"Fast Freddie"
Freddie Spencer
#19
"Der
Außerirdische"
Kaum ein anderer
Rennfahrer geriet Ende der achtziger Jahre so
sehr in die Mühlen der
Presse. Dabei war Freddie Spencer ein Superstar,
er wurde sogar "der
Außerirdische" genannt.
Mit 21 Jahren
gewann
er 1983 als jüngster GP-Pilot die 500er
Weltmeisterschaft
und 1985
sicherte sich "Fast Freddie" sogar
den 250er und 500er
Titel.
Doch dann blieb der Erfolg aus und es folgte
der Abstieg. Für 1993
war ein Comeback geplant, doch das schlug leider auch fehl.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Güttner, Werk, Daytona Beach
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Young-Star: Honda-Werksfahrer Freddie Spencer 1980
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Als
ich im Herbst 1992 die Pressemeldung las, Freddie Spencer plant ein
Comeback, lag mir gleich der Spruch auf der Zunge, "das habe ich
doch schon immer gewusst." Doch soweit kam ich erst gar nicht,
andere waren viel schneller...
Sofort stürzten sich landauf-landab die
Sportmedien auf dieses Thema. Man wühlte im Archiv, blätterte in
Sportmagazinen und organisierte Fotomaterial. Freddie Spencer hat doch
mal, - ja richtig, 1983 hat der gerade 21jährige Teufelskerl aus
Shreveport/Louisiana in der Motorrad-Weltmeisterschaft den 500er Titel
gewonnen. Es war sogar ein Doppelsieg, für Honda war es nämlich
ebenfalls der erste Titel in der heißumkämpften Königsklasse. Es
sollte aber noch besser kommen. 1985 wurde "Fast Freddie" als
erster und für immer als einziger Rennfahrer 250er und 500er
Weltmeister.
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Die Startnummer "#
19" war
Freddie Spencers "Markenzeichen"
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Damals war Honda verdammt
stolz auf ihren Werksfahrer. Aber auch bei den Fans und den Medien
genoss der Ami größte Beliebtheit. Doch nach dem kometenhaften
Aufstieg folgte schon ein Jahr später ein ebenso drastischer Abstieg.
Die Erfolge blieben aus und jeder kannte den Grund für das Versagen. Er
sei ausgebrannt, meinten die einen, die andere sagten, er habe den
Erfolg zu schnell erlebt, noch andere wiederum wussten, dass er verletzt
sei. Jeder wusste es besser und jeder hat es so kommen sehen. Es wurde
still um "Fast Freddie".
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"Back to the Track"
Comeback 1992?
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Doch ganz eigenartig, auf einmal war der Ex-Weltmeister wieder in aller
Munde. Und, alle wussten es: wenn "Fast Freddie" wieder GP
fährt, müssen sich Wayne Rainey, Kevin Schwantz, Michael Doohan und Co
warm anziehen. Denn er ist der wahre Meister und der weltbeste
Rennfahrer.
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1990, 1991 und 1992 500er Weltmeister:
Yamaha-Werksfahrer Wayne Rainey
(Foto: Werk) |
Honda-Werksfahrer Wayne Gardner, 500er
Weltmeister von 1987
(Foto: Werk)
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Welches Potential noch
immer in ihm steckte, konnte er nach dem letzten GP-Lauf 1992 in Kyalami/Südafrika
zeigen, als er die 500er Werks-Honda von Wayne Gardner ausführlich
testen durfte. Nach drei Jahren saß der schnelle Ami erstmalig wieder
im Sattel einer 500er GP-Maschine. Mit seiner besten Zeit von 1:40,18
min (Gardner schaffte im Rennen 1:39,95 min und wurde Zweiter bei diesem
GP) lag Freddie Spencer nur einige zehntel Sekunden über dem
Rundenrekord. Mit dieser Zeit hätte er im Training den dritten
Startplatz erreicht! Doch bis es wieder soweit sein wird, und Freddie
Spencer alle versägt, wird noch viel Wasser den Mississippi runter
fließen müssen. Wenn er allerdings in der Comeback-Saison den
Konkurrenten zeigt, wo der Hammer hängt, werden später alle sagen, ja
das haben wir ja schon immer..., - wenn aber nicht, oh, dann ist es auch
nicht so schlimm, denn schließlich haben wir ja schon immer gewusst...
So oder ähnlich war die Stimmung im Herbst 1992.
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Meine erste USA-Reise:
"Daytona Speed-Week 1980"
(Quelle: Daytona Beach)
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Doch genug der Spekulation. Blättern wir den Kalender ins Jahr 1980
zurück. Damals habe ich zum ersten Mal das 200-Meilen-Rennen von
Daytona besucht. Mit großer Spannung habe ich dieser Reise entgegen
gefiebert. Schließlich wusste ich, dass bei diesem Rennspektakel alles,
was Rang und Namen hat, vertreten sein wird. In der "Lightweight"
(Klasse bis 250 ccm) waren neben dem amerikanischen Star Eddie Lawson,
er wurde 1984, 1986, 1988 und 1989 Weltmeister in der 500er Klasse, und
Co, der Deutsche GP-Rennfahrer Toni Mang, er wurde in diesem Jahr zum
ersten Mal 250 ccm Weltmeister, die Publikumsmagnete.
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Toni Mang 1980 im Speedway von Daytona
Beach.
Im Rennen belegte der schnelle Bayer den 2. Platz
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Im
200-Meilen-Formel-1 Rennen drehte sich alles um den Daytona-Sieger von
1978 und zweifachen 500er
Weltmeister Kenny Roberts. Ihn galt es zu schlagen. Das Aufgebot gegen
"King Kenny" war gigantisch. Gut 150 (!) Teilnehmer hatten in
dieser Klasse gemeldet. Darunter die Weltklassefahrer Graeme Crosby,
Boet van Dulmen, Gene Romero, Marc Fontan, Patrick Pons und viele mehr.
Ein Großteil der Starter beteiligte sich auch im 100-Meilen-Superbike
Rennen. Einige dieser Fahrer kannte ich bereits von den europäischen
Rennstrecken, aber viele amerikanische Namen waren mir jedoch unbekannt.
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Yamaha-Werksfahrer "King Kenny" aus
Modesto/USA
Kenny Roberts, Daytona-Sieger 1978 und 500er Weltmeister 1978, 1979 und
1980 |
Der "Kulturschock" bei der Bike-Week ist vorprogrammiert!
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In den USA ist vieles
anders als im alten Europa. Die Entfernungen sind gewaltig, die Autos um
etliches größer, viele Geschäfte haben 24 Stunden geöffnet,
übernachtet wird im Motel und das Frühstück gibt es im Restaurant
neben an.
Bezahlt wird mit Kreditkarte und jede Bedienung bekommt einen Tip, rund
15% Trinkgeld vom Preis. Wer einmal in Amerika war, wird diese
Eindrücke so schnell nicht vergessen. Wer aber ausgerechnet in der
"Speed-Week"
und der gleichzeitig stattfindenden "Bike-Week" nach Daytona
Beach/Florida kommt, versteht die Welt nicht mehr. Der "Kulturschock"
ist vorprogrammiert.
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(Quelle: Daytona Beach)
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Beach-Cruising
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Im sonst so idyllischen
Urlauberparadies dreht sich gut zwei Wochen alles nur noch um die Biker
und Racefans. Der Stadtkern, die Main Street und die gut 40 km lange
befahrbare Beach ist fest in Bikerhand. Die Knieschleifer und Rennfreaks
dagegen tummeln sich einige Meilen vor der Stadt im "Daytona
International Speedway". Beim 200-Meilen-Rennen von Daytona gelten
eigene Spielregeln. Bereits am Montag vor dem eigentlichen
Rennwochenende beginnen die ersten Trainingsläufe. Genügend Zeit, sich
im Fahrerlager umzusehen und Kontakte zu knüpfen.
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Wie oft im Leben
helfen Zufälle die richtigen Leute kennen zu lernen. Bei mir war es
Dieter Guttner (er ist der Bruder von Fred Guttner alias Siegfried
"Sigi" Güttner, Testredakteur bei MOTORRAD, der 1972 beim
200-Meilen-Formel-750-Rennen in Daytona auf
den 5. Platz fuhr!) aus Detroit, ein 45jähriger deutschstämmiger
Rennfahrer, der bereits seit zehn Jahren in Amerika lebt und arbeitet.
Von ihm erfuhr ich vom verzwicktem AMA (American Motorcyclist
Association) Reglement, er stellte mir alle möglichen Rennfahrer und
wichtigen Leute vor und machte mich mit dem 18 Jahre alten, oder besser
gesagt jungen, Freddie Spencer bekannt. |
Legenden unter sich:
Don Vesco und Siegfried "Sigi" Güttner
alias Fred Guttner
#41 Fred Guttner 1972 auf seiner
350er Yamaha in Daytona
(Foto: Archiv-Güttner) |
Training zur "Lightweight"
Klasse
Dieter Guttner mit seiner Yamaha TZ250.
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Freddie Spencer bei der Speed-Week
1980 in Daytona Beach
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Bis zu diesem Zeitpunkt hatte
ich von diesem Burschen noch nie etwas gehört. Doch in den USA hatte er
bereits seinen ´nickname´ "Fast Freddie" weg. Mit 17 war er
250er AMA-Champion und in der AMA-Superbike-Meisterschaft belegte er in
der Schlusswertung den dritten Rang. In Daytona hatte das Multitalent
aus den Südstaaten bei seinem ersten internationalen Rennen 1980 gleich in
drei Klassen genannt:
* 250er "Lightweight"
* Superbike
* 200-Meilen-Formel-750-Rennen
. Bei den 250er (Yanaha) und Superbikes (Honda) kam "Fast Freddie
auf den sensationellen 2. Platz, mit seiner Yamaha TZ750 musste er das
Formel-750-Rennen vorzeitig beenden. |
Nun muss ich aber
zugeben, dass neben den vielen Eindrücken für mich damals Freddie
Spencer nur einer unter vielen anderen war. Mein Hauptinteresse galt
besonders Toni Mang, der in der 250er Klasse hinter Eddie Lawson den 2.
Platz erreichte. Nur um eine Radlänge geschlagen belegte dieser "Fast
Freddie" mit seiner privaten Yamaha in diesem Rennen den 3. Platz.
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Suzuki-Werksfahrer Graeme Crosby gewann
1980 "Superbike 100".
Der Neuseeländer gewann 1982 "Daytona 200"
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Für das
"Superbike 100" Rennen, wurde der talentierte Nachwuchs-Pilot von
Honda-Amerika für 40.000 Dollar (!) engagiert. Das entgegengebrachte
Vertrauen enttäuschte der Teenager aus Shreveport nicht. Hinter Suzuki
Werksfahrer Graeme Crosby landete er auf dem 2. Platz. Im
200-Meilen-Rennen, der Formel 1, setzte Spencer seine private 750er
Vierzylinder-Zweitakt-Yamaha ein. Mit der zweitbesten Trainingszeit
schockte er die gesamte Konkurrenz, nur Yamaha-Werksfahrer "King
Kenny" war etwas schneller. Doch im Rennen sollte es nicht sein,
ein Kurbelwellenschaden zwang den Heißsporn vorzeitig zur Aufgabe.
Dennoch, was das junge Renntalent an diesem Wochenende gezeigt hatte,
hinterließ große Anerkennung.
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2. Platz bei "Superbike 100"
für "Fast Freddie"
(Foto: Werk) |
US-Superstar Kenny "King Kenny"
Roberts
(Foto: Werk)
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Für mich waren die Tage
in Daytona Beach wie verflogen. Falls ich nächstes Jahr wieder kommen
würde, lud mich Dieter Guttner ein, sollte ich etwas länger in den
Staaten bleiben und ihn im Anschluss an das Rennen in Daytona zu dem
zweiten Lauf der AMA-Meisterschaft nach Talladega/Alabama begleiten.
Dankend nahm ich das Angebot an. Ob ich jedoch jemals wieder nach
Daytona fliegen würde, stand zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht
fest. Doch der "Bike-Week" Bazillus hatte mich unabwendlich
befallen. Kaum war Silvester `80 auf `81 vergangen, wurde der Flug in
die Staaten gebucht. Dieses Mal gleich für vier Wochen. Außer Daytona
stand ein Harley-Davidson Werksbesuch in York/Pennsylvania, die Tour mit
meinem neuen Rennfreund Dieter Guttner quer durch die Staaten nach
Talladega, sowie ein Besuch eines alten Freundes und dreifachen AMA-Sidebike-Champions Larry Coleman in Kalifornien im Programm.
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Auch das gehört zu einen Besuch
in Florida
Key West
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Kennedy Space Center
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Straße nach Key West |
... und Test-Riding mit einem Jet-Sky
(Foto: Güttner)
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"Good morning America 1981"
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Die Szene in Daytona war mir bei meinem zweiten Besuch nun bedeutend
besser vertraut. Viele der vor einem Jahr kennen gelernten Leute traf ich
wieder, auch Dieter Guttner war im amerikanischen Renn-Mekka. Neben dem
traditionellen 200-Meilen-Rennen hatte die Superbike-Klasse inzwischen
einen enormen Stellenwert eingenommen. Honda, Kawasaki und Suzuki sowie
etliche namhafte Tuner engagierten sich mit großem Aufgebot in dieser
populären Rennklasse. Freddie Spencer hatte mittlerweile einen festen
Platz im Team von Honda-Amerika gefunden. Er startete bei dem
200-Meilen-Rennen, wo er 3. wurde und beim ersten Lauf zur
AMA-Superbike-Meisterschaft, das er ebenfalls mit dem 3. Rang beenden
konnte. |
Bike Week & Speed Week
Main Street in Daytona Beach
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In der "Lightweight"
Klasse kam Toni Mang auf den 3. Platz
AMA-Superbike-Meisterschaft Platz
3. für Freddie Spencer
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Quer durch die Staaten, erst
York und dann Detroit
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Nach dem Spektakel in
Daytona besuchte ich das Harley-Werk in York und trudelte danach
Mittwochabend bei Dieter Guttner in Detroit ein. Was es für einen
Privatfahrer heißt, in Amerika Rennen zu fahren, konnte ich am
nächsten Wochenende hautnah miterleben. Im Gegensatz zu normalen
Werkstagen beendete Dieter am Freitag nicht erst um 18 Uhr, sondern
bereits um 16 Uhr, seine Arbeit als Werkzeugmacher in einer Detroiter
Firma.
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Harley-Davidson "Motorrad-Schmiede" in York
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Bei Dieter Guttner in Detroit
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Tuner: Bruce Teague |
Racer: Dieter Guttner
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Wenig später setzten wir uns in seinen Van, den wir schon am
Donnerstagabend beladen hatten, und kutschierten Richtung Süden nach
Talladega/Alabama. Gut 1400 Kilometer Highway lagen vor uns. Mit
eingeschaltetem Radardetektor preschten wir mit 70 Meilen pro Stunde
(das erlaubte Speedlimit lag bei 55 mp/h, 88 km/h !) durch die
Dunkelheit. Nach 1000 Kilometern und neun Stunden Nonstopp-Fahrzeit
legten wir die erste Tankpause ein. Während der verwunderte Tankwart
knapp 300 Liter "unleaded gas" in den 300-Liter-Spezial-Tank
füllte, stärkten wir uns mit Hamburger und eiskalter Coke. Kurz nach
fünf Uhr morgens waren wir am Ziel unserer Reise - dem Rennoval von
Talladega.
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Hobby Rennfahrer Dieter Guttner
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Im Vergleich zu Daytona
spielte sich der zweite Lauf zur AMA-Meisterschaft in Talladega unter
"Ausschluss der Öffentlichkeit" ab, nur wenige Zuschauer waren
da. Die mitten in der Provinz gelegene, schnellste Rennstrecke der Welt
ist kein Publikumsmagnet. Amerikanische Sportfans interessieren sich
für Football, Golf und wer weiß für was sonst noch, Motorradsport
steht in der Beliebtheitsskala hinten an. |
#19 Superbike-Team Honda America
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Die Atmosphäre im
Fahrerlager war ausgesprochen freundlich und familiär. Jeder kannte
jeden, kaum ein Journalist oder Fotograf drängelte sich in den Boxen um
die Rennteams. Gab es für mich in Daytona kaum die Möglichkeit in
aller Ruhe mit dem Honda-Team von Freddie Spencer in Kontakt zu kommen,
war in Talladega hierfür genügend Zeit.
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Ohne Starallüren erzählte
der 19jährige Newcomer, wie er zum Rennenfahren gekommen war. "Den
Motorradbazillus habe ich von meinem Dad geerbt. Er selbst war früher
Rennfahrer und nahm mich bereits als Dreikäsehoch zu den
Rennveranstaltungen mit. Mit acht Jahren baute er mir eine 80er
Dirt-Track Rennmaschine zusammen. Mit diesem Minibike habe ich etliche
Jugendwettbewerbe gewonnen. Als ich zwölf Jahre alt war, kletterte ich
zum ersten Mal auf eine 250er Yamaha Straßen-Rennmaschine. Aber mein
Lieblingssport blieben damals die
Dirt-Track- und Moto-Cross Rennen. Bei
diesen Rennen habe ich auch das optimale Driften mit dem Hinterrad
gelernt, was wir heute bei den Superbike-Rennen in jeder Kurve
machen", plauderte "Fast Freddie" weiter aus dem
Nähkästchen.
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Mit 17 Jahren, also vor zwei Jahren, habe ich meine
erste komplette Straßensaison gefahren. Ohne die finanzielle und
tatkräftige Unterstützung meiner Eltern sowie meines Tuners Erv
Kanemoto, ein phantastischer japanischer Techniker, der bereits seit
Jahr und Tag in den Staaten lebt, wäre diese Saison aber niemals
möglich gewesen. Ihnen habe ich viel zu verdanken. In der 250 ccm
Klasse habe ich die US-Meisterschaft gewonnen und bei den Superbikes
habe ich im Finale den dritten Rang erreicht."
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Freddie Spencer:
"Kam, sah und siegte"
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Wie ernst der Rennprofi
bereits damals seinen neuen Job nahm, zeigt ein Blick auf sein
Trainingsprogramm und die Lebensweise. Der strenggläubige Baptist hielt
sich mit Rennradfahren, Krafttraining, Waldläufen und Basketballspiel
fit. Dieses Konditionsprogramm hatte ein von Honda engagierter Sportarzt
ausgearbeitet. Von Disco-Rummel oder Kneipensitzen hielt er nichts,
außerdem darf man in den USA sowieso erst mit 21 dieses Vergnügen
genießen.
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Im Mai `79 habe ich
meine High School abgeschlossen und meinen Traumberuf als
Profi-Rennfahrer ergriffen", beschrieb der Superbike-Pilot seinen
Werdegang weiter. "Bei Honda bekomme ich ausgezeichnetes Material und
darüber hinaus ist die Betreuung vorzüglich. Meine Mechaniker lesen
mir jeden Wunsch von den Augen ab. In diesem Jahr wollen wir die
AMA-Superbike-Meisterschaft gewinnen. Doch mein größter Traum ist es
Weltmeister in der 500 ccm Klasse zu werden. Doch bis es soweit ist, muss
ich noch viel lernen", beschloss der bescheidene, aber ebenso
ehrgeizige Ami das Gespräch.
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Für die Vorbereitung
seiner Superbike-Rennmaschinen war ein Team hochqualifizierter Fachleute
zuständig. Boss des Honda-Racingteams war der Ende der sechziger Jahren
aus Deutschland ausgewanderte Udo Gietl. Als zweiter Mann in der
Technikercrew agierte Mike Velasco, von dem wir später noch einiges
hören werden.
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Teamchef: Udo Gietl |
Honda-Superbike 1025 Kubik
und
gut 130 PS starker
RCB-Werksrennmotor
Anstelle von einer Steuerkette übernehmen Stirnräder
die Betätigung der beiden
obenliegenden
Nockenwellen.
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Mike Velasco
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Daytona Speedway:
Superbike Sieger 1982 Freddie Spencer
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Daytona Speed Week 1983
Neues Bike - neues Glück oder "von
der Straße auf die Piste"
Superbike für Daytona 1983: Honda VF750R
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Schon im nächsten Jahr
sollte sich der Wunsch von Freddie Spencer erfüllen. Unterstützt von
Erv Kanemoto erhielt der siegeshungrige Asphaltcowboy 1982 einen Platz
im Honda 500-GP-Werksteam. Mit der neu entwickelten NS 500 Rennmaschine,
die von einem Dreizylinder-Zweitakt-Motor beschleunigt wurde, bestritt
das Renngenie aus Shreveport seine erste GP-Saison.
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Erv Kanemoto
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Im Gegensatz zu den
"alten Rennfüchsen" musste er aber erst alle Rennstrecken
kennen lernen, die Rennmaschine auf den jeweiligen Kurs abstimmen und
darüber hinaus sich mit den vielen Fremdsprachen auseinandersetzen und
immer die richtige Währung im Portemonnaie haben, alles Dinge, die für
den jungen Mann aus der Neuen Welt vollkommen neu waren. Doch Freddie
Spencer wurde mit der Herausforderung fertig. Zwei Mal konnte er einen
GP-Lauf gewinnen und am Schluss der Saison landete er auf dem dritten
Platz in der Weltmeisterschaftswertung.
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Doppelsieg 1983:
Erster 500er WM-Titel für Freddie Spencer
und erster 500er WM-Titel für Honda!
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Sensation 1983 in der 500er
Königsklasse:
Freddie Spencer gewann mit der Dreizylinder-Zweitakt-Werk-Honda NS500
die WM
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Gerade 21 Jahre alt, ließ "Fast Freddie" 1983 alle
Weltklassefahrer hinter sich. Er verwies seinen Landsmann "King
Kenny" Kenny Roberts mit nur zwei Punkten Rückstand auf den
zweiten Rang in der WM und holte sich damals als jüngster 500er
Weltmeister aller Zeiten, und gleichzeitig auch zum ersten Mal für
Honda, den begehrten Titel in der Königsklasse. Zwar reichte es im
nächsten Jahr nur für den vierten Platz in der 500er WM - sein
Landsmann Eddie Lawson wurde Champion - doch das große Jahr stand noch
bevor.
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Daytona 200 "Speed Week" 1984
Sieger Kenny Roberts, Freddie Spencer wurde 2. und Ron Halsem 3.
In Daytona und in der WM waren die beiden Amis Roberts und Spencer
unerbittliche Gegner
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Daytona Speed Week 1985
WM 1985 Doppelstarter 250 und 500 GP-Klasse Freddie Spencer-
Wo bleiben sie denn?
1985 wurde Fast Freddie 250er und 500er Weltmeister!
Saison 1985:
3 Times-World-Champion Freddie Spencer, 3 Times-AMA-Sidebike-Champion
Larry Coleman
und Racingfan Gerdi aus Deutschland.
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Honda hatte 1985 eine schlagkräftige 250 ccm Rennmaschine auf
die Räder gestellt, die Spencer neben der 500er Klasse einsetzen
sollte. Alle Kritiker, die am Anfang der Saison behaupteten, Freddie
Spencer wird dieses Rennjahr nie durchstehen und sagten, er wird an der
Doppelbelastung scheitern, wurden letztendlich Lügen gestraft.
Überlegen gewann der jetzt 23jährige Honda-Werksfahrer in diesem Jahr
die 250er und 500er Weltmeisterschaft! Ein Erfolg, den sicherlich so
schnell kein Rennfahrer wiederholen wird. Mit diesem Doppelsieg hatte
Spencer im Prinzip alles erreicht, wovon er immer geträumt hatte. Er
war weltberühmt, hatte sich inzwischen ein beachtliches Bankkonto
angelegt, war mit "Miss Louisiana" befreundet und war bereits zu
Lebzeiten eine Legende.
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Der abgrundtiefe Absturz
In der WM-Tabel 1986 taucht Superstar
Fast Freddie überhaupt nicht auf...
1987 steht er mit nur 4 Punkten an 20. Stelle...
(Foto: Werk) |
Doch nach dem
märchenhaften Aufstieg folgte der abgrundtiefe Absturz. In den
nächsten vier Jahren blieben die Erfolge aus. Immer wieder klagte der
Ex-Weltmeister über Schmerzen in der rechten Hand. Die Ärzte tippten
auf Sehnenscheidenentzündung und ordneten entsprechend die Behandlung
an. Doch alle Bemühungen halfen nichts. Der Zauber hatte den
amerikanischen Wunderknaben verlassen. Er baute Stürze, blieb
unentschuldigt den Rennen fern und zog sich immer mehr aus dem
Rampenlicht zurück.
Die
Presseveröffentlichungen bestätigten inzwischen, was jeder dachte oder
wusste: der Stern von Freddie Spencer war untergegangen. Seine
Sponsoren, Fans, aber auch GP-Insider waren sich darüber klar, "Fast
Freddie" war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Kein ruhmreicher
Abgang für den einstigen Superstar.
Das Märchen wäre
kein Märchen, wenn es bereits jetzt schon zu Ende wäre. Doch inzwischen
glaubte kein Mensch mehr an "Fast Freddie". Fragte jemand nach
dem ehemaligen Weltmeister lautete die Antwort: "Who is Freddie
Spencer?"
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Ende 1990 kehrte Spencer
zu seinem Ursprüngen zurück. Mike Velasco, ehemaliger Cheftechniker im
Racing-Team von Honda Amerika, hatte inzwischen in Anaheim bei L.A.
seine Firma "Two Brother Racing" eröffnet und speziell für
Freddie Spencer eine Honda RC 30 hergerichtet. Mit dieser Rennmaschine
bestritt der Wiedereinsteiger die US-Superbike-Meisterschaft. Mit
mäßigen Ergebnissen, er fuhr zwischen dem 6. und 10. Platz herum,
sammelte der Speedking von einst neues Selbstvertrauen. Bis April 1992
musste Spencer aber noch warten, ehe er mit dieser von "Two Brother
Racing" gesponsorten Honda RC 30 einen Lauf zur
US-Superbike-Meisterschaft in Texas gewinnen konnte. Das war sein erster
Sieg seit August 1985! Im Juli `92 bekam "Fast Freddie" eine
weitere Chance. Beim dritten Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft in
Suzuka/Japan belegte das Team Spencer/Tsuruta vor 135.000 begeisterten
Zuschauern mit einer `91 RVF Werks-Honda den vierten Platz. Der Bann
schien gebrochen. Freddie Spencer war wieder "in". Als er nach
dem letzten GP in Kyalami Wayne Gardners 500er Werks-Honda testen
durfte, war die Sensation perfekt. Mit einer sensationellen Rundenzeit,
die im Training für den dritten Startplatz gereicht hätte, meldete
sich der Ex-Weltmeister nachhaltig zurück. Ermöglicht hatte diese
Testfahrt sein Entdecker und alter Freund Erv Kanamoto. Bei diesem
Auftritt zeigte sich der Ex-Weltmeister von einer ganz neuen Seite, er
war wie ausgewechselt. Vergessen waren die Marotten und
Unpünktlichkeiten in den letzten GP-Jahren. Aus dem jugendlichen
Superstar der achtziger Jahre war ein erwachsener Mann geworden.
Doch irgendwie sollte es nicht sein. In seiner Comeback-Saison 1993
brachte es "Fast Freddie" lediglich auf zwei WM-Punkte und
landete am Ende nur auf Rang 39 in der 500er Weltmeisterschaft:
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"Till the End of the
Days"
(Foto: PR-Spencer)
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Und was macht "Fast
Freddie" heute? Nun er gibt Wissen und Erfahrung an junge
und alte Biker weiter. Von Freddie Spencer lernen Motorrad-Aspiranten, in welche
Richtung der Gasgriff gedreht wird und vieles mehr ...
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(Foto: PR-Spencer)
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