Bleifrei-Umbau
Harley-Davidson Panhead-Zylinderköpfe auf bleifreien Sprit umbauen
"Bölckstoff-Bleifrei"
Erst seit der
Evolution-Generation ab 1984 dürfen Harley-Treiber
bleifreien
Kraftstoff in den Tank kippen.
Möchten Panhead- oder
Shovelheadfahrer ihre
"Vau"-Motoren auch mit
umweltfreundlichem
Sprit betreiben, sollten sie zuvor die Zylinderköpfe
auf
Bleifrei-Betrieb umrüsten lassen.
Text: Winni
Scheibe
Fotos: Scheibe, HD-Werk
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Bölckstoff bleifrei
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Die
Umweltgesetze haben die Amis zwar nicht erfunden, doch Vorreiter waren
sie allemal. Bereits Ende der sechziger Jahre verboten die Behörden in
den USA und Kanada den Verkauf von verbleitem Superbenzin. Nun müsste
man eigentlich annehmen, die einheimischen Fahrzeughersteller hätten
umgehend darauf reagiert. Doch wie so oft im Leben geht nicht alles von
heute auf morgen. Auch bei der Traditionsmarke Harley-Davidson in
Milwaukee nicht. Erst seitdem das Werk Anfang der achtziger Jahre die
Evolution-Generation eingeführt hat, dürfen die dicken "Vau"-Motoren
mit bleifreiem Sprit befeuert werden.
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Klassische Harley-Davidson Panhead von
1958
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Panhead-
oder Shovelheadfahrer sind die
Gelackmeierten. Es sei denn, sie lassen die Zylinderköpfe auf
Bleifrei-Betrieb umrüsten. Spezialist auf diesem Gebiet ist die Firma
USM in Langenhagen bei Hannover. "Seit Anfang der Neunziger bauen
wir Zylinderköpfe von Harleys ab Baujahr 1948 (ältere Modelle auf
Anfrage) für den Betrieb von bleifreiem Sprit um. Der Zustand, in dem
sich aber die angelieferten Köpfe befinden, ist sehr
unterschiedlich", erzählt die Werkstattcrew aus ihren Erfahrungen.
"Das Spektrum reicht von einwandfrei bis zu vollkommen ramponierten
Bauteilen. Aber auch in solchen Fällen können wir helfen, sie werden bei
uns komplett restauriert."
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1200er Panhead-Motor
(Foto:
HD-Werk) |
Angelieferte Zylinderköpfe lassen
deutlich ihre Laufleistung erkennen |
In
den meisten Fällen ist den Zylinderköpfen die hohe Laufleistung und
das Alter nachhaltig anzusehen. Dicke Ölkohle klebt im Brennraum und
Auslasskanal. Um die Bauteile vernünftig sauber zu bekommen, werden sie
zunächst gründlich glasperlengestrahlt. Eine exakte optische
Beurteilung ist erst nach dem Reinigungsprozess möglich. Je nachdem,
wie oft am Motor bereits herumgeschraubt wurde, sind vielfach die
Stutzen vom Ein- und Auslasskanal stark beschädigt. Angeknackste
Kühlrippen und Risse im Brennraum lassen sich auch erst nach dem
Säubern ausfindig machen. In diesem Fall besteht aber noch lange kein
Grund, den Kopf gleich wegzuschmeißen. Mit modernen
Alu-Schweißverfahren lassen sich Kühlrippen an- und Risse
zuschweißen.
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Alle Teile für den Umbau auf
Bleifrei-Betrieb auf einen Blick
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Ist
der Patient gereinigt, eventuell geschweißt und die Schweißnähte
sauber verputzt, beginnt die eigentliche Umrüstaktion. Hierbei werden
zunächst Ventilführungen und Ventilsitze getauscht. Bei der späteren
Montage werden neue Dichtringe, Ventile und Keile, falls es erforderlich
ist auch neue Ventilfedern sowie Federteller verwandt. Das Einsetzen der
neuen Ventilführungen und Sitzringe erfordert hochwertiges Werkzeug und
handwerkliches Geschick. Sicherlich keine Arbeit für jemand, der es
geschwind mal eben zu Haus auf der Werkbank erledigen will.
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Zuerst
werden die Ventilführungen erneuert. Um sie - ohne folgenschwere
Beschädigung im Zylinderkopf zu hinterlassen - herauspressen zu
können, wird der Zylinderkopf im Heizofen erhitzt. Ist er gut
durchgewärmt, lassen sich Ein- und Auslassführungen problemlos
rausdrücken. Inzwischen haben sich im flüssigen Stickstoffbad die
neuen Messing-Ventilführungen abgekühlt. Durch die warm/kalt-Behandlung
der Bauteile, lassen sich die neuen Führungen nun ohne Mühe einziehen.
Hat der Zylinderkopf normale Temperatur erreicht, sitzen sie "bombenfest".
Abschließend wird die eingesetzte Ventilführung auf das Laufspiel der
neuen Edelstahl-Ventile gehohnt.
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Ventilführungen werden gehohnt |
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Erst
jetzt werden die alte Ventilsitze - bei den Panheads sind sie aus
Bronzeguss - ausgefräst. Die neue Ventilführung dient hierbei als
exakte Führung für das Werkzeug. Als nächstes erfolgt das Ausmessen
sowie Einpassen der neuen Ventilsitzringe aus Chrom-Nickel Stahl. Die
Bohrungen im Zylinderkopf müssen exakt auf das Passmaß - es liegt im
hundertstel Bereich - entsprechend ausgespindelt werden.
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Zum
Einsetzen der bleifreiverträglichen Sitzringe wird der Zylinderkopf -
genau wie beim Austausch der Ventilführungen - noch einmal im Heizofen
erhitzt und die neuen Ventilsitzringe im flüssigen Stickstoff
abgekühlt. Hat sich der Zylinderkopf aufgrund der hohen Temperatur
"ausgedehnt" und die Ventilsitze in der Kälte "zusammengezogen",
lassen sie sich mit einem Aufnahmewerkzeug einsetzen. Nach
Temperaturangleichung haben die Ventilsitze festen Halt im Zylinderkopf. |
Vermessen des neuen Ventilsitz
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Sind
die Sitze gefräst und die neuen Ventile sorgfältig eingeschliffen,
werden vor der endgültigen Montage alle Bauteile noch einmal gründlich
gereinigt. Bedenkt man, dass im Laufe der Betriebszeit
sowieso mal eine Zylinderkopf-Überholung fällig wird, kann man bei
dieser Arbeit die Umrüstaktion gleich mit durchführen lassen. Die
Kosten für diese Aktionen erhält man auf Anfrage im jeweiligen
Spezialbetrieb.
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Kontakt:
USM
Nürnberger Straße 8
30855 Langenhagen
Tel.: 0511 74 10 28
www.usm-motorcycles.de |