Erinnerungen von Winni Scheibe an seine Begegnung 1970
mit dem Bones-Gründer und späteren dreifachen
AMA Sidecar National Champion
Larry Coleman.
"Biker und Racer mit Benzin im Blut"
Text: Winni Scheibe
Fotos: Archiv-Coleman, Winni Scheibe, Archiv-Scheibe, Archiv-Werk
US-Racer Larry Coleman
(Archiv-Scheibe)
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Als
Jugendlicher verschlang ich Abenteuerromane, schaute Cowboy- und
Indianer TV-Serien und träumte vom Wilden Westen. Im Teenageralter
drehte sich fast alles um Beatmusik, Flowerpower und kalifornischen Hippiekult. Kaum 18 Jahre alt lief 1969 Easy Rider im Kino. Wenig später
war ich ein frisch gebackener Motorradfahrer. Anfang der 1970er Jahre
lernte ich in Frankfurt US-GI Larry Coleman und seinen nach
amerikanischem Vorbild organisierten eben gegründeten
Motorradclub Bones kennen. Aus dem Treffen mit Larry wuchs eine
feste Freundschaft mit immer wieder kehrenden Begegnungen bei uns in
Deutschland und ab 1980 in seiner Heimat, dem "Wilden Westen"
der USA, in Kalifornien.
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Erinnerungen von Larry Coleman und Winni Scheibe an den Bones MC
Eine Geschichte, die längst zur
Geschichte geworden ist:
Bones MC: "Wie es 1968 anfing..."
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Bones MC Frankfurt um 1969
(Foto: Archiv-Coleman) |
Fast zeitgleich zu Easy Rider
(Kultfilm USA 1969) kamen
bei uns die Chopper-Philosophie und Biker-Manie auf. Zunächst aber nur
vereinzelt, denn fertig zu kaufen gab es die skurrilen Bikes noch lange
nicht. Wer nach amerikanischem Vorbild einen individuellen Chopper wollte, musste selbst den
Schraubenschlüssel schwingen. Auch die Clubszene, MC Motorradclub, steckte noch in den
Kinderschuhen. Doch die Steine rollten...
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Kultfilm: "Easy Rider"
(Archiv-Scheibe)
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Seit Ende 1968,
noch fünf Jahre bevor die Hells Angels MC in Hamburg
gegründet wurden, gab es in Frankfurt am Main bereits einen echt-amerikanischen
Motorradclub, die Bones. In diesem MC waren zunächst nur eine Handvoll US-Soldaten organisiert, die fern der Heimat ihr Hobby pflegten. Genau
wie bei den MC`s zu Hause trugen sie die Colors (Bezeichnung für die Rückenpatches oder auch Clubabzeichen)
auf dem Rücken ihrer Jeansjacke. Bei den Bones war es eine übergroße Knochenhand, die auf
schwarzem Stoff gestickt war.
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Gründungsmitglied und erster
Präsident der Frankfurter Bones
war Larry Coleman. Als Larry mit einigen jungen, damals wehrpflichtigen
in der Rhein-Main Air Base stationierten,
US-GIs die Bones gründete,
ahnte sicherlich keiner von ihnen, dass ihr Club mal Ursprung und
Vorbild für den
Bikerkult und die MC-Szene in Deutschland, vielleicht sogar für Europa, werden sollte.
Heute gehört die Bones-Gründerzeit längst zur Geschichte. Und weil
die Sache schon so lange her ist, muss man sich ganz weit zurücklehnen
und nachdenken, wie es denn damals so war. Ein Erlebnis werde ich
allerdings nie vergessen. |
Bones Präsident:
Larry Colemam (um 1969 -1970)
(Foto: Archiv-Coleman) |
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Ende der
1960er, Anfang der 1970er Jahre waren aus unserer
damaligen Motorradclique in Arolsen (Nordhessen) Karlheinz, Gisela und
ich zu einer Fete in Frankfurt eingeladen worden. Ich gebe ehrlich zu,
ich hatte als damals gerade 18-jähriger Motorradnovize keine
Ahnung zu wem und zu was für einer Motorradfete wir eigentlich fuhren. Den
beiden anderen gings kaum besser. Wir hatten lediglich die private
Adresse von einem amerikanischen Soldaten namens Larry Coleman, bei dem
wir Freitagabend in Frankfurt eintrudelten. In der Wohnung war
bereits Mords-Stimmung, wir wurden aber, obwohl uns fast keiner kannte,
wie alte Freunde begrüßt und aufgenommen. Außer Larry und seiner
deutschen Freundin sprach keiner deutsch, es waren alles Amis. Das
spielte aber überhaupt keine Rolle, mit unseren paar Brocken Schulenglisch
wurde es nämlich noch lustiger. Doch was noch viel wichtiger war und
uns verband, war das gemeinsame Hobby: Motorrad fahren. Anfang der 1970er
Jahre war ja bekanntlich auf westdeutschen Straßen absolut "tote Hose", und die, die
damals Motorrad fuhren, ließen sich an zwei Händen abzählen. Heute
längst vergessen und nicht mehr vorstellbar.
Bis tief in die Nacht saßen wir zusammen, erfuhren von ihrem MC,
diskutierten über Gott und die Welt, tranken etliche Flaschen Bier leer
und einige rauchten sogar Joints.
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Am nächsten Morgen
ging's zum
verabredeten Treffpunkt an der Rhein-Main Air Base. Larry fuhr mit
seinem BMW-R69S-Gespann vorweg, Karlheinz folgte auf seiner futschneuen
BMW R75/5, ich hatte damals eine BMW R50S. Von dort aus starteten wir
mit über einem Dutzend Motorrädern in den Taunus. Noch nie zuvor war ich in
einer so großen Motorradgruppe und dazu auch noch so langsam
gefahren. Mick, der einzige auf einer Harley-Davidson, fuhr an
der Spitze, er bestimmte mit seiner Sportster das Tempo. Die andern folgten, immer schön
rechts-links versetzt. Von Larry war vorab bei der Fahrerbesprechung
striktes Überholverbot in der Gruppe angesagt. Unser Ziel war ein Waldgasthaus im
Wispertal. Vom Wirt hatten sich die Bones bereits Tage vorher das Campen
auf der Wiese erlauben lassen, aber sicherlich hatte der Gastwirt niemals damit
gerechnet, dass die "verrückten Motorradfahrer" tatsächlich
auftauchen würden, schließlich war es Mitte Februar. |
(Foto: Archiv-Coleman)
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Wir hatten
zunächst die Kneipe ganz für uns alleine und konnten so ungestört unseren
Spaß ausleben. Als später Gäste kamen, wechselten wir ins
Nebenzimmer. Noch etwas später kam einer auf die Idee, zu einer
Karnevalveranstaltung im Nachbarort zu fahren. Wegen einer Kostümierung
brauchten wir uns keine Gedanken zu machen, wir waren ja bereits als
"Motorradfahrer"
verkleidet. Bis in die frühen Morgenstunden feierten wir im Festsaal.
Es war eine bockstarke Party, alle, die Einheimischen, die Bones und
wir als MC-Gäste, hatten riesigen Spaß.
Tief beeindruckt von der Kameradschaft, aber auch vom disziplinierten
Auftreten der Bones habe ich dieses MC-Wochenende bis heute nicht
vergessen. Bald sollten weitere Besuche bei den Bones und Larry folgen, zwischen Larry und
mir entwickelte sich im Laufe der Zeit eine echte Freundschaft.
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(2 Fotos: Archiv-Coleman) |
Zeitungsbericht in
"The Overseas Weekly"
Oktober 1968
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Bones Clubleben um 1969 - 1970
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(4 Fotos: Archiv-Coleman)
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"Long time ago"
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Mein Drang zur Weiterbildung und dem nochmaligen Drücken der Schulbank,
von 1974 bis 1976 machte ich die Ausbildung zum Maschinenbautechniker, ließ den Kontakt zu Larry und
dem Bones MC später ziemlich einschlafen.
Und als ich irgendwann erfuhr, Larry sei in seine Heimat Kalifornien zurückgekehrt,
dachte ich nie und nimmer daran, ihn je wieder zu treffen. Die Bones hatten sich im Laufe der Jahre
längst zum größten Biker-Club bei uns
entwickelt, auch wurden sie für viele deutsche MC`s das Vorbild
schlechthin.
Das Kapitel Larry Coleman war eigentlich für mich abgeschlossen.
Eigentlich, denn es sollte ganz anders kommen.
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Wiedersehen mit Larry Coleman:
1980 in Daytona Beach bei
der Bike Week
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Als ich 1980 in Daytona Beach bei der
Bike Week war und mit meinem Mietwagen raus zum Speedway fuhr, winkte
mir am Straßenrand jemand zu. Ich stoppte und er fragte, ob ich ihn ins
Fahrerlager mitnehmen könnte. Sofort kamen wir ins Gespräch und als mein Beifahrer
merkte, dass ich Deutscher bin, kamen gleich die Klischee-Sätze: "Oh Germany, kenne ich auch. Da war ich als Soldat stationiert. Ich habe
Frankfurt, Heidelberg und Hockenheim gesehen". Als er dann aber auch noch
erzählte, dass er in Deutschland viel Motorrad gefahren sei, fiel mir
nichts besseres ein als: ich kannte auch mal einen Ami namens Larry
Coleman. Er sah mich mit großen Augen an, tippte sich auf die Brust und
rief: "Larry Coleman bin ich!" War das eine Überraschung! Solche Zufälle
erlebt man nicht oft im Leben. Nun muss zum besseren Verständnis
erwähnt werden, dass ich Larry mit langen Haaren und einem Rauschebart
in Erinnerung hatte. Als wir uns in Daytona trafen, waren die Haare kurz,
und an Stelle des Vollbartes trug er einen Schnäuzer, und dann waren ja
auch noch etliche Jahre dazwischen. |
Gespann-Experte: Larry Coleman 1980 bei
der Bike Week in Daytona Beach
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Seit dieser Zeit stehen wir
in ständigem Kontakt. Larry hat mich in Deutschland besucht, ich war
einige Male bei ihm in Kalifornien. Als wir uns eines Tages über alte
Zeiten unterhielten, kam mir die Idee, dass man die
Entstehungsgeschichte der Bones eigentlich aufschreiben sollte. Larry
kramte spontan in seinen Arsenalen und drückte mir einen Schuhkarton
voller alter Fotos und Zeitungsberichte in die Hand. Und weil wir schon so
tief in der Vergangenheit schwelgten, machten wir uns auch gleich
an die
Arbeit. |
Alte Freunde:
San Francisco 1981 Larry und Winni |
Interview mit Bones-Gründer Larry Coleman
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Winni:
Wer hat eigentlich die Bones gegründet?
Larry:
Wir waren damals sechs oder acht
motorradverrückte GI´s und kamen im Herbst 1968 auf die Idee einen Motorradclub
zu gründen.
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US-Biker um 1965: Larry Coleman
(Foto: Archiv-Coleman) |
Winni:
Wie kamt ihr zu eurem Clubzeichen und Namen?
Larry:
Damals gab es bei uns in MAD Magazin eine Story über die
Gefahren des Rauchens. Als abschreckende Illustration war eine Knochenhand, die eine
Zigarette hielt, abgebildet. Wir fanden das Cartoon sehr witzig und
beschlossen, das wird unser Colors und wir nennen uns BONES. Wir haben
uns nicht viel dabei gedacht, es passierte ganz spontan, fertig, so
einfach war es. Zunächst trugen wir nur die Knochenhand auf schwarzem
Untergrund, allerdings anstelle der Zigarette, das Bones-Logo zwischen
Daumen und Zeigefinger. Erst als wir den Mannheimer Chapter aufmachten
kamen die Rockers (die gebogenen Balken mit Schriftzeichen oben und
unter den Colors) hinzu.
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Winni:
Gab es damals schon eine Clubsatzung und wer durfte
Bones werden?
Larry:
Das Wichtigste und natürlich die
Voraussetzung war der Besitz eines eigenen Bikes. Unsere eigentliche Clubsatzung
bildete sich erst im Laufe der Zeit. Wer bei uns mitmachen wollte,
konnte mitfahren und bei Parties teilnehmen, aber erst, wenn ein Neuer von allen
Bones-Clubmitgliedern einstimmig akzeptiert wurde, durfte er das Clubabzeichen tragen. Als im
Sommer 1969 immer mehr zu uns kamen, erschwerten wir die Mitgliedschaft.
"Clubarbeiten", die ein Bones nicht mehr machen wollte,
zum Beispiel beim Besuch eines Motorradtreffens das Bones-Clubzelt
aufbauen, für kaltes Bier sorgen und aufräumen, musste der
Anwärter erledigen (Larry lacht). Es war allerdings damals nie
besonders schwierig ein Bones zu werden. Im Vordergrund stand ja das
Motorrad fahren, die Kameradschaft und natürlich die Loyalität zum
Club.
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Winni:
Wie lange warst Du Präsident von den Frankfurter
Bones?
Larry:
Ich war rund drei Jahre Präsident, vom Anfang
bis 1971. Schon bald kam Gene I. Thoms und Fips (Günter Brecht, später
Macher des Szenenmagazins BIKERS NEWS, Huber-Verlag) zu mir und wollten ein Chapter in
Mannheim gründen, später folgte der Chapter in Wiesbaden.
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Winni:
Ihr wart ja alle bei der Armee, welche Dienstgrade
hattet ihr?
Larry:
In der Regel hatten alle
Mannschaftsdienstgrade, einige waren Unteroffiziere, aber meines Wissens
war kein Offizier dabei.
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Winni:
Hattet ihr die MC-Idee eigentlich aus den USA
mitgebracht und hattet ihr amerikanische MC-Vorbilder?
Larry:
Die eigentliche Idee für unseren MC hatten wir Ende 1968.
Natürlich kannten wir amerikanische Motorradclubs. Bei uns in den
Staaten haben MCs ja eine lange Tradition. Fast so lange schon, wie es
bereits Indian und Harley-Davidson gibt. Schon in den 1910er und 1920er
Jahren haben die beiden großen Motorradhersteller eine
professionelle Händlerpolitik betrieben. Nur ausgewählte und
motorradüberzeugte Handwerker wurden als Vertragshändler eingesetzt.
Für eine gute Markenbindung vom Hersteller zum Motorradkäufer gab´s
bereits damals Fahrerbekleidung mit großen Indian oder Harley-Davidson
Aufschriften.
Viele Dealer organisierten für ihre Kundschaft Motorradtouren zu
Rennveranstaltungen, zu Motorradtreffen oder zum Barbeque mit
Lagerfeuerromantik am Wochenende.
Dabei trugen die Indian oder Harley-Davidson Fahrer stolz wie Oskar die Bekleidung
mit dem Markenlogo. Manche Händler erweiterten auf der Bekleidung die Markenaufschrift mit
ihrem Firmennamen. Das gab der
jeweiligen Kundschaft eine noch engere Gruppenbindung. Tauchte
irgendwo solch ein Tross auf, wussten andere Motorradfahrer sofortm
woher die Gruppe stammte.
Diese Gruppengemeinschaft
war sicherlich Ursprung der späteren vereinsmässig-
strukturierten Motorradclubs.
Motorradfahrer anderer
Marken, aber auch Indian und Harley-Davidson Biker, die nicht in diesen
elitären markenbezogenen Gruppen mitfahren und mitmachen wollten,
schlossen sich so ab den 1930er Jahren in nicht markengebundenen, freien Motorradgruppen oder
auch schon in Motorradclubs zusammen. Ähnlich wie in anderen
gesellschaftlichen Vereinen oder Clubs wurde hier das Hobby Motorrad fahren gepflegt und
gelebt. Man traf sich beim Stammtisch, verbrachte die Freizeit zusammen
und unternahm Ausfahrten. Es gab bestimmt damals bei den MCs auch schon mehr oder
weniger eine Clubsatzung mit Clubpräsident, Kassenwart,
Schriftführer, regelmäßigen Clubmeetings und was sonst noch alles
dazu gehörte. Typisch bei allen war aber auf jeden Fall das auf dem Rücken
getragene individuelle Clubabzeichen. Meist wurde der Clubname
mit Clubsymbol auf eine Lederjacke oder Weste genäht, oder gestrickt. Eins
hatten aber alle MCs gemeinsam und das war die Begeisterung und
Leidenschaft fürs Motorrad fahren, die Kameradschaft und
Hilfsbereitschaft, man hielt zusammen wie Pech und Schwefel.
Wir hatten aber auch
diverse Rockerfilme gesehen, wussten, was in der Szene abging. Später
haben wir die Rockers (die zusätzliche Clublogos auf der Weste) zu unseren Colors hinzugefügt, das war schon den
amerikanischen Clubs nachempfunden. Aber mit den
Hollywood-Rockerfilmen konnten wir nichts anfangen und so etwas
war auch nicht unser Ding. Nie haben wir uns als Rocker oder Biker
bezeichnet, wir waren überzeigte Motorradfahrer. Manche von uns und
besonders ich waren begeisterte Racer-Fans.
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In den USA entstanden bereits in den
1920er Jahren markentreue
Indian (Firmengründung 1901) und Harley-Davidson (Firmengründung
1903)
Motorradfahrer-Gruppierungen.
Harley-Davidson Fahrer um 1920
(Foto: Werk)
Indian und Harley-Davidson
Motorradfahrer um
1930 gemeinsam auf Achse.
(Foto: Werk)
Gruppenausfahrt um 1940
(Foto: Werk)
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Winni:
Ab wann gab es deutsche Biker bei den Bones?
Larry:
Ich denke so ab 1970. Der größte Zulauf von
deutschen Mitgliedern kam, als wir das Mannheimer Chapter aufmachten.
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Winni:
Hatten die Bones auch Frauen als Mitglieder?
Larry:
Wir erlaubten weiblichen Personen "angehängte"
Mitglieder zu sein, sie bekamen einen kleinen Armaufnäher, den sie
tragen durften.
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Winni:
Welche Motorräder habt ihr damals gefahren?
Larry:
Hauptsächlich waren es BMWs, weil da am
einfachsten dran zu kommen war. Einige fuhren aber auch BSA, Triumph
oder Norton, und als die Honda CB750Four rauskam, natürlich auch die.
Ich fuhr BMWs mit Seitenwagen und wie du dich sicherlich noch gut
erinnern kannst, fing ich während meiner Bones-Zeit mit der
Gespannrennerei im Jupo an.
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BMW-Renngespann |
Winni:
Hattet ihr eure Maschinen aus den Staaten mitgebracht
oder erst in Deutschland gekauft?
Larry:
Wir hatten die Bikes aus Deutschland, einige
holten sie sich aus England. Wir hatten allerdings auch schon einige
Harleys im Club, die direkt aus den USA kamen, doch Harleys waren
eigentlich selten.
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... Harleys kamen erst später...
(3 Fotos: Archiv-Coleman) |
Winni:
Gab es damals Probleme mit der Polizei, oder mit der
MP?
Larry:
Wir hatten niemals Ärger mit den deutschen
Gesetzen und die Militärpolizei auf der Air Base kümmerte sich auch
nicht viel um uns, sie ließen uns ziemlich in Ruhe. Wir hatten
tatsächlich niemals irgendwelche Probleme mit der deutschen Polizei. In
der Zeit, als ich Präsident war, wusste ich ganz genau, wann und wo wir
über die Stränge schlagen konnten und wann eben nicht.
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Winni:
Gab es damals schon andere deutsche MCs, die Colors
trugen?
Larry:
Zu dieser Zeit waren die deutschen Clubs
hauptsächlich Mopedcliquen, die wir allerdings überhaupt nicht
beachteten. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Bones der erste
echte "Big-Bike"-Club in der ganzen Gegend.
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Winni:
Wie sah euer Clubleben aus und was habt ihr so
angestellt?
Larry:
Wir trafen uns mindestens einmal pro Woche in
einer Kneipe an der Air Base, mit den anderen Chapters kamen wir
wenigstens einmal im Monat zusammen. Der Treff Altrip wurde bald sehr populär,
unser Mannheimer Chapter hat sich da mächtig ins Zeug gelegt.
Wir fuhren jedes Jahr zum Elefantentreffen am Nürburgring, es war
schließlich das größte Motorradtreffen, das es in jener Zeit gab.
Aber einmal wollten sie uns da nicht haben, wir sind aber trotzdem
hingefahren und der befürchtete Ärger blieb natürlich aus (Larry
lacht wieder). Wir waren bei Motorradrennen in Hockenheim, Nürburgring,
Nieder-Rodenbach und natürlich Altrip. Manchmal haben wir auch unsere
eigenen "wilden Rennen" auf den Straßen im Taunus organisiert.
Es war eine schöne und wilde Zeit...
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Winni:
Wie oft gab es bei euch einen Clubabend?
Larry:
Regelmäßig einmal pro Woche Chapter-Treffen
und einmal im Monat gemeinsames Treffen. Wer nicht kam, musste sich eine
gute Ausrede einfallen lassen. Ich fühlte, dass es für den Club sehr
wichtig sei, ein vereinigter und ein zusammenhaltender Club zu sein,
keine einzelne MC, die machen konnten, was sie wollten. Ich glaube,
diese Einstellung hat die Bones so erfolgreich gemacht.
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Winni:
Was haben dir die Bones bedeutet?
Larry:
Die Hauptsache der Bones war
ja die Freude am Hobby Motorrad fahren. Aber auch, fern der Heimat Land
und Leute kennen zu lernen, Parties zu feiern und eine große Biker-Familie zu sein.
Vergiss bitte nicht, fast alle von uns waren als junge,
wehrpflichtige Soldaten der US-Armee weit weg von unserer Heimat in
Deutschland stationiert und der
Club wurde für uns eine Familie.
Die Kameradschaft,
Kumpelhaftigkeit und das 100prozentige Verlassen aufeinander war und ist etwas ganz Besonderes für mich und ich
werde mich immer als Bones Mitglied sehen und würde jeden, der ein
Bones-Logo trägt, als Bruder behandeln.
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Daytona Beach 1995:
"Bones-Meeting"
(2 Fotos: Archiv-Coleman) |
Winni:
Hast du heute noch Kontakt zu den Bones?
Larry:
Ja und nein. Wie du ja auch weißt, hat sich der Bones MC 1999 mit
dem Hells Angels MC vereinigt. Allerdings nicht alle. Ein harter Kern
ist bei den Old Bones Mannheim geblieben. Auch mein alter Clubkamerad
Fips. Da ich ja hin und wieder Mal in Deutschland bin, versuche ich bei
dieser Gelegenheit die Old Bones und Fips in Mannheim zu besuchen. Es
ist immer wieder schön meine alten Freunde zu treffen.
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AMA Sidecar National Champion Larry Coleman
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Anfang 1973 kehrte Larry nach Kalifornien zurück.
Damit war sein Clubleben vorerst beendet. Ersatz fand er jedoch in der
amerikanischen Seitenwagen-Rennfahrer Szene. Den Rennbazillus hatte er
sich ja bereits während seiner Bones-Zeit in Deutschland bei
Gespannrennen mit einer BMW-Seitenwagenmaschine im Jupo eingefangen.
Gemeinsam mit seinem Beifahrer Wendell Andrews kämpfte Larry fortan auf
den US-Speedways um Ruhm und Ehre. Bis zum großen Durchbruch sollte es
allerdings noch ein Weilchen dauern. Doch dann ging es aber Schlag auf
Schlag: 1976, 1977 und 1979 wurde das Gespann-Team Coleman/Andrews AMA
National Champion. Dieser Titel ist die höchste Auszeichnung, die ein
Motorradrennfahrer in den USA erreichen kann.
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Team Coleman/Andrews dreifache
AMA
National Champions
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Der Rennsport brachte
ihn quer durch die Staaten,
Kanada und nach Neuseeland. Als erstes US-Seitenwagen-Team konnten sie
1977 in der prestigeträchtigen "Marlboro-Serie" den zweiten
Platz belegen. Ein weiterer Höhepunkt in seiner Karriere wurde 1981 vor
120.000 Schlachtenbummlern der Sieg im Rahmenrennen des Formel-1-Laufes
in Long Beach/Kalifornien.
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Larry Coleman
(Foto: Archiv Coleman) |
Aber damit lange nicht genug. Auch als Rekordpilot
machte sich der schnelle Dreiradakrobat einen Namen. Mit einem
Spezial-Gespann erreichte Larry Coleman 1990 bei der "Bonneville Speed
Week" in seiner Klasse die sensationelle Geschwindigkeit von 174
mph (etwa 280 km/h). Dieser Rekord ist bis heute ungebrochen und eines
Tages, so hofft er, will er die 200 mph–Marke knacken.
Sein Hobby hatte er inzwischen zum Beruf gemacht. Als
PR- und Marketing-Manager war und ist Larry unter anderem für den
US-Schmiermittelgiganten KAL-GARD, den Auspuffhersteller SUPERTRAPP, den
Sitzbankspezialisten CORBIN, K&N und
Barnett
tätig. In der amerikanischen Motorradszene ist der Name Larry Coleman
nicht mehr wegzudenken. Sei es durch sein Engagement für den
Gespannrennsport, seine Pressearbeit, Beraterfunktion oder einfach als
exzellenter Fachmann, wenn es ums Thema Motorrad geht.
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VIP-Biker-Gäste
Superbike-WM-Lauf Laguna Seca/USA 2003
Dr. Hans Stelzl, stellv. Direktor im
Deutschen Bundestag, MdB Ernst Bahr,
Larry "fast" Coleman, Dr. Peter Struck, Bundesverteidigungsminister,
Ute Vogt, stellv.
Bundesinnenministerin,
Christina Bosch, MdEP Bernd Lange, MdB Albert Dess,
Klaus Zobel,
Harley-Davidson Manager
(v.l.n.r)
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Keine Frage, Larry hat in seinem Leben viel erlebt,
viel bewegt und viel erreicht.
Die gesamte Bikerszene kann stolz auf ihn
sein und ich bin es auch.
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