Unter den Motorradfahrern gibt es zwei Fraktionen. Mal einfach
ausgedrückt. Die besonders pflegeleichten sind die echten Fans, die Enthusiasten
und Liebhaber toller
Maschinen, ihr Hobby ist ihnen etwas wert. Die anderen sind die
Konsumenten. Eine Kundschaft, die auf Preise achtet. Das Wissen und die neueste
Szenen-Information holt man sich aus den Fachblättern. Nur eins kann
dabei mächtig nerven, die viele Werbung. So war es jedenfalls mal. In
der letzten Zeit hat sich das gänzlich geändert. Es gibt nämlich keine, oder nur
noch wenige Werbeanzeigen. Die einen mögen sich darüber freuen, für die
Verlage ist es fatal. Guter Journalismus kostet nämlich Geld, "ohne Moos, nichts los".
Auch die Motorradindustrie leidet unter der Wirtschafts- und Finanzkrise
und muss sparen. Eben auch bei der Werbung.
Montag 07. Dezember 2009, 22:00 Uhr. Meine SPIEGEL-Zeit, ich
liege auf der Couch und blättere in der aktuellen Ausgabe 50/2009. Bei
der Doppelseite
10-11 fällt mir fast das Blatt aus der Hand. Eine große Motorradwerbung
im SPIEGEL? Ich
bleibe am Bild hängen. Kaum zu glauben, Genial, der Lichteinfall, die
BSA, die beiden Nortons, wie sie "better than new" da stehen. Und die Details
im Bild! Die
Auspufftöpfe gehören nicht an Harleys oder BMWs, es sind original Briten-Rohre.
Und die Werkbank! Alte Motorrad-Hefte, Kaffeetassen, Pokale, Tachos, das
geordnete Werkzeug und die frisch überholten BSA-Einzylindermotoren, ich
kann mich kaum sattsehen.
Sofort fühlt man sich in dieser Schrauberbude gut aufgehoben. Hier würde
man mit großem Vertrauen seinen geschätzten Oldtimer überholen lassen. Der
Meister versteht was vom Fach, keine Frage. Aber auch mit einem modernen Bike kann man mal mit einer Panne liegen bleiben, ist auf Hilfe
angewiesen. Dann schwingt sich der Werkstattchef in seinen Ford
Transitbus, der im Hof parkt, und holt einen ab. Auch nach
Feierabend und am Wochenende sowieso. So geht es mir durch den Kopf,
schöne alte Motorradwelt, fast wie früher. Dabei geht es überhaupt nicht um Motorräder, LEXWARE verkauft Computerprogramme
für Werkstätten und Handel.
Dienstag, 08. Dezember 2009, 10:30 Uhr, ich rufe Franz Josef Schermer,
vielen als der FJS-Motorradtester bekannt, an. "Franz, haste im SPIEGEL
die Anzeige mit den Motorrädern gesehen", möchte ich von ihm wissen.
Er lacht und verrät: "Gestern habe ich in meiner Werkstatt mit Kumpels geschraubt,
spät Abends habe ich ihnen die Anzeige gezeigt. Wir haben eine Flasche
Rotwein aufgemacht und auf das Bild angestoßen! Es ist die beste
Aufnahme, die ich je gesehen habe, sie hat uns emotional voll
getroffen." Wer FJS kennt, weiß, dass sich die Werbung geadelt
fühlen darf.
Wir tratschen noch etwas über die Branche und fragen uns, warum die
Motorradindustrie solche Werbebilder nicht hinbekommt. Bilder, die
echte Hingucker sind, Aufnahmen, die besser als 1000 Worte sind,
emotionale Motive, die voll ins Herz gehen. Gäbe es für Werbung mit
Motorrädern einen Oscar, die LEXWARE-Anzeige stände bei uns ganz oben auf
der Liste.
Bleibt die Frage, was hat man sich bei LEXWARE dabei gedacht. Die
Antwort kam prompt. Für die Anzeigenreihe, Motorrad-Werkstatt,
Metzgerei, Fischladen und Pizzeria, war die
Werbeagentur REINSCLASSEN GmbH & Co. KG zuständig, das Motorradmotiv
fotografierte Arthur Mebius, erfahre ich und weiter wird verraten: "Immer
präsentiert ein Laden-Besitzer seinen geordneten Betrieb, in dem
er als Chef, Boss oder Meister sich auf sein Geschäft konzentrieren
kann, denn die Buchhaltung erledigt der Marktführer LEXWARE für ihn. Werkstätten gehören zu einem der größten Branchenzweige in
Deutschland. Für LEXWARE, den Spezialisten für Software-Lösungen für
kleine und mittlere Unternehmen, war ein Motiv aus dieser Branche also
nur logisch. Eine Auto-Werkstatt erschien uns dabei als zu banal und
austauschbar. Außerdem weiß schließlich jeder, dass Motorräder, vor
allem die Oldtimer unter ihnen, viel mehr Sex haben als Autos."
Danke LEXWARE! Einen Glückwunsch auch an die Werbeagentur REINSCLASSEN
für die bis in den letzten Winkel umgesetzte Idee und das perfekt
fotografierte Motiv. Meine Empfehlung an die Motorradindustrie. Schade nur, dass LEXWARE
keine Motorräder baut. Auf die Anzeigenkampagnen
wäre ich gespannt. |