Sport


Die fünf Dekaden der Honda Racing–History
1959-2009



Die berühmte Geschichte des "Honda Racing Spirit" startete bekanntlich auf der
 Isle of Man 1959. Erst nachdem man diese  Feuerprobe bestanden  hatte, wollte sich Honda auch in den anderen  Wettbewerben zur Motorrad-Weltmeisterschaft beweisen.



Mike Hailwood 1961 bei der TT auf der Isle of Man
Mike "The Bike" Hailwood war am Schluss der Saison 1961 erster 250er Honda-Weltmeister
(Foto: Archiv-Honda)


1959 - 1969

 


Honda-Werksfahrer Jim Redman und Luigi Taveri
(Foto: Archiv-Honda)



Honda-Werksteam 1961 im Fahrerlager beim GP in Assen
(Foto: Archiv-Honda)



Honda-Werksfahrer 1961
Tom Phillis, 125er Weltmeister, Luigi Taveri, 3. in der 125er WM, Mike Hailwood, 250er Weltmeister
(Foto: Archiv-Honda)



Jim Redman mit 6 WM-Titeln erfolgreichster Honda-Werksrennfahrer aller Zeiten
(Foto: Archiv-Honda)


Den 125er WM-Titel holte 1961 Luigi Taveri und Mike Hailwood die 250er-Krone. Ebenso gewann Honda die Herstellerwertung. Mit einer aufgebohrten 250er gewann Jim Redman dann 1962 die 350er WM und mit dem Original die 250er Meisterschaft. Alles in allem gewann Jim Redman sechs WM-Titel. Höhepunkt war 1964 die Dutch TT in Assen, wo er an einem Tag die 125er, 250er und 350er Klasse gewann. Er war sozusagen der Kapitän der Werksmannschaft und genoss das volle Vertrauen von Soichiro Honda. In der 500er Kategorie konnte Mike Hailwood die überaus starke MV Agusta unter Giacomo Agostini nicht knacken. 1966 und 1967 wurde Mike "The Bike" Hailwood jeweils nur Vize-Champion in der Königsklasse.



Tom Phillis, 125er Weltmeister 1961 auf Honda und der spätere sechsfache Weltmeister Jim Redman
(Archiv: Honda)



Honda RC149 Fünfzylinder 125er von 1966
(Archiv: Honda)



Jim Redman auf der 250er Sechszylinder-Honda RC164 bei der Centennial Classic TT 1998 in Assen
(Foto: Winni Scheibe)



Honda-Star Mike "The Bike" Hailwood mit der 500er Vierzylinder-Werksmaschine 1966 auf der TT
(Archiv: Honda)


Die Maschinen: Soichiro Honda mochte Zweitakter nie so richtig. Daher war auch seine Antwort auf die Zweitakter von Yamaha und Suzuki ein fünfzylindriger 125er-Motor, der sage und schreibe bis 21.500 U/min drehte. Das war 1964. Im gleichen Jahr präsentierte Honda eine 250er Viertaktmaschine mit sechs Zylindern. 1967 pausierte Honda im internationalen Renngeschehen und transferierte das gewonnene Know-How in den Serienbau der Straßenmaschinen sowie in die PKW-Fertigung.



(Archiv: Honda)



Hondas großer "Meilenstein": CB750 Four von 1969
(Foto: Archiv-Scheibe)


Das Ergebnis war die sensationelle CB750 Four mit Reihenvierzylinder, das erste Serienmotorrad mit Scheibenbremsen und damals unglaublichen 67 PS, die auf der Tokyo Motor Show 1968 Premiere feierte, ab 1969 im Handel war und den Begriff "MOTOR"rad weltweit neu definierte.


1970 - 1979

 


Honda RCB-Werksrennmaschine von 1978
(Archiv: Honda)



Honda RCB-Werksmaschine Chemarin - George
(Archiv: Honda)


In den 70ern konstruierte Honda keine reinrassigen Rennmaschinen. Die Vorläufer-Company von HRC (Honda Racing Corporation), das Racing Service Center (RSC), baute auf der sagenhaften CB750 auf und entwickelte die bekannten Langstreckenmaschinen, die auch Geschichte schreiben sollten. Aus der CB750 entstand die RCB940 mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Sie gewann unter dem legendären Duo Christian Leon und Jean-Claude Chemarin 21 von 24 Langstreckenrennen. Die Weltmeisterschaft dominierten die beiden vier Jahre in Folge als Sieger, das war die Geburtsstunde der CB900 "Bol d`Or" für die Serie.




Die "Ur-Bol d`Or"
 Honda CB900F von 1978
(Foto: Winni Scheibe)


1980 – 1989



"Der Außerirdische"
Honda-Werksfahrer Freddie "Fast Freddie" Spencer gewann 1983 als jüngster
500-Pilot die Königsklasse und 1985 die 500er und 250er WM
(Foto: Winni Scheibe)


Obwohl Firmenchef Soichiro Honda aus seiner Abneigung gegen Zweitakter nie einen Hehl machte, entschied man sich, nachdem die Ovalkolben NR500 Viertaktmaschine hinter den Erwartungen zurückblieb, zu einer sehr exotischen Konstruktion im Zweitaktprinzip. Die Bauart der drei Zylinder und einer Kurbelwelle erschwerte den Ingenieuren die Arbeit in Sachen Vibration und Trägheitsmomenten. Trotzdem wurde das Projekt durchgezogen, und der junge Amerikaner Freddie Spencer gewann die 500er WM 1983 nach hartem Kampf gegen den damaligen Seriensieger Kenny "King Kenny" Roberts auf Yamaha.



Exotischer Viertakt-Versuchsträger für die 500 WM
Honda-Werksmaschine NR500 mit Ovalkolben
(Archiv: Honda)



Sensation 1983 in der 500er Königsklasse
Freddie Spencer gewann mit der Dreizylinder-Zweitakt-Werk-Honda NS500 die WM
(Foto: Winni Scheibe)


Die NSR500 V4 wurde 1984 präsentiert. Freddie Spencer war in die Entwicklung unmittelbar eingebunden. "Fast Freddie" Spencer - ein vorzeige Rennfahrer  - still, bescheiden und äußerst bibeltreu, verblüffte alle Welt durch sein Talent. Ihm wurde nachgesagt, dass er kein Training und keine Tests bräuchte, um dennoch Weltmeister zu werden. Ein schwerer Sturz allerdings beendete seine 84er Saison frühzeitig.
1985 dann aber war das Jahr des jungen US-Amerikaners. Mit der NSR500V4 und der neuen NSR250V2 ging er in zwei Klassen am gleichen Renntag an den Start. Die Sensation gelang: Allein bei vier Rennen gewann er beide Klassen am gleichen Tag und wurde Doppelweltmeister 1985! Daneben kümmerte sich "Fast Freddie" auch um die neue Generation der V4-Viertakter Superbikes. Mittlerweile bei Honda in der Serienproduktion als VF750F bekannt, wurde auf dieser Basis die neue Generation der TT F1, den späteren Superbikes, aufgebaut. RVF war das Kürzel, das die TT-Formel und die Langstrecke bestimmen sollte. Sie erschien 1985 und gewann unter Joey Dunlop alle Rennen der TT F1-Weltmeisterschaft, das legendäre Langstrecken-Rennen Bol d´Or und die berühmten acht Stunden von Suzuka. Aus der RVF wurde das Serienbike RC30 entwickelt, mit dem Fred Merkel die Nachfolgemeisterschaft der TT F1, die neue Superbike-WM 1988 und 1989 gewann.



Honda-Werksfahrer Wayne Gardner, 500er Weltmeister von 1987
(Foto: Werk)



Honda-Werksfahrer Toni Mang, 250er Weltmeister 1987
(Foto: Werk)



Honda-Werksrennmaschine NSR500 von Eddie Lawson, 500er Weltmeister 1989



Honda-Werksrennmaschine RVF750 "RC30" von 1990
(Foto: Archiv-Honda)


1990 - 1999

 


Honda-Werksfahrer Mick Doohan
(Foto: Winni Scheibe)

In der klassischen Grand Prix Motorrad-Weltmeisterschaft kam man am Zweitakter nicht vorbei, und ein neuer Fahrer der "Nach-Spencer"-Ära  machte von sich reden. Mick Doohan fand in dem genialen Chefmechaniker Jerry Burgess nicht nur einen australischen Landsmann, sondern jemanden, der genau wusste, wie die Ideen und Empfindungen eines Fahrers technisch umzusetzen sind. Es war nicht so, dass die NSR500V4 aus der Beginnerzeit von 1984 vom Start weg das ideale Bike gewesen wäre. Die ausgefallene Konstruktion – Tank unter dem Motor und die Auspuffanlage, wo man den Tank vermutet, war nur schwerlich fahrbar. Selbst HRC spricht im Nachhinein noch bezüglich des Modells 1989 von einem "Man-Eater", aber Doohan und Burgess entwickelten weiter. 1992 dann ein schwerer Trainingssturz in Assen. Ein simpler Beinbruch zeigte sich so schlecht, dass eine Amputation drohte. Mick Doohan, der mit 50 Punkten führte, ging erst zwei Rennen vor Saisonende wieder an den Start und war in so schlechter Verfassung, dass er die WM mit vier Punkten verlor. 1993 war dann das Jahr noch schlimmerer Stürze. Sein Physiotherapeut sprach von einem "Orthopädischen Desaster". 1994 dann die Wende: Burgess und Doohan stellten ein Motorrad auf die Beine, mit dem "Quick Mick" mit Rekordvorsprung  Champion wurde. Dies war der erste von fünf Weltmeistertiteln in Folge! 1994, 1995, 1996, 1997 und 1998.



Honda-Pilot Dirk Raudies, 125er Weltmeister 1993
(Foto: Archiv-Honda)



Honda-Werksfahrer Mick Doohan
1994, 1995, 1996, 1997 und 1998 Weltmeister in der 500er Königsklasse
(Foto: Archiv-Honda)


Das Motorrad war mittlerweile so ausgereift, dass die Abstimmung auch auf andere Fahrer angepasst werden konnte. Der absolute Höhepunkt dann 1997: Das Rothmans Honda-Team, bestehend aus Mick Doohan, Tadayuki Okada und Alex Criville, machte die Weltmeisterschaft unter sich aus. Keiner der 15 WM-Läufe ging an einen anderen Hersteller als Honda! Die ersten fünf Piloten am Ende der Saison saßen allesamt auf NSR500V4. Das nahezu gleiche Ergebnis 1998: Bis auf einen Lauf wurden sämtliche GP´s mit einer NSR500V4 gewonnen. 1999 musste Mick Doohan der Vielzahl seiner Verletzungen Tribut zollen und trat zurück. Sein Teamkollege Alex Criville trat in seine Fußstapfen und eroberte den Titel der Königsklasse für Honda. 2000 verlangte er nach mehr Leistung und entwickelte in eine falsche Richtung. Erst unter dem legendären Valentino Rossi konnte 2001 wieder angeknüpft werden, und mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft endete 2001 die Ära der legendären Vierzylinder-Zweitakter in der Königsklasse des Motorradsports.
Aber Honda, groß geworden mit Viertaktern, entwickelte parallel dazu auch auf diesem Sektor weiter. Bis 1997 bestimmte Ducati die SBK-Welt. Honda präsentierte die RC45 mit Einspritzung und jagte im gleichen Jahr den italienischen Zweizylindern den Titel ab.


2000 - 2009

 


500er WM-Star Valentino Rossi
(Foto: Werk)


Soichiro Honda`s Zuneigung zum Viertakt-Prinzip wird ohne sein Zutun umgesetzt. Neben den Superbikes gehen nun in der MotoGP-Klasse ebenso ausschließlich Viertakter an den Start. Die neue RC211V mit dem vorgeschriebenen Hubraum von 990 Kubik hatte im Gegensatz zur Konkurrenz einen extraordinären V-5 Motor. 2002 und 2003 gewann dieses Bike 29 von 32 GP´s. In der Kategorie Superbike konnte Honda seine technische Vielfalt ausspielen. Ob 1000er V2-Motor, 750er V4-Aggregat oder Reihen-Vierzylinder, mit allen Motorenkonzepten konnte Honda sich durchsetzen und die SBK-WM gewinnen. Besonders stolz waren die Honda-Ingenieure auf die Erfolge von Colin Edwards mit der VTR1000SP-2 in 2001 und 2002, konnte man doch die quasi zu dieser Zeit als unschlagbar geltenden Ducatis mit dem gleichen V2-Motor-Konzept besiegen.



Honda-Werksrennmaschine RC211V MotoGP
(Foto: Werk)


Honda-Werksfahrer Valentino Rossi ging in die Renngeschichte ein.
Der letzte WM-Titel auf den berühmt-berüchtigten 500er Zweitakt-Rennmaschinen
ging 2001 an den sympathischen Italiener und den ersten MotoGP-WM-Titel mit den neuen 990er Viertakt-Boliden 2002 sicherte sich Rossi ebenfalls für immer und ewig.   


King of the Road
Valentino Rossi
(Foto: Werk)


Aber auch die CBR-Modelle mit Reihenmotor erwiesen sich trotz ihrer "Seriennähe" als Champion-Macher. So wurde 2007 James Toseland auf der Fireblade Superbike-Weltmeister. Noch beeindruckender war die Erfolgsserie in der "kleineren" Kategorie Supersport. In ununterbrochener Reihenfolge seit 2002 heißt das Bike des jeweiligen Weltmeisters CBR600RR - seit sieben Jahren. Die Honda-Racing-Pioniere von 1959 dürfen stolz sein, dass ihr Motorenkonzept des Reihenvierers mit zwei obenliegenden Nockenwellen auch heutzutage noch Siegermaschinen auf Weltniveau antreibt.



"Von der Rennstrecke auf die Straße"
Honda CBR Fireblade "Special Edition 50 Years of Racing" Modelljahr 2009
(Foto: Archiv-Scheibe)


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