Technik |
Früher wurde an
Motorrädern herumgebastelt. |
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Heutige Motorräder sind Stangenware, sie sind perfekt. Keine Frage. Aber trotzdem, den Bikern kann man es nicht recht machen. Kaum steht der Feuerstuhl in der eigenen Garage, wird geschraubt. Schließlich gibt es immer etwas zu verbessern oder einfach nur an- oder abzuschrauben. Trotz des enormen technischen Fortschrittes der letzten Jahre, es wird weiterhin getunt, bis der Asphalt glüht. |
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Viele Modifikationen werden in der heimischen Hobbywerkstatt erledigt. Bevor es jedoch mit dem Budenzauber richtig losgeht, sollte man grundsätzlich darauf achten, dass sämtliches Tuning später vom TÜV abgenommen werden muss. Ein Großteil des Angebotes ist mit einer ABE (Allgemeinen Betriebserlaubnis), einem Technischen Bericht, einem Teilegutachten oder einer Unbedenklichkeitsbescheinigung des Herstellers ausgestattet. Sind die Sachen vorschriftsmäßig angebaut, dürfte es in aller Regel beim TÜV kein Problem geben. Ans "Eingemachte" geht es allerdings, wenn bunt durcheinander ABE-Teile, Sachen mit einem Teilegutachten und Bauteile "Marke Eigenbau" das Bike aufmöbeln. Oder wenn es zu den Umbauteilen überhaupt keine Unterlagen gibt. |
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Wer sein Bike tunen möchte, sollte sich daher vorher einfach mit seiner TÜV-Prüfstelle in Verbindung setzen. Für Spezial-Umbauten, Eigenbauten oder Tuningarbeiten sind amtlich anerkannte Sachverständige zuständig. Man sollte sich aber auch auf keinen Fall davor scheuen, einen Motorradexperten zu verlangen. |
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Grundsätzlich muss sich jeder amtlich anerkannte Sachverständige natürlich nach den geltenden Gesetzen und Verordnungen in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, kurz StVZO, richten. Denn hier ist alles geregelt. Doch so umfangreich dieser Paragraphen-Dschungel auch ist, für den Sachverständigen bleibt immer noch der sogenannte Ermessensspielraum nach §30 StVZO "Beschaffenheit der Fahrzeuge". In diesem Paragraphen heißt es: Fahrzeuge müssen so gebaut und ausgerüstet sein, dass ihr Betrieb niemanden schädigt oder mehr als unvermeidbar gefährdet, behindert oder belästigt, die Insassen (bei Motorrädern Fahrer und Beifahrer) insbesondere bei Unfällen vor Verletzungen möglichst geschützt sind und das Ausmaß und die Folgen von Verletzungen möglichst gering bleiben. |
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In der Praxis bedeutet das für den Sachverständigen eine sehr weitgefächerte Auslegung, die aber auch dem Motorradtuner großen Spielraum lässt. Wer sein Bike verbessern will, kann zum Beispiel, ohne später großartige Probleme bei der TÜV-Abnahme zu bekommen, Bauelemente von einem hubraumgrößeren Modell an eine kleinere Maschine bauen. Da diese Teile ursprünglich für schwere und leistungsstarke Bikes ausgelegt sind, spricht gegen eine Verwendung an einer schwächeren Maschine nichts. Spezielle Gutachten für diese Bauteile sind nicht erforderlich. Im Klartext heißt das, die Upside-down-Gabel von einer 1100er kann man an eine 750er oder 600er bauen, oder eine Bremsanlage von einer 900er an eine 750er oder die Hinterradschwinge von einer 1000er in eine 750er, den Breitlenker von einer 1400er auf eine 800er oder die Laufräder von einer 750er in eine 600er einbauen. |
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Bei Motorrädern mit der
Erstzulassung vor dem 01.03.1995 braucht man für eine andere Auspuffanlage
längst nicht immer ein Abgasgutachten! Bleiben die Fahrgeräuschwerte
wie bei der Serie, die Standgeräusche dürfen um 3 Prozent abweichen, und
die Motorleistung darf sich zur Serienleistung um maximal plus/minus fünf
Prozent verändern, kann der Sachverständige diese Anlage eintragen. Bei
Bikes, die nach dem 01.03.1995 ihre Erstzulassung erhielten, ist dieser
Spaß allerdings vorbei. An diese Maschinen dürfen nur noch
Auspuffanlagen montiert werden, die eine EG-Teilbetriebserlaubnis haben. |
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Wem die Aktion mit dem
TÜV, dem Papierkram bei der Zulassungsstelle und wer weiß was sonst
noch, jedoch schnurzegal ist, riskiert, wenn er erwischt wird, im
schlimmsten Fall eine Anzeige wegen Fahren ohne Betriebserlaubnis, und im
Falle eines Unfalles kann die Versicherung sogar die Zahlungen verweigern.
Wenn's ganz blöd läuft, blecht man sein ganzes Leben für die
Dummheit...
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"Vom Tun und Tuning" |
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Doch zurück zum Tuning. Tuning ist ein weitgefächerter Begriff, der von ganz einfachen Änderungen bis Komplettumbauten reicht und der sich in drei Fraktionen unterteilen lässt: optisches Tuning, Fahrwerkstuning und, sozusagen das Highlight, das Triebwerkstuning. |
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Unter die Rubrik optisches Tuning fällt zum Beispiel jede Art von Lackierungen, wobei es sich in den meisten Fällen um aufwändige und durch die Bank weg teure Airbrusharbeiten handelt. |
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Aber auch hochglanzpolierte Alu-Teile, vernickelte oder verchromte Bauteile gehören dazu. Wem das alles zu schnöde ist, lässt die Sachen sogar vergolden. Als der letzte Schrei haben sich inzwischen farbige Leichtmetall-Schrauben etabliert. Neben einer bestechenden Optik haben diese Maßnahmen aber auch einen praktischen Vorteil, das rigorose Umrüsten auf LM-Schrauben reduziert das Fahrzeuggewicht und verbessert somit das Handling. |
Billig ist dieser Spaß
jedoch nicht. Wer's perfekt machen will, verwendet ausschließlich
Titanschrauben, die aber im Vergleich zu handelsüblichen
Schraubverbindungen gut zehnmal soviel kosten. |
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Als Wissenschaft für sich darf das Fahrwerkstuning gelten. Doch bevor es ans perfekte Set-up geht, lässt sich durch kleine Detailveränderungen das "Wohlsein" auf dem Bike erheblich verbessern. Eine ab- oder aufgepolsterte Sitzbank sowie richtig eingestellte Hand- und Fußhebel bewirken enorm. Ans Eingemachte gehts bei der Fahrwerksabstimmung. Moderne Maschinen verfügen über eine Vielzahl von Fahrwerkseinstellmöglichkeiten. Neben der Federbasis lassen sich Dämpferzug- und Druckstufe individuell auf den Fahrstil und die Bedürfnisse des Bikers einstellen. |
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Sind diese Variationen ausgeschöpft, das Fahrgefühl aber immer noch zu hart oder zu weich, kann man die Dämpfereigenschaft der Telegabel durch anderes Gabelöl verändern. Dünnes Gabelöl (SAE 10) bewirkt sanfte Dämpfereigenschaft, dickes Öl (SAE 20) macht die Dämpfung straffer. Ist einem die Federung zu hart oder zu weich, muss man die Federn in der Gabel und fürs Hinterrad tauschen. Es gibt aber auch Experten, die sich damit nicht zufrieden geben. Für eine optimale Vorderradführung muss eine Upside-down-Gabel her, das Federbein wird gegen einen hochwertigen Ersatz vom Zubehörmarkt getauscht. Als nächste Steigerung stellt man das Serienchassis in die Ecke und besorgt sich einen Rahmen von Harris, Bimota oder Moko. |
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Im gleichen Aufwasch kommen
neue Laufräder und eine brachial zubeißende Bremsanlage, ein schicker
Tank, sportlicher Einmannhöcker und fetzige Rennverkleidung hinzu. Nach
diesem "Rundumschlag" ist vom ursprünglichen Gefährt nur noch das
Triebwerk übrig geblieben. Und das bleibt natürlich auch nicht, wie es
ist. |
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Damit der Motor besser am
Gas hängt, werden die Vergaser mit einem Dynojet-Kit modifiziert. Als
nächstes ist eine andere Auspuffanlage an der Reihe. Durchzug und Sound
stimmen jetzt. Doch ein paar zusätzliche PS könnten es dennoch sein.
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Racing-Kolben sorgen für
eine höhere Verdichtung und damit die Pleuel den kräftigeren Druck
vertragen, werden sie durch sündhaft teure Titan-Bauteile ersetzt. Die
Kurbelwelle wird feingewuchtet und die Serienzündung gegen eine High-Tech
Anlage ausgewechselt. Die Ölbadkupplung muss einer Trocken-Kupplung
weichen und auch das Getriebe wird nicht mehr gebraucht, schließlich gibt
es ein eng abgestuftes Renngetriebe. Je nach Tuningstufe lassen sich so
10, 20, 30 oder sogar noch einige mehr PS aus dem Motor zaubern. |
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Allerdings mit bunt zusammengewürfelt ist es nicht getan. Die Kunst eines richtigen Tunings ist nämlich das genaue Aufeinanderabstimmen der Komponenten. Und das ist beim Stand der aktuellen Motorradtechnik gar nicht mal so einfach. Handelt es sich beim optischen Tuning um Geschmacksache, über die sich bekanntlich streiten lässt, verlangt Fahrwerkstuning große Erfahrung und Fahrversuche, am besten auf einer abgesperrten Teststrecke oder einem Rennkurs. Nur wenn man immer wieder auf der gleichen Strecke fährt, lässt sich erkennen, ob sich das Fahrverhalten tatsächlich verbessert. Beim Triebwerkstuning ist man auf Prüfstandsversuche angewiesen. Und das kann eine zeitraubende Geschichte werden. Mit zwei oder drei Leistungsmessungen ist es nicht getan. Wer ein tadelloses Ergebnis erzielen will, muss Schritt für Schritt vorgehen. Bevor ein Motorrad ordentlich getunt ist, können Wochen, ja sogar Monate vergehen. Nur gut, dass bei uns die Wintermonate so lang sind, dann wird es den PS-Fetischisten wenigstens nicht langweilig. |
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Geschmacksache: |
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