Sport
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BMW RS 500 WM-Gespann von den sechsfachen Weltmeistern
Klaus Enders und Ralf Engelhardt
In Erinnerung an einen ganz großen
Motorradsportler:
Klaus Enders

Klaus
Enders
02. Mai 1937 - 20. Januar 2019
Akrobaten auf drei Rädern
"7 Starts - 7 Siege"
Motorradgespanne vermitteln eine einzigartige
Fahrdynamik.
Besonders denen, die es gerne ordentlich krachen lassen.
Heinz Bals hatte die Idee von einem reinrassigen Renn-Kneeler
mit Straßenzulassung. Bei der Suche kam es zum Super-Gau,
am Ende standen zwei Renngespanne in seiner Werkstatt.
Zumindest mit einem Kneeler fährt er jetzt auf der Straße.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Fromm, Archiv Bals/Enders/Kohlmann
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Kneeler-Gespann-Experten:
Heinz Bals und Wolfgang Heiden
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Stammtisch-Abende können ganz schön
kreativ sein. Man sitzt mit Freunden zusammen und diskutiert über
Motorleistung, Geschwindigkeit und Fahrwerkskonstruktionen. Es werden
Erfahrungen ausgetauscht, technische Lösungen mit dem Kugelschreiber auf
einen
Bierdeckel skizziert. Nichts scheint unmöglich. So oder ähnlich muss
es im Oktober 1986 im Gasthaus "Zum Krug" in Cammer bei
Minden/Westfalen gewesen sein. Zu später Stunde hatte Heinz Bals die
Idee von einem Kneeler-Renngespann mit Straßenzulassung. Kompromisslos
sportlich versteht sich, flach wie eine Flunder, mit wenig
Luftwiderstand, tadelloser F1-Straßenlage, aber mit solider
BMW-Boxertechnik. Die Stimmung überschlug sich, jeder wusste besser,
wie es angegangen werden sollte. Im Geiste stand der Kneeler mit
Nummernschild und TÜV-Stempel schon vor ihnen.
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Einmalig:
Kneeler-Gespann mit Straßenzulassung
(Foto: Wolfgang Fromm)
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Oft sind solche "Geistesblitze" am nächsten Morgen Schnee von
gestern, die farbigen Träume versinken in der grauen Realität. Nicht
bei den Freunden von Heinz Bals. Mit in der Runde saß damals auch Peter
Schröder. Gut 15 Jahre lang war der Ebsdorfer in der WM, bei der TT und
bei internationalen Seitenwagenläufen als
Rennmechaniker aktiv. In seinem Adressbuch lassen sich die Namen von
Siegfried Schauzu, Georg Auerbacher, Klaus Enders, Dieter Busch, Rolf
Steinhausen, Lorenzo Puzo, Egon Schons, und, und, finden. Keiner fehlt.
In den nächsten Tagen startete er einen großangelegten Rundruf, fragte
seine alten Rennfahrerfreunde, ob jemand wisse, wer einen
Renn-Kneeler zum Verkauf stehen hat. Jedes dieser Gespräche dauerte
eine Ewigkeit. Man sprach über die guten alten Zeiten, nur helfen
konnte keiner. Völlig aussichtslos, so etwas zu bekommen, war immer
wieder die Antwort.
Bis ganz zum Schluss Dieter Busch an der Reihe war. Mehr nebenbei
erwähnte der legendäre Gespannkonstrukteur, dass das letzte BMW
RS-Gespann von Multi-Weltmeister Klaus Enders in Neumarkt in der
Oberpfalz steht und dass die Witwe des verstorbenen Ex-Seitenwagenfahrers
und Gespann-Besitzers Baptist Kohlmann es gerne verkaufen möchte.
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Baptist Kohlmann mit Beifahrer im Ex-WM-Gespann
von Enders/Engelhardt
(Foto: Archiv Bals)
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Damals waren wir geistig voll auf unser Vorhaben eines
Renngespanns mit einer Straßenzulassung fixiert. Das Enders-Gespann
schien eine gute Basis und so vereinbarten wir gleich für die nächsten
Tage einen Besuchstermin", erinnert sich Heinz Bals an die damalige
Situation. "Als uns Frau Kohlmann und ihr Sohn die RS zeigten,
verschlug es uns den Atem. Wir standen vor dem berühmtesten Renngespann
aller Zeiten. Abgesehen von der Lackierung war die Königswellen-RS im
absoluten Originalzustand. Ich konnte es kaum fassen. Für mich war
dieses Gespann ein technisches Heiligtum, ich wagte es kaum anzufassen." Die Gespannfans erzählten von ihrer Idee und
man war sich schnell einig, dass für dieses Vorhaben das WM-Gespann
eigentlich viel zu wertvoll sei. Baptist Kohlmann junior wusste
allerdings eine Alternative. Aus der Hinterlassenschaft des Vaters hatte
man noch einen weiteren Kneeler.
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"Es war eine Blum-BMW mit Muthig-Motor und Münch-Rennbremse im
Vorderrad. Genau so etwas suchten wir ja," erinnert sich Bals.
"Auch der Preis stimmte. Bevor wir uns aber verabschiedeten,
schaute ich mir noch einmal das WM-Gespann an und fragte, ob ich mich
mal daraufsetzen dürfte. Was in diesem Moment in mir vorging, lässt
sich kaum beschreiben. Plötzlich war ich mir sicher: die oder keine.
Gesagt habe ich davon allerdings nichts, ich bat mir eine Bedenkzeit aus
und wir traten den Heimweg an."
Die Fahrt wurde zur Ewigkeit. Beide Gespannfans saßen stumm
nebeneinander, jeder grübelte vor sich hin. Zwischen Fulda und Kassel
fuhr Heinz Bals an eine Raststelle, telefonierte kurz mit Frau Kohlmann
und sagte dann zu seinem Freund Peter: "Ich habe das Enders-Gespann
gekauft". Sie reichten sich die Hände und wussten, so eine Chance
bekommt man nie wieder. Das war, wie gesagt, im Oktober 1986. Der
siegreiche WM-Kneeler bekam, so wie er war, einen Ehrenplatz im
Wohnzimmer und der Traum vom Gespann mit Straßenzulassung war für
Heinz Bals ausgeträumt. Vorerst jedenfalls.
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Mit Ehrgeiz zum Sieg!
Von 1988 bis 1992 war Heinz Bals Wochenende-Gespannrennfahrer

Hobby-Rennfahrer Heinz Bals
(Foto: Archiv-Bals)
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Das Faible für Renngespanne kam bei Heinz Bals nicht von ungefähr. Der
ehemalige Hubschrauber-Mechanikermeister und Zeitsoldat hatte sich im
Sommer 1981 mit seiner Motorradreparaturwerkstatt "HBS",
Heinz-Bals-Sport, im Bückeburger Ortsteil Cammer selbstständig
gemacht. Neben der neuen beruflichen Herausforderung, sein Fachgebiet
waren vornehmlich klassische BMW-Boxer-Maschinen, nahm die HBS-Gespannbau und -fahrerei weiterhin einen festen Platz ein. Zwischen
1978 und 1992 war der hartgesottene Dreiradpilot insgesamt 14mal bei der
Kristall-Rallye in Norwegen, bei der es im Januar bis zu 40 Minusgrade
kalt werden kann. "Diese Winterrallye gehört sicherlich zu den
anspruchsvollsten, aber auch schönsten Gespannfahrertreffen in der
Szene. Dort lernt man auch das Driften für die Rennstrecke",
schwärmt der Boxer-Experte noch heute von den Ausflügen nach
Skandinavien.
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Rennsport bei "Moto aktiv" mit
zugelassenem Straßen-Kneeler
(Foto: Archiv-Bals)
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Im Sommer 1988 erfuhr der Westfale von den Rennen für zugelassene
Straßengespanne bei "Moto aktiv", einem jungen Motorrad-Club,
der damals allerhand Veranstaltungen auf die Beine stellte. Gleich beim
ersten Gespannrennen seines Lebens fuhr er auf den vierten Platz. Jetzt
war der Rennbazillus vollends auf ihn übergesprungen und für die
Saison 1989 gab er für alle Läufe seine Nennung ab. Hinter Manfred
Bernsee auf einem haushoch überlegenen Yamaha FJ 1100
Vierzylinder-Gespann belegte der schnelle Dreiradlenker mit seiner
Boxer-BMW den 2. Platz in der Gesamtwertung. Dieser Erfolg war
beachtlich, trotzdem wurmte es ihn gewaltig und der Plan vom
straßenzugelassen Renn-Kneeler stand plötzlich wieder zur Diskussion.
Ende 1989 wurde man in Berlin fündig, ein Ex-Schauzu-Gespann mit
Busch-Monocoque-Chassis wechselte den Besitzer. Das flache
Kneeler-Fahrwerk erhielt einen 1000er BMW-Boxer-Motor sowie sämtliche
Ausstattung für eine Straßenzulassung. Die TÜV-Abnahme war dann nur
noch eine Formsache. In der Saison 1990 wurde bei Moto aktiv dann fast
alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Beflügelt von dieser
Erfolgsserie ging es mit breiten Slick-Reifen und einem auf gut 100 PS
getunten Boxer-Motor 1991 im OMK-Pokal an den Start. Mit 5 Siegen und 4
zweiten Plätzen konnte sich Heinz Bals mit seinem Beifahrer Roland
Dehne am Ende der Saison als Gespann-Champion feiern lassen. Nach einem
kostspieligen Ausflug in die DM mit einem Zweitakt-Gespann hat der
gebürtige Schwarzwälder Ende 1992 zu Gunsten seines Betriebes die
Rennkombi an den berühmten Nagel gehängt. Nun zurück in sein
Wohnzimmer.
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BMW Königswellen-RS-Gespann Ikone 1973 in der Seitenwagen-WM
"7 Starts - 7 Siege"
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WM-Team Klaus Enders & Ralf Engelhardt
(Foto: Archiv-Bals)
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Fast ununterbrochen über zwei Jahrzehnte, von 1954 bis 1974, gab in
der Seitenwagen-Weltmeisterschaft BMW den Ton an. Lediglich 1968 konnten
Fath/Kalauch und 1971 Owesle/Rutherford auf der bärenstarken URS die
Meisterschaft für sich entscheiden. Für die Saison 1972 wollte das
Münchener Werk unbedingt den Titel nach Bayern zurückholen. Für
dieses Ziel bekam das erfolgreiche WM-Trio Enders/Engelhardt/Busch vom
Werk umfangreiche Unterstützung zugesagt. Die Gespann-Akrobaten Klaus
Enders als Fahrer mit seinem Beifahrer Ralf Engelhardt waren zusammen
mit dem genialen Fahrwerksbauer und Motor-Tuner Dieter Busch bereits
1967, 1969 und 1970 Weltmeister geworden.
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Busch-RS-Gespann mit Monocoque-Chassis
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Dieter Busch griff ganz
tief in die Trickkiste und baute aus dünnem, nur 1 mm starkem
Flugzeugstahl ein filigranes einteiliges Monocoque-Cassis, den 500 ccm
RS-Motor tunte er auf standfeste echte 67 PS. Räder und Bremsanlage
entstanden parallel in der Werkstatt von Klaus Enders. Da man sich bei
BMW jedoch recht spät für das Engagement entschieden hatte, wurde das
neue Gespann erst zum dritten WM-Lauf auf dem Salzburgring fertig. Lohn
der Mühe, gleich der erste Sieg. Es folgten noch drei weitere und am
Ende der Saison waren Enders/Engelhardt und natürlich BMW
Gespannweltmeister.
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Ikone in der Gespann-Weltmeisterschaft: RS-Kneeler von Enders/Engelhardt
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Das Jahr 1973 ging in die Geschichte ein. Mit dem perfekt vorbereiteten
Spezial-Kneeler legten die amtierenden Weltmeister bei sieben GP-Starts
in Folge sieben Siege auf das Parkett. Für das Team
Enders/Engelhardt/Busch war es der fünfte und für BMW der 18.
Gespann-WM-Titel.
Auch 1974 sollte es, trotz geringer Werksbeteiligung und nur mit zwei
Punkten Vorsprung vor dem Vize-Champion Schwärzel/Kleis auf einer
Zweitakt-König, dem hessischen Dream-Team aus Wetzlar noch einmal
gelingen den Pokal in der Straßenweltmeisterschaft zu gewinnen. Mit
sechs WM-Titeln gehören Enders/Engelhardt, noch vor Toni Mang mit fünf
Titeln, bis auf den heutigen Tag zu den erfolgreichsten
Motorrad-Sportlern Deutschlands - nur F1-Star Michael Schumacher ist
noch besser!
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Über fast zwei Jahrzehnte unschlagbar:
BMW RS-Königswellen-Gespann
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Ab 1975 waren die Zeiten der kernigen Viertakt-Motorräder in der
Straßenweltmeisterschaft endgültig vorbei. Auch in den großen
Kategorien diktierten fortan quickfidele Zweitakter das Geschehen. Die
ruhmreiche Viertakt-Ära in der Königs-Klasse beschloss 1974 Phil Read
auf der 500er MV Agusta mit dem WM-Titel und bei den Gespannen waren es
Enders/Engelhardt mit der BMW RS. Das Gespann verkaufte Klaus Enders
Ende 1974 an Baptist Kohlmann in Neumarkt, er suchte sein Glück im
OMK-Pokal. Klaus Enders und Ralf Engelhardt beendeten gleichzeitig ihre
unvergleichliche GP-Karriere.
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Back to the Road
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Technischer Check durch Meister Heinz Bals
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Bei Heinz Bals stand der Super-Kneeler gut achtzehn Jahre im
Wohnzimmer. Fein säuberlich geputzt, poliert und konserviert, eben wie
es sich für ein technisches Kunst- und Kulturgut mit drei WM-Titeln
gehört. Bestückt mit dem berühmten, originalen BMW Kurzhub-RS Motor,
der 1973 bei fünf GP-Läufen die Siege und die schnellsten Runden
einfuhr. Motor und Getriebe waren von dem besten RS-Spezialisten und
Meistertuner Dieter Busch auch schon generalüberholt worden, genau in
dem Zustand, als wenn Klaus Enders zum nächsten Grand Prix fahren
möchte.
"Die RS war einfach da, kaum noch aufregend, und der Motor hat bei
mir noch nie gelaufen. Doch dann sah ich die Sache mit anderen Augen.
Inzwischen gab es hochkarätige Oldtimer-Veranstaltungen mit
sehenswerten Werksmaschinen und vielen ehemaligen Weltmeistern. Auch das
BMW-Werk bekundete sein Interesse und so habe ich zwischen 2004 und 2005
das Gespann fertig restauriert", beschreibt Heinz Bals seinen Sinneswandel.
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Grundsätzlich sind
kostbare Renn-Oldtimer für den Gespannliebhaber erst dann wirklich
interessant, wenn sie auch einwandfrei fahrtüchtig sind. Der Motor muss
tadellos laufen und bei gewissen Anlässen müssen für
Demonstrationszwecke Ehrenrunden auf Rennstrecken möglich sein.
"Für mein
Enders-Gespann hatte ich diesen Anspruch bisher kategorisch abgelehnt.
Für Veteranenrennen war mir der Weltmeister-Kneeler viel zu wertvoll
und das Risiko, dass etwas kaputt geht, war einfach zu groß. Gerade
wenn man bedenkt, dass nur noch dieses eine originale Siegergespann von
19 BMW-Weltmeistertiteln übriggeblieben ist", so Heinz Bals.
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Nachdem der Kneeler
technisch rundherum gecheckt war, galt zum Abschluss das Augenmerk der
Lackierung. 1972 war die Verkleidung zunächst in der Grundfarbe Gelb
mit Blau lackiert. Später folgten die
BMW-Motorsport-Farben Weiß-Blau-Rot. 1973 wurde die ganze Saison in
diesem Design gefahren. Als sich BMW 1974 aus dem GP-Sport
zurückgezogen hatte, starteten Enders/Engelhardt unter dem H.B.M.-Logo.
Hinter dieser Abkürzung steckte als Sponsor der Frankfurter
BMW-Händler Gert Heukerott. Und H.B.M bedeutete "Heukerott-Busch-Motor".
Die Verkleidung war in diesem Jahr Weiß mit rot-gold-schwarzen
Dekorstreifen lackiert.
"Für mich kam als Lackierung nur das BMW-Design von 1973 in
Frage", verrät der Perfektionist. "Um das Gespann original
lackieren zu können, half der Zufall. Von einem damaligen Rennfan
bekamen wir tolle Farbfotos als Vorlage, und von der Mobilen Tradition
in München 3 Liter Original-Farbe".
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Diese Aufnahmen von einem Rennfan, mit
Weltmeister Klaus Enders im Hintergrund, dienten
Heinz Bals als Vorlage für die Lackierung
(Foto: Archiv-Bals)
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Pünktlich zur Classic-Parade 2005 in Spa war das WM-Gespann startklar.
Inzwischen hat Heinz Bals das Prachtstück bei Oldtimer-Veranstaltungen
in Schleiz, Oschersleben und Schotten einem interessierten Publikum
zugänglich gemacht. Dass er der Besitzer ist, ist kein Geheimnis,
längst hat es sich unter Insidern herumgesprochen. "Vor Wochen
bekam ich sogar ein Angebot aus Japan. Ein Sammler wollte die WM-RS
kaufen. Bei dem gebotenem Preis bin ich schwach geworden. Doch ein paar
Tage später zog er sich vom Vertrag zurück", lässt Heinz Bals
wissen und deutlich spürt man seine Erleichterung.
Im Prinzip soll das Gespann in Deutschland bleiben. Die RS ist ein
technisches Kulturgut, eine Ikone und ein Denkmal der deutschen
Gespann-Historie. Der würdigste Platz wäre für den WM-Kneeler das neu
restaurierte BMW-Museum in München. Denn da stand das Siegergespann
schon einmal bei der Museumseröffnung 1973 für 14 Tage zwischen den
Ahnen aus der Vorzeit. Diese Epoche mit 19 Seitenwagen-WM-Titeln ist in
München noch unzureichend gewürdigt. Und damit auch die Fans an den
Rennstrecken etwas davon haben, könnte zum Beispiel zu besonderen
Anlässen die BMW Mobile-Tradition den Kneeler entsprechend
präsentieren. Am besten zusammen mit dem hessischen WM-Team Klaus
Enders, Ralf Engelhardt und Dieter Busch. Vergessen sind die
Seitenwagen-Helden nämlich noch lange nicht. Und für ein
Erinnerungsbild stehen manche Fans sogar an.
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Schotten Oldtimer-GP 2005
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Beim "17. Int. VFV/ADAC Schotten Classic Grand-Prix" im
August 2005 stand die Gespann-Klasse im Mittelpunkt und man wollte sie
mit einem "Seitenwagen-Sonderlauf" entsprechend würdigen. Als
GP-Stars waren die sechsfachen Weltmeister Klaus Enders und Ralf
Engelhardt aus dem nahegelegenen Wetzlar angekündigt. Heinz Bals und
seinem Ex-Enders WM-Gespann versprach der Veranstalter einen Ehrenplatz.
Für den Autor dieser Zeilen eine willkommene Gelegenheit eine Fotoserie
vom toprestaurierten WM-Kneeler und ihren ehemaligen Fahrern Klaus
Enders und Ralf Engelhardt zu machen.
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Heinz Bals und Klaus
Enders
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Ralf Engelhardt und Heinz Bals
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Doch es kam ganz anders. Die Oldtimer-Fans konnten von Glück reden,
dass Heinz Bals überhaupt in Schotten blieb und dann gekonnt
improvisierte. Drei Mal schickte man den Westfalen mit seinem
historischen Renntruck zu einem anderen Stellplatz. Keiner der
Organisatoren schien zu wissen, welch kostbares Gespann ins Fahrerlager
rollte. Aber das war nur der Anfang. Während der gesamten Veranstaltung
versäumte man es, dem Publikum die Weltmeister Enders/Engelhardt und
den BMW-Kneeler vorzustellen. Von einer würdigen Präsentation im
Start/Ziel Bereich ganz zu schweigen. Für einen Veranstalter mit hohem
Anspruch, der zweifellos Jahr für Jahr ein tolles Programm anbietet,
eigentlich eine Riesenpanne.
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Wanderpokal für Spitzenleistung
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Winni Scheibe und Klaus Enders
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Larry Coleman
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Anfang
2010 kam der dreifache AMA Sidecar Racing National Champion und
inzwischen Mitorganisator der AMA Historic Sidecar Racing Championship
Larry Coleman aus Chico/USA auf die Idee, für besondere Leistungen in
der Klassik-Klasse einen Wanderpokal zu vergeben.
Bei
einem Gespräch mit dem Autor Winni Scheibe fragte er ihn, ob wohl der
sechsfache Gespannweltmeister Klaus Enders aus seinem Fundus einen
Sieger-Pokal spendieren würde.
Im
März 2010 besuchte Winni Scheibe den erfolgreichsten Motorradsportler
Deutschlands. Klaus Enders übergab ihm den Sieger-Pokal vom
WM-Gespannrennen 1973 in Hockenheim. Wenig später traf Winni Scheibe
seinen Freund Larry Coleman und konnte mit besten sportlichen Grüßen
von Klaus Enders die Trophäe überreichen.
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BMW-Straßen-Kneeler
"Der Weiße Hai"
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(Fotos: Fromm)
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Anfangs sollte es nur ein straßenzugelassener Renn-Kneeler sein.
Hinzu kam die technische Herausforderung für dieses Vorhaben, gemäß
dem Motto: "Machen, was machbar ist".
Als sich der BMW-Experte
zwischen 1989 und 1990 bei den "Moto aktiv" Gespannrennen
beteiligte, bekam die Idee plötzlich eine andere Bedeutung.
Grundsätzlich mussten alle Gespanne, die bei "Moto aktiv" in
der Rennserie mitfuhren, zulassungsfähig sein. Da das sonst niemand
geglaubt hätte, musste der Kneeler unbedingt zugelassen werden. Als
Basis für solch einen "TÜV-Kneeler" war das
Ex-Schauzu-Gespann mit Busch-Monocoque-Chassis geradezu ideal. Heinz
Bals baute ein serienmäßiges 1000er BMW-Boxer-Triebwerk ein, montierte
Serienschalldämpfer, eine Beleuchtungsanlage mit Batterie,
Rückspiegel, Straßenreifen und alles weitere, was die
Strassenverkehrsvorschriften noch so verlangten.
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Renn-Kneeler mit 1000er Straßen-Boxer
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Bei der TÜV-Abnahme ging es im
Wesentlichen dann aber um die
Betriebsfestigkeit des Fahrgestells. Hier half jedoch der TÜV-Ingenieur
mit einem nachvollziehbarem Argument: "Siegfried Schauzu ist mit
diesem Gespann über Jahre erfolgreich WM-Läufe und TT-Rennen gefahren.
Ein Rahmen, der solchen Extremanforderungen standhält, hat ausreichend
den Nachweis für einen sicheren Straßenbetrieb erbracht."
Einen Sondereintrag in die Fahrzeugpapiere ließ sich der TÜV-Experte
allerdings doch nicht nehmen, er schrieb: "Wegen der speziellen
Ergometrie ist der Betrieb auf öffentlichen Straßen nur mit Fahrer
Heinz Bals mit Beifahrer oder Ballast im Beiwagen gestattet".
"Der Fahrspaß, mit solch einem Kneeler über die Landstraßen zu
pfeifen, war allerdings bereits nach einigen Ausflügen verflogen. Da
das Gespann so flach und auch so schnell ist, langsam fahren ist fast
unmöglich, bin ich einige Male von Autofahrern übersehen worden und es
wäre um ein Haar zum Zusammenstoß gekommen", lässt Heinz Bals
mit einem verschmitzten Schmunzeln wissen.
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Kneeler-Renngespann
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Der Ausdruck Kneeler
stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie knien. Und genau das
macht der Pilot im Renngespann. Er sitzt nicht wie gewohnt auf der
Maschine, sondern seine Unterschenkel liegen in, auf seine Körpermaße
abgestimmten, "Knieschalen". Mit diesem Trick lässt sich der
Schwerpunkt tiefer zur Fahrbahn legen. Das Gespann wird flacher und
aerodynamischer, Höchst- und Kurvengeschwindigkeit werden gesteigert.
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Adresse:
HBS
Heinz Bals
Unter den Eichen 28a
32423 Minden - Päpinghausen
Tel.: 0571 - 35921
Fax: 0571 - 33930
www.HBS-BMW.de
HBSMi@t-online.de
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