Ferienland Waldeck
"Fürstliche
Idylle"
|
Nach der Niederlage
Napoleons 1815 wurde Deutschland
wieder preußisch. Doch nicht
ganz. Das Fürstentum Waldeck
hatte
seine Selbständigkeit
behalten! Neben einer glanzvollen
Geschichte hat das Ferienland
heute einiges zu bieten.
Text:
Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Fromm |

Residenzschloss des ehemaligen Fürstentums in Bad Arolsen
|
Der
"Standort" ist heute ganz wichtig. Auch Politiker und
Wirtschaftsbosse haben es längst erkannt. Teo`s Eisdiele liegt
nicht nur direkt an der Hauptstraße, sondern auch mitten im
Kern von Bad Arolsen. Das Eiscafé ist eine Goldgrube. Aber auch
Bad Arolsen, ehemalige Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums
Waldecks, hat mit dem "Standort" Glück. Ganz gleich
von wo aus Gäste oder Besucher herkommen, das kleine
Fürstenstädtchen liegt fast mitten im Herzen Deutschlands.
Bekannt ist Bad Arolsen unter anderem durch seinen in Nordhessen
größten Kram- und Viehmarkt, die Barockfestspiele und bei den
Gespannfahrern durch die "Dreirad-Rallye" und
natürlich durch sein Schloss, die einmalige sechsreihige
Eichenallee und den Twistesee..
Aber richtig stolz sind die Bürger seit dem 22. Januar 1997 auf
das "Bad" vor Arolsen. Nicht minder stolz ist der Autor
auf besagte italienische Eisdiele. Sie müsste aber eigentlich
"Joe´s Bar" heißen, Ist "Biker-Time"
angesagt, vergeht keine Minute, in der nicht irgendwas passiert.
"The show must go on..."! "Joe´s Bar" ist
überall, in Bad Arolsen vor der Eisdiele aber ganz besonders.
|

Landesgrenze:
"Ferienland Waldeck" |

Big-Party: "Das Arolser-Viehmarkt" |
|

Mit dem Bike und der Freundin das Ferienland Waldeck erleben! |

Cappuccino-Pause:
Eisdiele Teo in Bad Arolsen
|

Bella Italia:
US-Kultbike vor
italienischer Pizzeria Salvatore in Wetterburg
|
Nach dem Cappuccino in Teo`s
Eisdiele in Bad Arolsen oder einer leckeren Pizza bei Salvatore
gleich im Nachbarort Wetterburg am Twistesee steht einer Rundfahrt durchs Waldecker Land nichts im
Wege. Die Gegend bietet reichlich Abwechslung. Vom alpinen
Skigebiet in Willingen reicht die Bandbreite über sanfte
Hügellandschaften, große Seen, dichte Wälder und
mittelalterliche Ortschaften. Von Bad Arolsen geht's zunächst
in südliche Richtung, zum Edersee.
Typisch für Waldeck sind die schmalen Landstraßen. Vom
Frühjahr bis spät in den Herbst beschatten die dichten
Mischwälder die langen Alleen, und kaum ein Sonnenstrahl
erreicht den Asphalt. "Mit der Nase im Wind" lässt
sich genussvoll die kühle Luft inhalieren, man "riecht und
schmeckt" die Natur. Nur wenig Verkehr stört den
Fahrrhythmus. Wie einst schlängeln sich verwinkelte
Nebenstraßen mal durch dichte Wälder, vorbei an saftigen
Wiesen und durch blühende Felder. Der gewählte Weg zum Edersee
führt durch abgelegene Ortschaften, viele Häuser sind im
Fachwerkbau errichtet, nicht selten sind die Misthaufen immer
noch direkt vorm Bauernhof platziert.
|

Zum Edersee
(Foto: Fromm) |

Waldeckische ländliche Idylle |

MC-Höringhausen

|
Die
eingeschlagene Route führt durch Höringhausen. Ortsausgangs,
rechts unten, liegt das schmucke Vereinshaus des ortsansässigen
Motorradclubs. Ein Club, den es bereits seit 1971 gibt.
Vorbei an Sachsenhausen, durch Ober- und Nieder-Werbe, setzt
sich die Bummeltour zum Edersee fort. Als Waldeck`sche
"TT" könnte man die Edersee-Randstraße bezeichnen.
Wer Kurven mag, ist hier richtig aufgehoben. Aber wie auch
anderswo rufen Beschwerden von Anwohnern über die "lauten
Rennmaschinen" immer wieder das Thema
"Streckensperrung" auf den Plan. Zum Glück ist es so
weit noch nicht gekommen. Weit über die Waldeck'sche
Landesgrenze bekannt ist der Motorradtreff an
der über 90 Jahre alten Sperrmauer und wenige Meter weiter beim
Ausflugsziel "Zündstoff".
|

Blick auf Schloss Waldeck |
Das Ferienland
Waldeck ist identisch mit dem früheren Landkreis Waldeck, der
auf eine außergewöhnliche Geschichte zurückblicken kann. Im
Jahre 1813 wurde Napoleon besiegt, und ganz Deutschland kam
wieder unter preußischen Einfluss. Allerdings mit einer
Ausnahme: In der neu geordneten Landkarte gab es, mitten
zwischen den Flüssen Eder und Diemel, einen weißen Fleck. Das
Fürstentum Waldeck hatte seine Selbständigkeit behalten! Einen
Anspruch, den das Herrscherhaus bereits seit 1717 zu verteidigen
wusste. Graf Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck wurde in diesem
Jahr vom Deutschen Kaiser Karl VI. mit dem erblichen
Fürstentitel beehrt, und sein Land stieg zum Fürstentum auf.
Nach Bauplänen vom Reißbrett entstand 1719 für den
zukünftigen Fürstensitz die Stadt Arolsen und nach Versailler
Vorbild ein prachtvolles Schloss. Das im Spätbarock- und
Rokokostil gebaute Städtchen war ab 1728 Haupt- und
Residenzstadt des Fürstentums und bis zum 1. April 1929 blieb
das Fürstentum Waldeck sogar selbständig.
Waldeck ist 1035 qkm groß und gut 40 Prozent
sind mit Wald bedeckt. Das Upland mit den Winterskiorten
Willingen und Usseln ist für Skifans ein Begriff, südwestlich
der Kreisstadt Korbach prägen romantische Täler der Flüsschen
Orke, Nuhne und Aar, gesäumt von sanften Bergen, die
Landschaft. Zu Recht trägt diese Gegend die Bezeichnung "Waldeckische
Schweiz".
|

|

Biker-Treff "Zündstoff" am Edersee
 |
Nach der Rast an
der Ederseestaumauer oder dem Biker-Treff "Zündstoff" geht´s zu einer Stippvisite in die
Kreisstadt Korbach und dann weiter auf den Eisenberg in
Goldhausen.
Die Aussicht reicht von hier oben bis weit in die "Waldeckische
Schweiz". Landschaft und Fahrspaß pur bieten die Straßen
im Upland. Über Rhena, Schweinsbühl, Giebringhausen, Ottlar,
Rattlar, Usseln biegt die Erkundungstour in Willingen rechts ab
zum Diemelsee. Gut 15 Jahre nach Baubeginn des Edersees begann
man 1920 mit der Errichtung der Diemeltalsperre. Mit 22
Millionen m3 ist der Diemelsee bedeutend kleiner als der
Edersee. Entsprechend kürzer ist die Diemelseerandstraße. Von
Willingen kommend führt der Weg bis Heringhausen etwa fünf
Kilometer direkt am See vorbei.
|
Welchen
Stellenwert Kradler für den Tourismus im Sauerland haben,
verrät Hotelchef Walter Saure vom Sauerländer Hof in Willingen:
"In der Motorradsaison wimmelt es bei uns nur so von Bikern.
Besonders am Wochenende kommen sie gleich scharenweise nach Willingen, sie
gehören längst zu unseren Stammkunden.
Ebenfalls zur festen Einrichtung gehören die Honda-Touren in
unserem Haus"
|

Meisterkoch:
Motorradgast Caroline mit Walter Saure |
|

Motorradtour durchs Waldeckerland |

Panoramablick:
Willingen und das berühmte Eisenbahn-Viadukt
|

Auf dem Eisenberg mit Blick auf die "Waldeckische
Schweiz"
(Foto: Fromm)
|

Blick auf den Diemelsee |

Badespass am Diemelsee
|
Adorf,
ursprünglich als "Dorf am Wasser" bezeichnet, liegt
gut sechs Kilometer vom Diemelsee entfernt. Geologie-Fans kommen
hier auf ihre Kosten. In den Klippen zwischen Adorf und
Giershagen wurden 300 Millionen Jahre alte Fossilfunde gemacht.
Das Adorfer Eisenerz-Bergwerk wird 1273 erstmalig urkundlich
erwähnt. Der 1600 m lange Stollen war bis 1962 in Betrieb und
ist heute zum Besucherbergwerk umfunktioniert. Von April bis
Oktober werden Führungen organisiert.
Voll im Trend liegen die Waldecker beim Stromerzeugen via
Naturkraft. Die Windkraftwerke stehen auf den Berghöhen von
Adorf. Zwar gab es auch hier zunächst Gegenstimmen, doch
letztendlich setzten sich die Zeichen der Zeit durch und heute
sind sie eine Attraktion. Zurück nach Bad Arolsen geht's über
"Tippel-Straßen", landwirtschaftlich geteerte Wege,
die für den öffentlichen Verkehr aber nicht gesperrt sind.
|

Vom Diemelsee zurück nach Bad Arolsen
(Foto: Fromm) |

Am Twistesee |
Direkt neben dem
Fürstenstädtchen liegt der dritte, kleinste und jüngste See
Waldecks, der Twistesee. Mit 9,1 Millionen m3 ist er knapp halb
so groß wie der Diemelsee. Er ist einer der saubersten
Talsperren in der Bundesrepublik und somit ein ideales
Erholungsplätzchen. Jedenfalls für Familien mit Kindern. Hunde
dagegen,
bekanntlich die besten Freunde der Menschen, dürfen nicht
ins kühle Nass. Aber noch viel schlimmer. Wer seinen treuen
Gefährten abseits vom Uferweg laufen und zum Baden ins
Wasser lässt, muss mit 500 Euro Bußgeld rechnen. Familien mit
Hunden und Hundebesitzer sollten daher tunlichst diesen
Stausee meiden. Leider verschweigt dies die Stadt Bad Arolsen
auf ihrer eigenen Homepage und auch die hundefreundlichen Quartiere
weisen auf diese "Hunde-Regel" nicht hin.
Die Straßen rund um das
Fürstenstädtchen Bad Arolsen sind ideal für
Ausflüge auf zwei und drei Rädern. Wer sich bei
hochsommerlichen Temperaturen im Twistesee erfrischen
möchte, muss das jedoch alleine machen, der beste
Freund muss zugucken, Hunde dürfen aus
"hygienischen Gründen" im See weder Wasser
schlappern noch baden. |
|
|
Neu Berich,
Volkmarsen und die Kugelsburg
|

Für den Bau der
Edertalsperre (1908 bis 1914) mussten die Orte Asel, Bringhausen und
Berich verlegt werden. Die Bewohner von Berich fanden nahe von Arolsen,
heute Bad Arolsen, in Neu-Berich eine neue Heimat. Mit im "Umzugsgepäck"
befand sich die Kirche. Manfred Bangert, dritter von rechts im Bild,
engagierter Ortskenner und Chef vom Reiterhof Bangert in Neu-Berich,
begrüßte eine Gruppe Motorradfahrer und referierte über die Kirchen- und
Ortsgeschichte der an der Deutschen-Fachwerk-Straße gelegenen und unter
Denkmalschutz stehenden Gemeinde.

Auf dem Reiterhof Bangert in Neu-Berich sind Pferdefreunde aller
Altersklassen gut aufgehoben.
Die Familie Bangert bietet von Reitanfängern bis hin zu geübten Reitern
mit eigenen Pferden ein umfangreiches Angebot. Ohne Stress und Hektik
lässt sich der Umgang mit Pferden erlernen
oder auf dem Pferd inmitten einer wunderschönen Landschaft den Alltag
vergessen.
Auch das ist ein Teil vom Ferienland Waldeck. |
Das Wahrzeichen von Volkmarsen ist die Kugelsburg; gleichzeitig
ist der Ort östliche Kreisgrenze. Die Burg wird geschichtlich
1155 erstmalig erwähnt und hat im Laufe der Zeit viel
mitgemacht. Besonders hoch her ging`s Anfang der siebziger
Jahre. Unvergessen sind die spontanen Feten. Damals störte sich
kein Mensch an den Motorrädern, am wilden Zelten, dem
Lagerfeuer und den durchzechten Nächten neben der Burgruine,
heute unvorstellbar...
|

Super-Tipp für Biker: Café und Restaurant "Zur Kugelsburg" in Volkmarsen

Blick von der Kugelsburg auf Volkmarsen und bis ins Upland |
In Waldeck prallen Historie und
Gegenwart aufeinander. Wer sich für Geschichte interessiert,
kann tief in die Vergangenheit abtauchen und wer mit dem Bike
die Gegend erkunden will, kommt obendrein auch noch richtig zum
Motorradfahren.
|
|