besseres eingefallen war als gegen die Zeit und alle
anderen Teilnehmer um die Wette zu fahren, wollten sie auch noch
untereinander ein Match ausfighten. "Alte Füchse gegen junge
Heißsporne", verriet Frank, Teamchef von der Altherren-Liga mit
der Startnummer 91, und konnte sich dabei ein verschmitztes Grinsen
nicht verkneifen.
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Auch
kein Wunder. Waren doch er und seine Berliner Hobby-Rennkollegen Heinz,
Uwe, Martin, John, Hans-Joachim, Achim und Sascha ausgefuchste Biker.
Ihnen konnte so leicht keiner etwas vormachen. "Das Gas ist rechts
und gebremst wird grundsätzlich auf der letzten Rille", so ihre
Rennstrategie. Und mit einem 125er MZ-Mopedle einen ganzen Tag lang im
Kreis rumfahren, was is´ da schon bei.
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Ganz anders das "MZ Youngster Team" mit der Startnummer 22.
Für Florian, 11, Jan, 13, Johannes, 14, und Tobias, mit 17 Jahren der
"Oldie" im Team, war die Teilnahme am 24-Stunden-Marathon eine
gewaltige Herausforderung und der Sieg das erklärte Ziel. Da jedes Team
aber bis zu acht Fahrer einsetzen durfte, erhielten die vier
MZ-Youngster Unterstützung von ihren Vätern. "Den Großteil des
Rennens sollen selbstverständlich die Jungs fahren, doch von nachts 12
bis morgens 6 werden wir am Quirl drehen", ließ Jans Dad Thomas
fürsorglich wissen.
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Soweit,
so gut. Bereits im Training ging's heiß her. 32 Teams hatten genannt,
31 sich zum Rennen qualifiziert. Mit was da über die Piste gepfiffen
wurde, war beachtenswert. Es waren frisierte Roller, sauschnelle 125er,
die bei jeder Polizeikontrolle zu einer mehrjährigen Haftstrafe
geführt hätten, ein interessanter Eigenbau mit Simson-Motor und sogar
eine "bis-zum-geht-nicht-mehr" getunte Honda Monkey mischten
das Feld ordentlich auf.
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Die technischen Bestimmungen sind für
alle gleich. Basis muss ein Roller oder ein Leichtkraftrad sein. Was die
jeweiligen Team- Ingenieure daraus machen, bleibt ihrem Geschick und der
Phantasie überlassen", beschrieb Wolfgang Tiebe, Cheforganisator
und Besitzer des Harz-Ringes, das Reglement. Wie bei echten Rennen,
gemeint sind IDM-Läufe und die Straßen-WM, wurden an die lustigen
Flitzer für die exakte Zeitmessung Transponder montiert. Mit dieser
hochmodernen Funkelektronik lassen sich die gefahrenen Runden und die
Rundenzeiten bis zu drei Stellen hinter dem Komma computermässig
erfassen.
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Wolfgang Tiebe:
Cheforganisator
und
Besitzer des Harz-Rings
Pokale bis zum Abwinken
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Bereits im Pflichttraining zeigte sich, woher der Wind wehen wird.
Unsere Kids mit ihrer MZ 125 SM hatten die 9. schnellste Zeit auf den
Asphalt gelegt, das Berliner-Team mit dem fast exakt gleichen MZ-Bike
stand auf dem 30. Startplatz. "24 Stunden sind ewig lang, was
zählt und worauf es letztendlich ankommt, ist Erfahrung und
Strategie", gab sich Teamchef Frank weiterhin selbstbewusst.
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Le-Mans-Start für 31 Teams
... gleich gehts los...
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Das Youngster-Team (# 22) stand
nach dem Training auf Startplatz 9.
und kam auch gut weg... |
...die Altherren-Liga (# 91) hatte
sich den 30. Startplatz erobert
und fuhr zunächst im Mittelfeld mit...
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Pünktlich
Samstagmittag um 14.00 Uhr erfolgte der Le-Mans-Start. Hierbei
sprinteten die Fahrer über die Strecke zu ihren Bikes, die jeweils von
einem Helfer gehalten wurden, starteten das Triebwerk und ab ging die
Post. Ein Spektakel, das unter die Haut ging und das man einfach mal
miterlebt haben muss. |
Harzring, wie er leibt und lebt:
1096 m lang, acht Rechts- und fünf Linkskurven
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Der Nudeltopf liegt in einem kleinen Tal, von den Hängen aus ließ sich
das Schauspiel gut überblicken. Normalerweise düsen über den 1096
Meter langen Harz-Ring, gespickt mit acht Rechts- und fünf Linkskurven,
Go-Karts. Mit ein paar Lampen ließ sich der gesamte Kurs ausleuchten,
eine ideale Strecke fürs lizenzfreie 24-Stunden-Moped-Rennen.
Schon nach kurzer Zeit hatten sich die 31 Fahrer weiträumig über die
Strecke verteilt, immer wieder bildeten sich einzelne Grüppchen, um
jeden Platz wurde gefeilscht. Bei einigen Vollgaspiloten entstand
allerdings der Eindruck, es handele sich nicht um einen
Langstreckenlauf, sondern um ein Sprintrennen. Sie gaben Gas, als gäbe
es keinen anderen Morgen. Nach zehn Runden, gerade mal zehn Minuten nach
dem Start, wurde bereits das "Schlusslicht" zum ersten Mal
überrundet. Die Topleute legten mit etwa 1:02 Minute die schnellsten
Rundenzeiten auf den Asphalt, Nachzügler schafften es gerade mal in 1:10
Minute. Auf 24 Stunden hochgerechnet sind diese 8 Sekunden Zeitdifferenz
Welten.
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"Harzer-Roller" |
Es wurde aber nicht nur um jeden Platz unbarmherzig gekämpft, in den
Boxen spielten sich erste dramatische Szenen ab. Ganz gleich ob
angebrochener Auspuff, losvibrierte Zündspule, verlorene Fußraste oder
demoliertes Bike nach einem Abflug, es wurde geschraubt, geschweißt und
gehämmert, was das Zeugs hielt, jede Minute zählte. Besonders beim
Fahrerwechsel mit nachtanken. Einige waren wie echte Werksteams mit
Schnelltankanlagen ausgestattet. Nach kaum mehr als 10 Sekunden war der
Spuk erledigt. Die weniger professionellen vertrauten auf einfache
Blechkanister, beim Nachtanken konnte der Fahrer so gemütlich eine
Zigarette rauchen. Kondition war aber nicht nur auf der Strecke, sondern
auch in der Boxengasse gefordert. Damit es hier nicht zum kompletten
Chaos kam, mussten die Racer von Anfang bis Ende ihre Rennerles
schieben.
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Boxen-Stopp zum Nachtanken
Am Ende der Boxengasse saß die
"Team-Zeitnahme"
Hat Spaß gemacht:
Monkey-Racing-Team von Mike Lösche
aus Kassel gegen 20.45 Uhr.
Knapp sieben Stunden hatten die Bonsai-Piloten ihren Spaß. Hatten
Rollern und LKRs gezeigt, wo der Hammer (der Monkey) hängt, dann hat der
frisierte Motor schlapp gemacht...
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Unsere beiden Teams hatten sich gut eingeschossen. Die Youngster kurvten
im Vorderfeld herum, die Berliner Helden lag auf sicherem 23. Rang. Die
Zeit verflog, längst brutzelten die Bratwürstchen auf dem Grill,
etliche Kästen Bier waren geleert, in einigen Boxen dudelte Rock-Musik,
in einer anderen luden die Mechaniker den heißgemachten Roller auf den
Motorradhänger. Zu viel des Guten, der Motor war geplatzt, aus und
vorbei, bis zum nächsten Mal. Kein Grund für schlechte Laune.
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Motorwechsel in 45 Minuten
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Inzwischen
war es kurz nach 23 Uhr. Team 91 hatte sich auf Rang 20. vorgearbeitet,
auf Platz 19. lagen die Youngster. Was war passiert? Teamchef Thomas
sichtlich erschöpft, aber dennoch zufrieden: "Der Motor war
verreckt. In weniger als 45 Minuten haben wir in beispielloser
Teamarbeit das Triebwerk gewechselt. Jetzt wird zur gnadenlosen
Aufholjagd angesetzt." Wenig später kam die nächste
Hiobsbotschaft. Martin, früher mal ein erfahrener
Langstreckentrennfahrer, hatte der kleinen 125er MZ alles abverlangt.
Zwar hatte er in den letzten Runden seine persönliche Bestzeit um gut 2
Sekunden verbessert, doch dann kam gegen 23.35 Uhr auch fürs Team 91
das Aus: kapitaler Motorschaden. "Keine Chance. Aber auch selbst
wenn wir wie unsere Kollegen einen Ersatzmotor dabei hätten, ohne das
nötige Werkzeug und das technische Know-how müssten wir so oder so
aufgeben. Außerdem haben wir mit so etwas einfach nicht gerechnet. Wir
wollten fahren, nachtanken, vielleicht mal die Kette spannen und unseren
Spaß haben. Aber der 20. Platz um 23.30 Uhr mitten in der Nacht noch
vor Halbzeit ist ja auch nicht schlecht. Wenn wir so weiter gefahren
wären, hätte es bestimmt unter die Top-Ten gereicht", bilanzierte
Frank. Heinz hatte längst das Bier kaltgestellt, für das Team 91 wurde
es trotzdem eine lange Nacht.
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Ein 24-h-Rennen ist lang - besonders in
der Nacht!
Zum Glück ist es aber nach 86.476 Sekunden vorbei...
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Bei den Youngstern liefs dafür wie geschmiert. Keine Panne, kein Sturz,
nur tanken und Fahrerwechsel und zum Schluss der 15. Platz. Gewonnen
hatte das Rollerpoint FFM-Team "99", nach 1287 Runden, und das in
"nur" 86.476 Sekunden. |
Team # 99: Gewonnen!
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... und auch das Youngster-Team kann
feiern
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Adresse:
Harz-Ring Reinstedt
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Froser Str. 1a
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Fax: 03 47 41 - 7 35 83
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