Custom-Bikes


HD-Hannover 
Zwei Bikes - zwei Welten treffen 2001 aufeinander

"Back to the Future" 

Harleys rollen als Stangenware vom Band und
längst auch als Chopper. Jedoch kein Grund, hier nicht
nachträglich Hand an zu legen. Genau wie früher, "born to be wild".

Text&Fotos: Winni Scheibe


Die Faszination von Harley-Davidson lässt sich in wenige Worte fassen: Mythos, Legende, Historie. Willie G. Davidson, Urenkel des Firmengründers und in der Szene nur kurz "Willie G." genannt, bringt es sogar auf den Punkt: mit dem Kauf erwirbt man diese Werte, das Bike gibt es gratis dazu. Wau! Welcher Fahrzeughersteller kann das schon von sich behaupten.
Noch zwei Jahre weiter und 2003 feiert die amerikanische Traditionsmarke ihren 100. Geburtstag. Das hat bisher noch keine andere Motorradfirma geschafft. Ab 1903 baute das Werk zunächst Einzylindermaschinen, 1909 folgten die V-2-Bikes und daran hat sich inklusive der taufrischen "V-Rod" bis heute nicht viel geändert. Harley-Davidson steht zum Zweizylinder-V-Motor, das gehört zum Image und nach allen Umfragen weiß man, der Kunde will auch nichts anderes. Mit diesem Baumuster hat Harley unzählige Dirt Track Wettbewerbe und Straßenrennen gewonnen, hat Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt und mit der aktuellen VR 1000 Rennmaschine beteiligt man sich in der amerikanischen AMA-Superbike-Meisterschaft.




Das ist die eine Seite. Die Kundschaft auf der Straße dagegen bevorzugt es gemütlicher. Ob mit Chopper, Cruiser oder Highwaygleiter, das Heizen überlässt die Harley-Fraktion im wirklichen Leben den anderen. Die breite Masse verbinde Harley-Davidson sowieso mit dem  "american way of life feeling". Und das bedeutet individuelles Biken aus Spaß an der Freude oder auch aus Abenteuerlust, getreu dem Motto "der Weg ist das Ziel".




Harley-Davidson selbst hat zum Chopperimage allerdings nicht viel beigetragen, früher jedenfalls, vor der Softail-Ära Anfang der 80er Jahre. Ganz im Gegenteil sogar. Als vor über 50 Jahren im Westen der USA, genau gesagt in Kalifornien, die ersten Harleys von technisch versierten jungen Männern umgebaut wurden, waren diese Biker alles andere als eine Vorzeigekundschaft. Kerle, die damals einen Chopper fuhren, waren für die Motor Company in Milwaukee keine "Zielgruppe", man distanzierte sich von diesen Leuten, wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Es war eine absolute Minderheit, es waren Individualisten, Außenseiter, Underdogs, Outlaws, und weil sie nicht so sein wollten, wie die anderen Motorradfahrer, "choppten" (frei übersetzt: abhacken) sie ihre Maschinen in Eigenregie und nach eigenen Vorstellungen versteht sich.


Das Schema war im Prinzip immer gleich, alles Überflüssige wandert auf den Schrott. Was blieb, war ein schmales Vorderrad, meist ohne Stopper und ohne Schutzblech, Springergabel mit Westernlenker, kleiner Benzintank, Schwingsattel, ein Notsitz für die Freundin, gekapptes hinteres Schutzblech, darunter ein dicker Autoreifen und natürlich offene Auspuffrohre.


Das Kunsthandwerk eines echten Chopperbauers bestand allerdings nicht nur im radikalen Weggelassen, sondern auch im Verschönern. So wurden zum Beispiel Springergabel, Lampe, Bremsankerplatten, Motorteile, Öltank Halter und Hebelchen liebevoll auf Hochglanz poliert und anschließend verchromt. Bei den Lackteilen, die sich vielfach nur noch auf Rahmen, Tank und hinteres Schutzblech beschränkten, war dagegen vornehmlich eine Farbe angesagt und die war Schwarz.
Die Ursprünge der Chopperszene basieren allerdings nicht, wie vielfach angenommen wird, auf dem Kultfilm "Easy Rider", sondern begannen schon in den 40er Jahren. Richtig bekannt wurden diese skurrilen Maschinen und ihre „wilden" Fahrer nach einem turbulenten Ereignis, das sich am 4. Juli 1947 in Hollister, einem kleinen Kaff südlich von San Francisco, ereignete. Nach einem Motorradrennen veranstalteten die Besucher eine feucht-fröhliche Party. Wie allgemein üblich wurde reichlich getrunken und auch so manche derbe Sprüche rausgelassen. Angeblich soll es auch eine Keilerei gegeben haben. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, schließlich kam so etwas bei fast jedem größeren Dorffest vor. Doch zwei Wochen nach der Randale in Hollister erschien ein Bericht im Life-Magazin. Die Krönung des Sensationsartikels war das Titelfoto, das einen offensichtlich betrunkenen Biker auf seinem Harley-Chopper zeigte. Für die verspießte amerikanische Gesellschaft war die Geschichte ein riesiger Skandal und jeder, der Motorrad fuhr, bekam sofort sein Fett weg. Und so darf es nicht wundern, dass fortan bei jedem kleinen Vorfall Motorradclubs, die inzwischen überwiegend gechoppte Harleys fuhren, in die Schlagzeilen gerieten. Für die Bevölkerung waren diese Motorradfahrer ganz böse Buben, denen man nicht von hier bis über die Straßen trauen durfte, und so einen als Schwiegersohn hätte den Weltuntergang bedeutet.



Nun wäre Amerika nicht Amerika und Hollywood nicht Hollywood. Und so hat man aus dem Hollister-Skandal auch schon bald einen Film gemacht. Mitte der fünfziger Jahre kam das Spektakel mit dem Titel "The Wild One" (Der Wilde) ins Kino. Die Hauptrolle spielte Marlon Brando - er fuhr allerdings keinen Harley-Chopper sondern eine Triumph. The Wild One war der erste echte Motorradfilm, oder besser gesagt Biker-Film. In den nächsten Jahren folgten andere Biker- beziehungsweise Rockerfilme. Zum Beispiel "Die wilden Engel" oder "Hells Angels". Die Hauptdarsteller, wenn von den Filmemachern auch nicht unbedingt gewollt, waren für viele Biker, die sich die Streifen wie Drogen reinzogen und von solchen Bikes träumten, die Harley-Chopper.
Den echten Durchbruch der Choppermanie, um es rückblickend einmal leger zu nennen, brachte vor gut 30 Jahren "Easy Rider". Ursprünglich waren die beiden Film-Panheads jedoch nur als Mittel zum Zweck gedacht. Zwei Harley-Chopper in einem Reisefilm, bei dem es nicht um Start und Ziel ging, sondern der Weg war das Ziel. Die beiden kleinen Drogendealer Wyatt, alias Peter Fonda, und Billy, alias Dennis Hopper wollten bei einem Trip von Los Angeles zum "Mardi Gras" in New Orleans eigentlich nur ihre Heimat, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit ihrer grenzenlosen Freiheit, erkunden. Es sollte ein Dokumentarfilm über Land, Leute, Natur, Freiheit, Kultur, Geschichte, Gastfreundschaft, ein bisschen von den Hippies und wer weiß was sonst noch, werden. Doch daraus wurde nichts, der Trip wurde zum Alptraum und endete für die Boys im Film mit dem Tod. Der gesellschaftskritische Streifen schlug 1969 wie eine Bombe ein und wurde zum Kultfilm schlechthin. Aber nicht nur das. Die beiden Harleys von Billy und Wyatt waren plötzlich Vorbilder für eine vollkommen neue Choppergeneration. Denn kaum hatte sich herumgesprochen, mit was die Helden unterwegs gewesen waren, wurde rund um den Globus gesägt, gebogen und geschweißt, bis man einen eigenen „Easy Rider" hatte. Denn zu kaufen gab es Chopper und solche wie im Film schon lange nicht, daran dachte Ende der 60er Jahre keiner. Weder Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki und am allerwenigsten Harley-Davidson. Warum auch? Hätte es damals bereits Fließband-Chopper gegeben, sie hätten sich mit Sicherheit bei den Händlern Plattfüße geholt. 


Zum Glück ist aber alles ganz anders gekommen. Seit gut 20 Jahren gibt nicht nur von Harley-Davidson Chopper und Cruiser, auch die vier Japaner und sogar BMW sind mit auf den Zug auf gesprungen. "Nichts geändert hat sich dagegen an der Bastler-, Schrauber- und Umbauleidenschaft", plaudert Matthias Korte aus dem Nähkästchen. "Nur mit dem Unterschied", fügt er aber gleich hinzu, "dass diese Arbeiten längst nicht mehr daheim in der Garage oder in irgendeiner Hinterhofbude erledigt werden, das ist inzwischen die Ausnahme, sondern das sich engagierte Harley-Davidson Händler oder freie Werkstätten auf diese Arbeiten spezialisiert haben."


Detlev Dreyer


Matthias Korte


Der erfolgreiche Harley-Davidson Händler aus Hannover muss es wissen. In seiner Brust schlagen nämlich gleich zwei Seelen. Zum einen weiss Matthias Korte natürlich über die Vorzüge der aktuellen Harley-Davidson Modelle genauestens Bescheid, aber wenn er wiederum ganz ehrlich ist, gehört sein Herz den Knuckleheads und Panheads, den Motorrädern aus den vierziger und fünfziger Jahren. Zwar war "früher" nicht unbedingt alles schöner oder besser, interessant ist ein Vergleich mit heute jedoch allemal. Und so entstand aus dieser Idee das Treffen mit der 925-Sterling von Detlev Dreyer und Matthias Kortes Knuckle-Choppers. Gut 60 Jahre liegen zwischen diesen beiden Choppern. Technisch gesehen eine Ewigkeit, von der Chopper-Philosophie aus betrachtet hat sich wenig, fast möchte man behaupten, nichts geändert. Die Zauberformel "Reduzieren auf das Wesentliche" und "Weniger ist oft mehr" sind auch 2001 weiterhin wichtige Bestandteile des Chopperkults. Oder Mythos, Legende und Historie zugleich. Und das würde sicherlich auch Willie G. Davidson gut gefallen.


Adresse: 
Harley-Davidson Hannover
Grambartstraße 27
30165 Hannover
Tel.: 0511 - 350 36 72
Fax: 0511 - 350 36 92
www.HD-Hannover.de


 
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