Motorrad-Firmenportraits


Harley-Davidson, Buell und HD-Historic Hannover

"A Hard Day´s Night"

Wenn "drei Welten" unter einem Dach vereint sind, kann der Tag schon mal zur Nacht werden. Was auf manche Besucher wie eine Wunderwelt wirkt, ist für Harley-Davidson Vertragshändler Matthias Korte in Hannover einfach nur selbstverständlich. Links HD-Historic, rechts Buell und in der Mitte das aktuelle 
Harley-Davidson Programm.

Text&Fotos: Winni Scheibe
Foto: Scheibe, Archiv-Korte


Als Anfang der Siebziger "Easy Rider" bei uns in die Kinos kam, machte Matthias Korte mit seiner frisierten Kreidler die Gegend in und um Hannover unsicher. Damals gab es noch richtige "Moped-Cliquen", die sich regelmäßig zu Ausfahrten, aber auch für sonst irgendeinen Schabernack trafen. Je mehr es waren, um so besser und je lauter ihre 50er waren, um so schärfer war es. Diese "wilden Horden" gab es landauf, landab, sie waren als Halbstarke, Rowdies oder wer weiß was sonst noch verschrieen. Doch das juckte die Nachwuchsbiker auf ihren fast 100 Sachen schnellen Leichtkrafträdern nicht die Bohne. Sie lebten in ihrer eigenen Welt, träumten von flotten Mädchen und schweren Maschinen. Ende der Sechziger tickten die Uhren bei uns eben noch anders.



Captain "America" Matthias Korte aus Hannover

Easy Rider hatte in diesen Kreisen eigentlich jeder gesehen, Matthias Korte aber wer weiß wie oft! Und wenn er heute behaupten würde, er hätte es sich bereits damals in den Kopf gesetzt, irgendwann einmal genau solch einen Chopper zu besitzen, wir müssten es ihm glattweg glauben. Bevor es aber tatsächlich so weit war, galt es zunächst den Ernst des Lebens zu meistern und eine Existenz aufzubauen. Bei dem Hannoveraner war das 1976 eine Harley-Davidson Vertretung. Der Motorradbazillus saß nämlich tief und das Faible für die amerikanischen Urgesteine sogar noch viel tiefer - bereits seit 1972 schwört er auf die Traditionsmarke und fährt Harley-Davidson. Damals wurden gerade mal 150 Bikes (!) von der US-Schmiede in Deutschland verkauft. Ganz anders als heute war in jener Zeit eine Harley-Davidson noch etwas ganz Besonderes. Allerdings längst nicht für jedermann. Im Prinzip gab es zwei Fraktionen: Die einen lehnten das US-Eisen kategorisch als "amerikanischen Kernschrott" ab, für die Anderen war eine Harley schlichtweg das Größte.
Matthias Korte, 49, kennt beide Seiten, als Besitzer und Fahrer und natürlich als Harley-Dealer. Und weil er genau weiß, worum es geht und worüber er redet, lobt er uneingeschränkt die Maschinen mit dem Evolution-Triebwerk ab 1984 und natürlich die neue V-Rod-Generation. Doch wenn er wiederum ganz ehrlich ist, gehört sein Herz den Knuckleheads und Panheads. Eben genau den Harley-Klassikern aus den vierziger und fünfziger Jahren.



100%iger Nachbau: Easy Rider

Und so blieb es natürlich nicht aus, dass im Laufe der Jahre etliche Harleys im Easy-Rider-Stil umgebaut wurden. Zwar nicht genau so, aber fast. Für den Perfektionisten auf Dauer allerdings keine zufriedenstellende Lösung. 1993 fiel dann auch die Entscheidung, ohne wenn und aber, Captain Americas Harley-Chopper exakt nachzubauen. Genau wie im Film diente als Basis eine 1200er Panhead von 1948, von der, außer Triebwerk und einigen Teilen, jedoch nicht viel übrig blieb.
Kein Hexenwerk, sondern bodenständiges Handwerk war der Umbau. Allerdings ohne den Anspruch auf eine spätere Zulassungsfähigkeit. Der Chopper von Captain America hatte weder eine Vorderradbremse, noch ein vorderes Schutzblech. Matthias Korte hielt sich strikt an die Vorgaben; dass er mit dem Bike nie einen "TÜV-Wettbewerb" gewinnen würde, war ihm sowieso von vornherein klar. Alle Arbeiten erledigte er in der eigenen Werkstatt, lediglich Lack- und Chromteile wurden außer Haus gegeben.






Pünktlich zu seinem "Route 66-Festival" 1994 war der "Easy Rider" fertig. Ein Spaß, der ihn rund 60.000 Mark gekostet hat, die Arbeitszeit ist selbstverständlich hierbei nicht mitgerechnet. Das Bike ist absolut original geworden, so original sogar, dass der bloße Versuch, für Captain Americas Maschine einen TÜV-Stempel zu bekommen, mit Sicherheit zu einem lebenslangen Hausverbot bei der Prüfstelle führen würde. Für den öffentlichen Straßenverkehr ist das Kultstück nicht vorgesehen, dafür ist es viel zu wertvoll. Gäbe es für den besten Nachbau einen Oscar, Matthias Kortes Easy Rider Chopper bekäme ihn mit Sicherheit. Seinen "Easy Rider" gibt es jetzt bereits seit fast zehn Jahren und noch immer ist das Kulteisen die Sensation schlechthin. "Es gibt wohl kaum eine andere Harley, die so bekannt ist und gleichzeitig so unverhohlen das einzigartige Feeling vom American way of live verkörpert. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich die Panhead verkaufe", erzählt Matthias Korte und verrät, "ich denke ernsthaft darüber nach, einen zulassungsfähigen Easy Rider Chopper auf die Räder zu stellen."


Matthias Korte

 


Harley-Davidson Hannover




Das Hobby zum Beruf machen ist besonders unter Motorradfahrern vielfach ein großer Wunsch. Kaum zu verhindern ist allerdings, dass das Geschäftsleben irgendwann zur Routine, zur Pflicht wird. Und wer wie Matthias Korte, seine Harley-Davidson Vertretung gewissenhaft und erfolgreich führen will, kommt um diese Sachzwänge kaum herum. Die Kundenansprüche haben sich schließlich in den letzten Jahren gründlich gewandelt. Ein großzügiger Showroom, Neu- und Gebrauchtmaschinen in breiter Auswahl, ein gut sortiertes Zubehör- und Bekleidungsangebot und natürlich eine picobello Werkstatt mit Ersatzteillager wird längst als Standard erwartet. Und die Katze im Sack will schon lange keiner mehr kaufen, eine Probefahrt mit dem Vorführbike ist selbstverständlich auch gang und gäbe.


Ebenfalls selbstverständlich ist die Tatsache, dass sich im Laufe der Zeit das Ambiente, oder besser noch das Flair, im Harley-Heaven Hannover ständig verbessert hat. "Unsere Kunden sollen sich bei uns wohl fühlen. Kompetente Beratung und guter Service sind das A und O. Aber auch für die Leute, die einfach nur mal vorbei schauen wollen, muss man etwas bieten. Ob nun ein außergewöhnliches Custom-Bike, ein perfekt restaurierter Oldtimer aus den 20er Jahren oder mein Easy Rider Nachbau, zu sehen gibt es eigentlich immer etwas," betont Matthias Korte.
Das ist die eine Seite. Träume hat der Harley-Fan aber weiterhin und das ist die andere Seite. "Für mich ist Harley-Davidson nämlich Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit in einem. Da schlagen gleich drei Seelen in meiner Brust und dazu gehörten eben besagter Easy Rider-Umbau, andere Restaurationen und ganz individuelle Custom-Kreationen," verrät Matthias Korte.


"Historic Harley-Davidson" 



Diese Arbeiten lassen sich allerdings nur nebenher durchführen, das offizielle Geschäft hat stets Vorrang. Bis der bekennende Oldiefan vor gut fünf Jahren auf die Idee kam, die Abteilung "Historic Harley-Davidson" einzurichten. Wichtig für ihn war allerdings von vornherein, dass es eine räumliche Trennung geben müsste. Im Laden sollte es nämlich genau wie früher aussehen, so, als ob die Zeit vor einem halben Jahrhundert einfach stehen geblieben wäre. Überhaupt nicht von gestern ist die Geschäftsidee, die dahinter steckt. "Mit der Evo-Generation ist ab 1984 ein neues Harley-Zeitalter angebrochen. Und genau hier machen wir den Schnitt zwischen, Shovelhead, Panhead, Knucklehead, Flathead und alle anderen Modelle davor, betreuen wir gezielt in unserer Historic-Abteilung", lässt Matthias Korte wissen. Hier gibt es alles, was zum Erhalt dieser klassischen Maschinen benötigt wird. Neben einem gut sortierten Ersatzteilager, werden natürlich auch Klassiker und Oldtimer aus den Jahrgängen vor 1984 angeboten. Ebenfalls spezialisiert hat man sich auf Wartung, Reparaturen und Restaurationsarbeiten für die alten Schätzchen.


Buell-Store


Genau wie die Oldtimer-Sparte, gehören aber auch die Buell-Modelle zur großen Harley-Familie. Gegensätzlicher könnten diese Fraktionen aber kaum sein. Mit gemütlich, beschaulich oder gar nostalgisch haben die Buell-Treiber in aller Regel nicht viel am Hut, sie lassen es lieber ordentlich krachen. "Zwar werkeln in allen Kategorien Harley-Triebwerke, die Kundschaft ist aber vollkommen verschieden. Und so ist die Buell-Vertretung zwar auch bei uns unter einem Dach untergebracht, aber als dritter Geschäftszweig räumlich vom Harley-Business und dem Historic-Store ganz klar getrennt," beschreibt der Chef seine Firmenphilosphie oder auch seinen inzwischen verwirklichten Geschäftstraum. 


Harley-Davidson, Buell und HD-Historic, für jeden eine eigene Ecke. Wer aber mal Lust hat, nebenan zu gucken, braucht nur durch die Tür zu gehen. Und dann kann es passieren, dass der Tag einem nachts nicht mehr aus dem Kopf geht:
"A Hard Day´s Night"!
So einfach ist das. Yeah!


Adresse: 
Harley-Davidson Hannover
Grambartstraße 27
30165 Hannover
Tel.: 0511 - 350 36 72
Fax: 0511 - 350 36 92
www.HD-Hannover.de


Harley-Factory:
Europas größter Vertragshändler


(Foto: Archiv-Korte)


Die Ähnlichkeit mit dem HD-Stammsitz in Milwaukee ist nicht nur zufällig, sondern von Matthias Korte absichtlich so gewollt. Mit der Eröffnung der Harley-Factory in Frankfurt-Fechenheim am 30. November 2002 hat der clevere Geschäftsmann aus Hannover eine weitere Herausforderung in seinem erfolgreichen Berufsleben in Angriff genommen. Auf über 2000 Quadratmetern sind in der ehemaligen Naxos-Halle Verkaufsshop und Werkstatt für Harley-Davidson und, räumlich getrennt von Buell, untergebracht. Und somit ist die "Factory" Europas größte Harley-Davidson Werksvertretung. 


Adresse:
Harley-Factory Frankfurt GmbH
Wächtersbacher-Straße 83
60386 Frankfurt/Main
Tel.: 069 - 40 89 99 0
Fax: 069 - 40 89 99 15
www.Harleyfactory.de

 


 
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