BMW-Experte: Heinz Bals
"BMW"
B=Bals - M=Motorrad
- W=Werkstatt
Motorräder verschleißen.
Je nach Alter und
Fahrleistung
gehen
sie auch mal kaputt. BMW Kräder machen da keine Ausnahme.
Wer sich selbst nicht weiterhelfen kann, braucht eine gute Werkstatt
Wir verraten einen Geheimtipp:
HBS in Minden - Päpinghausen.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv-Bals
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Hat den Durchblick: Heinz Bals
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Wer im offiziellen
BMW-Händlerverzeichnis nach Heinz Bals blättert, hat Pech gehabt. Den
Boxer-Spezialisten aus Päpinghausen bei Minden sucht man vergeblich.
Freie BMW-Werkstätten, auch die mit gutem Namen, werden hier nämlich
nicht geführt. Eigentlich schade. Ein Hinweis auf den westfälischen
Fachmann wäre vom Münchener Stammhaus allerdings ein echter
Kundenservice, die Klassiker- und Oldtimerszene wäre jedenfalls dankbar.
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BMW und vor allem Boxer-Experte: Heinz Bals
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Für Heinz Bals spielt diese jedoch keine Bedeutung. Auch ohne diesen
Adressenvermerk ist sein Betrieb seit Jahren weit über die deutschen
Landesgrenzen bekannt. An einer BMW-Werksvertretung war und ist er sowieso
nicht interessiert. "Um die aktuelle Modellpalette zu verkaufen,
müssten wir unsere betriebliche Infrastruktur komplett umkrempeln,"
lässt der BMW-Experte wissen. "Wir bräuchten einen feudalen Showroom
zur Präsentation der Maschinen und des Zubehörs, müssten uns auf die
Bedürfnisse und Wünsche der jetzigen BMW-Kundschaft einstellen, das
Tagesgeschäft mit den Neumaschinen hätte jederzeit Vorrang. Eine
klassische BMW R69S von 1966 stände wahrscheinlich dann nur noch als
Ausstellungsmaschine im Verkaufsraum und die Zeit sich intensiv um
Wartung, Reparatur und Restauration der verschiedenen Modellreihen zu
kümmern, hätten wir jedenfalls auch nicht mehr. Auf zwei Hochzeiten
gleichzeitig tanzen, kommt für uns daher nicht in Frage."
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Klassiker: BMW R69S
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Zunächst sollte es jedoch ganz anders
kommen. Die Bundeswehr verschlug den Schwarzwälder 1976 nach Bückeburg
in Niedersachsen. Hier absolvierte er seine Hubschrauber-Mechanikermeister
Ausbildung, er brachte es bis zum Hauptfeldwebel und war als
Hubschrauber-Bordmechaniker über 1200 Flugstunden in der Luft. "Im
Prinzip hatte ich an diesem Beruf viel Spaß. Doch eins störte mich mit
der Zeit gewaltig, defekte Hubschrauberbauteile mussten wir immer komplett
auswechseln, mal nachsehen, was da kaputt gegangen war und dann in unserer
Werkstatt selbst reparieren, war jedoch nicht erlaubt", verrät der
ehemalige Zeitsoldat.
Für den Perfektionisten war dies auf Dauer keine befriedigende Situation.
Sein Hobby Gespannfahren und an Motorrädern schrauben hatte Heinz Bals
während der Bundeswehrzeit jedoch nie aufgegeben. In seiner picobello
eingerichteten Werkstatt gleich im Haus werkelte er nach Feierabend und am
Wochenende vorrangig an BMW Boxer-Maschinen und seiner großen
Leidenschaft den BMW-Boxer-Gespannen.
Im Sommer 1981 machte der Wahlwestfale
sein Hobby zum Beruf und eröffnete die Motorradreparaturwerkstatt "HBS",
Heinz-Bals-Spezial, im Bückeburger Ortsteil Cammer. Neben der neuen
beruflichen Herausforderung nahm die HBS-Gespannbau- und fahrerei
weiterhin einen festen Platz ein. Zwischen 1978 und 1992 war der
hartgesottene Dreiradpilot insgesamt 14mal bei der Kristall-Rallye in
Norwegen, bei der es im Januar bis zu 40 Grad kalt werden kann. "Diese
Winterrallye gehört sicherlich zu den anspruchsvollsten, aber auch
schönsten, Gespannfahrertreffen in der Szene", schwärmt Heinz Bals
noch heute von den Ausflügen nach Skandinavien.
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Dreirad-Akrobaten: Heinz Bals/Horst Anderten
(Foto:
Archiv-Bals)

Heinz Bals und sein
BMW-WM-Gespann von
Enders/Engelhardt
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Richtig heiß ging es dagegen bei seinen Sportengagements zu. Zunächst
beteiligte sich der Amateur-Rennfahrer mit einem echten Kneelergespann mit
1000er BMW-Boxer-Motor bei den Moto-Aktiv-Veranstaltungen. Nachdem das
Team Bals/Neugebauer 1990 mit ihrem sogar für die Straße zugelassenen
Rennflitzer die Moto Aktiv-Serienmaschinen-Trophy haushoch gewonnen
hatten, beschlossen Heinz Bals und sein neuer Beifahrer Roland Dehne für
1991 nun richtige Rennen im OMK-Rundstrecken-Pokal zu fahren. Gegenüber
den leistungstarken Zweitakt-Gespannen war das nur 90 PS starke
Boxer-Gespann allerdings der absolute Außenseiter. Doch die
Dreirad-Akrobaten Bals/Dehne machten mit sensationell beherzter Fahrweise
das Leistungsmanko wett und wurden 1991 Champion. Der nächste logische
Schritt in der Karriereleiter war der Sprung, nun aber mit einem
reinrassigen Zweitakt-Renngespann, in die Deutsche Meisterschaft. "Dass
hier ein ganz anderer Wind weht, war uns von vornherein bewusst. Schnell
mussten wir aber erkennen, dass wir ohne Sponsoren und weiterhin als
Wochenendrennfahrer unsere bisherigen Erfolge in der DM unmöglich
fortsetzen können", erzählt Heinz Bals von der damaligen Zeit.
"Und
so stand ich vor der Entscheidung, entweder volles Engagement im Rennsport
mit Abstrichen im Geschäft oder mich zukünftig nur noch 100prozentig um
meinen inzwischen auf fünf Mitarbeiter angewachsenen Betrieb zu kümmern.
Die Entscheidung fiel für den Betrieb."
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Team HBS
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Längst platzte die
BMW-Reparaturwerkstatt in Cammer aus allen Nähten. Für die
Sicherstellung der Teileversorgung für die Einzylindermodelle sowie ab
R51 bis hin zur R69S hatte Heinz Bals vom französischen Armee das gesamte
Ersatzteillager aufgekauft. Weiterhin wurden auf Kundenwunsch HBS-Gespanne
mit dem selbst nachgefertigten TR500 Beiwagen hergestellt. Der einsetzende
Oldtimer-Boom Anfang der 90er Jahre brachte zusätzlich weitere Aufträge
und wieder stand Heinz Bals vor einer großen Herausforderung. Im
Nachbarort Päpinghausen wurde ihm 1993 ein alter Bauernhof mit über 1000
m2 Nutzfläche zum Kauf angeboten.
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Inzwischen ist der Hof auf die
Bedürfnisse und Ansprüche, die Heinz Bals von einer Motorradwerkstatt
hat, umgebaut und eingerichtet. Bemerkenswert dabei ist, dass der Hausherr
es hervorragend verstanden hat, eine traditionelle Ambiente zu schaffen.
Schrauben, Muttern, Federringe, Splinte, Lüsterklemmen und wer weiß was
sonst noch, sind zum Beispiel nicht in schnöden Kunststoffboxen
einsortiert, sondern lagern in Holzschubfächern. Wer in die
Motorradwerkstatt kommt, fühlt sich in die 60er Jahre zurückversetzt.
Diese Atmosphäre strahlt eine fast schon fremdgewordene Ruhe aus, fast
möchte man behaupten, hier ist es richtig gemütlich. Selbst Strom und
Heizung für die Werkstatt liefert ein selbst restaurierter "Herford-17,5-Liter-Einzylinder-
Großdiesel"
als Blockheizkraftwerk.
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"Vom Hof in die Werkstatt"
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Werkzeuge, Messgeräte, Dreh-, Fräs- und Bohrmaschinen
sind dagegen auf dem neuesten Stand. In der mechanischen Abteilung lässt
sich im Prinzip alles reparieren oder instandsetzen. "Der große Vorteil
von alten Motorrädern ist die Reparaturfreundlichkeit. Verschlissene
Zylinder lassen sich mit Übermaß-Kolben bestücken, es gibt
Übermaß-Lagerschalen für die Kurbelwelle, auch lassen sich
verschlissene Ventile und Ventilsitze im Zylinderkopf mühelos überholen,
um hier nur einige Beispiele zu nennen. Bei Neumaschinen werden dagegen
die kaputten Bauteile meist ausgetauscht, eine Reparatur würde sich
vielfach wirtschaftlich kaum rechnen", plaudert Heinz Bals aus dem
Nähkästchen. Und genau auf diese Arbeiten hat sich HBS inzwischen
spezialisiert, die Instandsetzung von BMW Motoren, Getrieben und
Hinterradantrieben. Ein Großteil des Erfahrungsschatzes stammt aus dem
Gespannbau und den Rennaktivitäten. "In beiden Bereichen wird das
Maschinenmaterial extrem beansprucht, was sich hier bewährt hat, fließt
automatisch in unsere Reparaturmethoden ein. Neben den Instandsetzungen
führen wir natürlich auch Modifikationen durch und hier sind unser
Erfahrungen ebenfalls unbezahlbar", beton Heinz Bals.
Die Leute bei HBS sind BMW Kenner und Experten,
Handwerker, die ihr Fach verstehen und immer noch Motorradfahrer, und das
macht sie so sympathisch.
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Adresse:
HBS
Heinz Bals
Unter den Eichen 28a
32423 Minden - Päpinghausen
Tel.: 0571 - 35921
Fax: 0571 - 33930
www.HBS-BMW.de
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